Julian Rijkhoff blickt zur Seite.

Auf Tuchfühlung mit den Profis: BVB-Talent Julian Rijkhoff beim Testspiel in Lünen. © imago / Treese

BVB-Youngster Julian Rijkhoff: „Ich mag es, das auf mich zu nehmen“

rnBorussia Dortmund

Die BVB-U19 startet mit dem Derby gegen Schalke in die Saison. Stürmer Julian Rijkhoff übernimmt eine neue Rolle. Zuvor spricht der 17-Jährige über Entwicklung, Erwartung und sprechende Füße.

Dortmund

, 11.08.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Einen Teil seiner Sommerpause hat Julian Rijkhoff in Spanien verbracht. Barcelona, Valencia – das niederländische Toptalent aus der BVB-U19 erlebte unbeschwerte Tage an der iberischen Ostküste. Davon zeugen Fotos bei Instagram. An selber Stelle postete der 17-Jährige auch immer wieder Bilder, die ihn beim Tennisspielen zeigen. Immer wieder veröffentlichte Rijkhoff Videos beim Spielen mit dem gelben Filzball. Fast schien es, als hätte er eine neue Lieblingssportart für sich entdeckt. Doch Anlass zur Sorge, er könnte dem Fußball den Rücken kehren, bestand zu keinem Zeitpunkt.

BVB-Stürmer Julian Rijkhoff steht vor einer entscheidenden Saison

„Es war überraschend gut und hat viel Spaß gemacht. Es ist wichtig, dass du auch mal etwas anderes machst“, sagt Rijkhoff, der zur Abwechslung viel Padel, Tennis und Volleyball spielte. Doch nach der Sommerpause rückte wieder der Fußball in den Vordergrund und das womöglich stärker denn je. Denn Julian Rijkhoff steht vor einer für ihn sehr wichtigen Saison. Mit der U19 von Borussia Dortmund ist er im vergangenen Jahr Deutscher Meister geworden. Gemeinsam mit dem inzwischen zur U23 aufgerückten Bradley Fink hat der Niederländer das Offensivspiel des BVB dominiert. Mit 15 Toren in 15 Spielen wurde Rijkhoff als Jungjahrgang in der abgelaufenen Saison Torschützenkönig in der Junioren-Bundesliga. Beim 9:1-Triumph gegen Fortuna Düsseldorf war er ganz besonders gut drauf, ihm gelangen fünf Treffer.

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Künftig wird Rijkhoff eine andere, noch wichtigere Rolle im Team einnehmen. An der Seite des zweieinhalb Jahre älteren und physisch überlegenen Bradley Fink war Rijkhoff oft derjenige, der sich ein Stück zurückfallen ließ. Fink war der Zielspieler, der die Bälle festmachte und die Verteidiger in vorderster Linie beschäftigte. Rijkhoff aber verkörpert einen anderen Stürmertypus. Eher einen Filou, der sich viel zwischen den Linien bewegt und dann in die freiwerdenden Räume vorstößt.

BVB-Angreifer Julian Rijkhoff gefällt die Rolle als Nummer neun

“Bradley ist ein guter Typ, ich mag ihn. Wir konnten gut zusammenspielen. Jetzt muss ich diese Rolle übernehmen. Jetzt bin ich wieder die Nummer neun, so wie damals bei Ajax – nur jetzt in Deutschland. Es braucht Zeit, sich da komplett anzupassen“, sagt Rijkhoff im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Rolle als Speerspitze gefällt ihm durchaus.

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„Als Neuner gucken alle Leute auf dich. Du musst die Tore schießen, das wird erwartet. Aber du kannst auch eine wichtige Rolle beim Pressing spielen. Wenn du vorweg gehst, kann die Mannschaft mitgehen. Du bist immer der Erste. Der Neuner ist immer wichtig. Ich mag es, das auf mich zu nehmen“, versichert der 17-Jährige.

BVB-Talent Rijkhoff: „Beim Fußball musst du nur mit deinen Füßen sprechen“

In den eineinhalb Jahren in Dortmund hat der Niederländer sich spürbar weiterentwickelt. Athletisch, physisch, fußballerisch, persönlich und auch was die Sprachkenntnisse angeht. Das erste Interview überhaupt nach seinem Wechsel aus Amsterdam musste er mangels Deutschkenntnissen noch auf Englisch geben. Diesmal aber bestreitet Rijkhoff weite Teile des Gesprächs auf Deutsch. Nur ab und an wechselt er ins Englische.

Julian Rijkhoff im Gespräch mit Trainer Mike Tullberg.

BVB-U19-Trainer Mike Tullberg (r.) hält viel von Julian Rijkhoff, erwartet aber auch permanente Leistungsbereitschaft vom Niederländer. © Kirchner-Media

Anfangs habe er sich gegenüber dem sehr stark technisch geprägten Fußball in den Niederlanden erst noch an den deutlich härteren, physischere Gangart in Deutschland gewöhnen müssen. Das ist längst geschehen. Inzwischen stellt ihn allenfalls noch die deutsche Sprache vor größere Hürden. „Deutsch ist schwer. Ich kann es inzwischen, aber beim Fußball musst du nur mit deinen Füßen sprechen. Das geht einfacher“, sagt Rijkhoff.

Ajax-Legende Marco van Basten übte Kritik am Wechsel nach Dortmund

Als er im Februar 2021 von Ajax zum BVB wechselte, sorgte das in seiner Heimat für Wirbel. Klub-Legende Marco van Basten kritisierte die Entscheidung öffentlich beim TV-Sender „Ziggo Sport“. „Ich denke, das ist sehr schlechtes Management. Es gibt keinen besseren Wettbewerb als die Eredivisie für junge Spieler in dieser Altersklasse. Sie wählen das Geld“, sagte van Basten. Plötzlich derart im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, war für Rijkhoff neu. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Menschen mit mir und meinem Wechsel befassen und beschäftigen. Ich kann das ausblenden. Ich mache immer, was ich selber möchte. Die Leute draußen können sagen, was sie wollen, das ist mir egal. Ich bleibe bei mir, das macht mich stark“, sagt der BVB-Angreifer.

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Dass er mit (berechtigter) Kritik umgehen kann – und sich ihrer auch annimmt, zeigt die aktuelle Vorbereitung. In der war Trainer Mike Tullberg nicht durchgängig zufrieden mit seinem Ausnahmestürmer. „Auch Julian Rijkhoff ist nur einer der Besten, wenn er jedes Mal 100 Prozent gibt und nicht nur ab und zu mal.“ Diese Botschaft adressierte der BVB-Coach auch direkt an seinen Schützling. Die Reaktion, die der junge Niederländer daraufhin zeigte, war jedoch deutlich. Seither gibt Rijkhoff richtig Gas und zeigte beim 5:0-Sieg im Test gegen RB Leipzig, dass er verstanden hatte.

Wichtige Lehre: „Du kannst nicht immer alles haben, was du willst“

Der Umgang mit Rückschlägen ist auch etwas, das Rijkhoff nach eigenem Bekunden stärker macht. Die Niederlagen im Viertelfinale der Youth League gegen Atletico Madrid (0:1) und im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart (1:3) zählt er dazu. „Wenn du im Stadion vor fast 20.000 Zuschauern spielst, ist das natürlich super krass. Wir sind in der Youth League weiter als alle Dortmunder Mannschaften davor gekommen. Wir sind deshalb schon stolz auf uns. Aber wenn du einmal so weit gekommen bist, möchtest du natürlich eigentlich mehr. Wir sind aus meiner Sicht unglücklich und unnötig gegen Atletico rausgeflogen. Trotzdem war es eine sehr schöne Erfahrung, im Stadion zu spielen“, sagt Rijkhoff.

Julian Rijkhoff sitzt enttäuscht auf dem Rasen.

Bitterer Moment: Sein Treffer reichte nicht. Julian Rijkhoff und die U19 des BVB unterlagen im Endspiel des DFB-Pokals gegen den VfB Stuttgart. © Neundorf/Kirchner-Media

Auch die Pleite im Pokal-Endspiel gegen Stuttgart sei vermeidbar gewesen. „Zum Glück hatten wir die Chance, zwei Finals in einer Woche zu spielen. Natürlich wäre es noch besser gewesen, wenn wir neben der Deutschen Meisterschaft auch den DFB-Pokal geholt hätten. Aber du kannst nicht immer alles haben, was du willst.“

BVB-Stürmer Rijkhoff: „Im Finale auf der Bank zu sitzen, war hart“

Getroffen hat ihn, dass er ausgerechnet im Finale um die Deutsche Meisterschaft beim 2:0-Sieg gegen Hertha BSC 90 Minuten lang auf der Bank schmoren musste. „Das war sehr hart für mich und natürlich schade. Ich war enttäuscht und hätte nicht erwartet, dass ich nicht spiele. Ich bin trotzdem froh über den Titel. Ich denke, dass ich über die Saison gesehen einen großen Anteil daran hatte. Wir haben die Meisterschaft gewonnen, das war das Wichtigste“, so Rijkhoff.

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Vielleicht kann er den Schwarzgelben mit seinen Treffern wieder den Weg bis ins Finale ebnen. „Es wäre natürlich super, wenn wir es wieder so weit schaffen würden. Ich denke, dass unsere Mannschaft dazu in der Lage wäre. Aber wir sind ein junges Team und müssen erstmal lernen und uns entwickeln“, sagt Rijkhoff. Das gilt natürlich auch individuell. Der 17-Jährige ist deutlich athletischer als noch vor einem Jahr. Der Prozess ist aber noch lange nicht abgeschlossen: „Es gibt immer Möglichkeiten, sich zu verbessern. Ich möchte stärker werden, zum Beispiel bei meinem Oberkörper oder den Beinen. Auf den ersten Metern möchte ich auch an meiner Beschleunigung arbeiten.“

BVB-Talent Rijkhoff hofft auf Profi-Karriere und viele Autogramme

Das Ziel ist klar: Eines Tages möchte er im Profi-Fußball landen. In der Vorbereitung durfte er bereits bei Testspielen der BVB-Profis gegen den Lüner SV und Dynamo Dresden aushelfen. „Es war eine unglaubliche Erfahrung, mit solch großen Spielern wie Dahoud, Hummels oder Malen auf einem Platz zu stehen“, sagt Rijkhoff. Es hat ihn in seinem großen Wunsch bestärkt: „Für mich ist das Ziel die erste Mannschaft. Dafür arbeite ich jeden Tag, jede Woche, in jedem Training und in jedem Spiel. Natürlich brauchst du dafür Tore, aber du musst dafür auch körperlich und mental bereit sein.“

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Bei den Profis seien Intensität und Erwartungen um ein Vielfaches höher. „Du musst viel laufen, jeder Pass muss genau kommen. Und auch der Umgang mit den Fans war neu für mich. Ich habe sogar ein paar Autogramme geschrieben“, sagt Rijkhoff. Und schiebt umgehend hinterher: „Hoffentlich kommen künftig noch ein paar mehr dazu.“