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Julian Rijkhoff und Bradley Fink: Wie zwei BVB-Talente für Furore sorgen
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund ist bekannt für eine gute Jugendarbeit. Zwei Talente sorgen aktuell mal wieder in der U19 für Furore: Julian Rijkhoff und Bradley Fink. Der Trainer ist begeistert.
22 Minuten sind absolviert und im Heimspiel gegen Alemannia Aachen steht es bereits 1:0 für den BVB. Da segelt ein Eckball von Dennis Lütke-Frie in den Strafraum. Dort lauert Julian Rijkhoff und fackelt nicht lange. Er nimmt den Ball per Seitfallzieher direkt. Volltreffer. Allerdings erwischt Rijkhoff nicht das Tor, sondern den Flutlichtmast, sein Versuch geht klar daneben.
BVB-Trainer Tullberg lobt: „Rijkhoff ist hochtalentiert“
Eines aber macht diese Szene deutlich: Hier traut sich einer was. Julian Rijkhoff ist trotz seiner erst 16 Jahre bereits mit reichlich Selbstbewusstsein ausgestattet – und mit dem Selbstverständnis eines Torjägers. „Julian ist hochtalentiert. Er spielt viel über seinen Instinkt, das kann man nicht lernen. Er ist ein Goalgetter mit richtig guter Abschlussqualität“, lobt ihn sein Trainer Mike Tullberg.
Im Januar dieses Jahres hatte sich der BVB im Werben um das niederländische Supertalent von Ajax Amsterdam durchgesetzt und ihn mit einem Vertrag bis Juni 2023 ausgestattet. Der 1,83 Meter große Angreifer war zunächst für die U17 vorgesehen, um sich fernab von zu Hause zu akklimatisieren. Rijkhoff wohnt im BVB-Jugendhaus. Nach kurzer Zeit verletzte sich der Niederländer am Sprunggelenk – die Folgen: drei Monate Zwangspause. Doch davon ist kaum etwas zu sehen.
Von Ajax zum BVB: Rijkhoff ohne Anpassungsprobleme
Seit Sommer ist der 16-Jährige nun bei der BVB-U19 – und beeindruckt dort seinen Trainer Mike Tullberg auf Anhieb. „Er hat sich sehr schnell an unsere Spielweise gewöhnt, was nicht selbstverständlich ist“, registriert Tullberg. Anpassungsprobleme offenbart Rijkhoff nicht. „Die größten Unterschiede zwischen Ajax und Dortmund sind die Anlagen. In Deutschland wird intensiver und härter gespielt, in Amsterdam ist es dagegen eher taktischer und technischer. Aber deshalb bin ich hier. Ich bin hier, um zu lernen, wie man hart arbeitet“, sagt Rijkhoff im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Mit Stirnband und mit dem Blick für die Lücke: Julian Rijkhoff gilt als hochveranlagter, quirliger Angreifer mit enormer Abschlussqualität. © Peter Ludewig
Eine Einstellung, die sie in Dortmund gerne sehen. Zumal der Nachwuchsstürmer trotz seiner hohen Veranlagung naturgemäß noch mitten in der Entwicklung steht. „Sein Spiel gegen den Ball muss er noch verbessern und aktiver sein. Ich möchte auch noch mehr Intensität in seinem Spiel haben“, stellt Trainer Mike Tullberg klar.
BVB-Angreifer Bradley Fink: Zwölf Minuten für vier Tore
Auch außerhalb des Rasens beschreibt ihn Tullberg als fleißig und vorbildlich. So paukt Rijkhoff jede Woche mehrere Stunden Deutsch. Die Verständigung läuft zumeist noch auf Englisch. „Aber mein Deutsch wird immer besser“, sagt Rijkhoff. Der BVB hat ihm zudem einen Privatlehrer organisiert, damit er parallel seinen Schulabschluss machen kann. Auf dem Platz trägt Rijkhoff meist ein Stirnband, um seine Frisur zu bändigen. Etwas, dass seinen Gegnern mit ihm häufig nicht gelingt.
Das fällt den Gegenspielern auch bei seinem Sturmpartner schwer: Bradley Fink. Gegen Alemannia Aachen trifft er gleich fünf Mal. Für die ersten vier Treffer benötigt er gerade mal zwölf Minuten. Vorbehalten, es hapere bei ihm manchmal an der Chancenverwertung, begegnet er so wie er vor dem Tor vollstreckt – mit eiskalter Gelassenheit. „Man hat gesehen, dass ich nicht so viele Chancen gebraucht habe für fünf Tore“, hält er sachlich fest.
BVB-Talent Fink schiebt Extraschichten mit Personal-Coach
Anders als sein Teamkollege Julian Rijkhoff, der sich viel in den Räumen bewegt, ist der 18-Jährige ein anderer Stürmertyp. Mit 1,91 Meter Körpergröße verfügt er über Gardemaß. Er ist eher ein klassischer Neuner, ein Angreifer für die Box, einer, der mit dem Rücken zum Tor lauert, den Ball behaupten kann und dann ganz schnell zuschlägt.
Das war allerdings nicht schon immer so. Als der Schweizer Fink im Juli 2019 vom FC Luzern zum BVB wechselte, war zwar schon sehr viel von dem erkennbar, was er heute zeigt. Doch seither hat er seine Fähigkeiten noch mal auf ein ganz anderes Level gebracht. „Ich habe für mich in den letzten Monaten hart gearbeitet und jetzt zahlt es sich aus“, bekennt Fink zufrieden. Immer wieder hat Fink nach dem regulären Training oder auch an freien Tagen Extraschichten geschoben, hat im Athletikraum an seiner Physis gearbeitet und zudem mit seinem Personaltrainer Björn Schulz geschuftet.
BVB-Trainer Tullberg lobt gestiegene Kritikfähigkeit
„Bradley hat in den vergangenen sechs bis acht Monaten eine tolle Entwicklung genommen. Er ist in einer ganz anderen körperlichen Verfassung als noch vor einem Jahr“, bestätigt Trainer Mike Tullberg. Fink habe sich in allen Bereich verbessert – auf, aber auch außerhalb des Platzes. Der Stürmer macht sehr viel mehr Sprintmeter auf dem Rasen und er hat gelernt, mit Rückschlägen besser umzugehen.

Explosive Kombination: Bradley Fink verbindet die Elemente eines klassischen Neuners mit der Extraportion Ehrgeiz. © imago images/Kirchner-Media
„Bradley hat verstanden, worum es geht und was er dafür tun muss, um seine Ziele zu erreichen. Er ist deutlich erwachsener geworden“, lobt Tullberg. Fink sein ein Vorbild, ein gutes Beispiel für viele andere Spieler. „Auch mental ist er deutlich widerstandsfähiger. Er nimmt unser Feedback und unsere Kritik positiv auf und setzt sie um“, so Tullberg.
BVB-Angreifer Fink: „Ein anderes Tempo als in der Schweiz“
Anders als Julian Rijkhoff wohnt Fink nicht mehr wie noch zu Beginn seiner Zeit beim BVB im Jugendinternat. Seine Eltern haben eine Wohnung am Phoenix-See genommen. Dort hat die Familie nun ihre zweite Heimat. In diesem Sommer hat Fink zudem sein Fachabitur an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel gemacht. Jetzt kann er sich voll und ganz auf sein sportliches Weiterkommen konzentrieren.
Den Wechsel vor zwei Jahren nach Deutschland, bei dem der BVB sich Gerüchten zufolge gegen 15 andere Klubs aus Europa, unter anderem AS Rom, Espanyol Barcelona und die TSG Hoffenheim, durchgesetzt haben soll, hat er nicht bereut. „Das Tempo ist ein anderes hier als in der Schweiz. Man hat weniger Zeit, wenn man den Ball hat, muss mit ein, zwei Kontakten spielen“, wird Fink in Dortmund vor ganz andere Herausforderungen gestellt.
BVB-Talente Bradley Fink und Julian Rijkhoff setzen Maßstäbe
Julian Rijkhoff und Bradley Fink gelten als Sturmjuwelen. Borussia Dortmund hat das Privileg, ihnen zu ihrem vollen Glanz zu verhelfen und davon im besten Falle in den nächsten Jahren zu profitieren. Ihr Trainer Mike Tullberg genießt die Zusammenarbeit mit den beiden, weil beide nicht nur die Anforderungen erfüllen, sondern Maßstäbe setzen. Weil sie in der Lage sind, auch ihn zu fordern und weil sie sich permanent verbessern möchten.
Wenn das klappt, haben Flutlichtmasten künftig nichts mehr zu befürchten – gegnerische Torhüter aber umso mehr.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
