Moukoko-Nachfolger Bradley Fink: Darum entschied sich das Supertalent für Borussia Dortmund

© Florian Groeger

Moukoko-Nachfolger Bradley Fink: Darum entschied sich das Supertalent für Borussia Dortmund

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Youssoufa Moukoko ist weg, Bradley Fink dafür da. Der 16-jährige Schweizer soll die Lücke schließen, die das Sturmjuwel in der U17 von Borussia Dortmund hinterlässt. Doch er bittet um Geduld.

Dortmund

, 10.07.2019, 10:51 Uhr / Lesedauer: 5 min

Man braucht nicht lange zu suchen, um Bradley Fink beim Laktattest der U17 von Borussia Dortmund auf dem Bochumer Gesundheitscampus ausfindig zu machen. Der Schweizer, gerade erst 16 Jahre alt, misst stattliche 1,90 Meter und überragt damit die meistern seiner Mitspieler um mehr als einen Kopf. Und schenkt man den meisten Experten Glauben, dürfte Fink sie auch fußballerisch bald überragen.

Der Neuzugang im BVB-Nachwuchs, gekommen vom FC Luzern aus der Schweiz, ist einer dieser Spielertypen, die sich zuletzt etwas rar gemacht haben im Fußball. Ein klassischer Mittelstürmer, nur eben moderner Prägung. Fink vereint all jene Eigenschaften in sich, die ihn recht eindeutig in die Kategorie Ausnahmetalent hieven.

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Trotz seiner Größe gilt der Torjäger als technisch versiert, er ist beidfüßig, torgefährlich, kopfballstark, schnell und hat ein gutes Gespür für die Räume. Dazu kommt ein enormer Ehrgeiz, den es braucht, um es ganz nach oben zu schaffen in den Profifußball, vielleicht sogar in Dortmund. „Das ist natürlich ein Ziel“, sagt Fink. „Aber ich weiß, dass ich noch Zeit brauche.“ Geduldig ist er übrigens auch.

Europäische Topklubs bekunden Interesse an Fink

41 Tore hat Fink zuletzt in 21 Spielen für die U16 des FC Luzern erzielt. So etwas weckt Begehrlichkeiten, zahlreiche Topklubs in Europa erkundigten sich nach Fink. Der FC Liverpool gehörte dazu, auch Manchester City, der AS Rom, Espanyol Barcelona. Sein Vater, Thomas Fink, bestätigte der Schweizer Internet-Zeitung „Zentralplus“, Bradley habe Anfragen erhalten „von fünf Premier League Vereinen, von denen vier zu den Top 6 in England gehören“. Aus der Bundesliga gesellte sich 1899 Hoffenheim dazu - und eben Borussia Dortmund.

Fink entschied sich, gemeinsam mit seiner Familie und seinem Berater Marco Lichtensteiner, am Ende für den BVB, weil sie hier die besten Chancen für den Spieler sehen, den nächsten Entwicklungsschritt machen zu können hin zu einem echten Topspieler. „Das Ausbildungskonzept bei Borussia Dortmund war und ist aus unserer Sicht das beste für mich. Ich bin überzeugt davon, dass ich hier auch individuell optimal gefördert werde“, sagt Fink.

Der potenzielle Nachfolger von Youssoufa Moukoko

Beim BVB wollen sie mit dem Schweizer erst einmal die Lücke in der U17 schließen, die der Abgang von Youssoufa Moukoko in die U19 gerissen hat. Nur um kurz noch mal die Größe dieser Lücke einzuordnen: Moukoko, dieses erst 14 Jahre alte Sturmjuwel von Borussia Dortmund, erzielte in der vergangenen Spielzeit unglaubliche 50 Tore für die Schwarzgelben.

Was passt da besser, als ein vermeintliches Wunderkind durch ein vermeintliches Wunderkind zu ersetzen, zu dem auch Fink wohlgemerkt von so manchen Medien bereits erklärt worden ist. Auch die Werbebranche hat den jungen Schweizer längst ins Visier genommen. Der Sportartikelhersteller Puma drehte mit dem 16-Jährigen im vergangenen Jahr bereits ein Promovideo, um einen neuen Schuh vorzustellen.

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Nun ist das mit solchen Superlativen, die bei Talenten dieser Größenordnung schnell fallen, ja immer auch so eine Sache. BVB-Berater Matthias Sammer hat beim Thema Moukoko jedenfalls schon mal vor allzu überzogenen Erwartungen gewarnt. „Der Junge kann nichts dafür, dass er so gut ist. Dass wir so viel über ihn reden, zeigt aber, dass wir früher mehr Talente hatten, die außergewöhnlich waren“, sagte Sammer der Nachrichtenagentur SID. „Was ihm gelungen ist, knapp 50 Tore in der B-Junioren-Bundesliga, das war früher bei den Topleuten Normalität!“

Selbstbewusst, locker, ehrgeizig, lernwillig

Das mit der Normalität liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Aber ob Bradley Fink am Ende tatsächlich die Lücke schließen kann, die Moukoko hinterlässt, dürfte eine der spannendsten Fragen der neuen Saison werden. Fink, darauf angesprochen, sagt: „Natürlich muss ich mich erst einmal an all das Neue gewöhnen, das um mich herum passiert. Aber ich hoffe, das mit das sehr schnell gelingen wird und ich dann auch an das, was Youssoufa hier erreicht hat, anknüpfen kann.“

Sebastian Geppert, Trainer der U17 des BVB, will Bradley Fink fördern.

Sebastian Geppert, Trainer der U17 des BVB, will Bradley Fink fördern. © Florian Groeger

Es ist dieses natürliche Selbstverständnis gepaart mit Lockerheit, Ehrgeiz und einer erstaunlichen Reife für einen 16-Jährigen, die einen daran glauben lässt, dass Fink all den großen Erwartungen tatsächlich gerecht werden kann. „Er ist ein super Junge, der einen tollen Charakter und eine tolle Familie hinter sich hat“, sagt Sebastian Geppert, Trainer der U17 des BVB. „Und natürlich ist er auch ein super Fußballer, der aber noch lange nicht fertig ist.“

Geppert will ihm dabei helfen, sich weiterzuentwickeln, irgendwann vielleicht auch mal „fertig“ zu sein. „Er weiß, welche Qualitäten ich habe, und er gibt mir Selbstvertrauen“, sagt Fink über seinen neuen Coach. Und er weiß auch, wie Fink selbst, wo die Defizite liegen. „Defensiv“, so der 16-Jährige, „muss ich sicherlich noch zulegen, auch im Ausdauerbereich“. Längst ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Dessen ist sich der BVB, dessen ist sich Fink bewusst.

Luzern-Verantwortliche sehen Wechsel nach Dortmund kritisch

Beim FC Luzern machte man ihm dennoch das Angebot, direkt in die erste Mannschaft hoch zu gehen. Fink schlug es aus. „Ich glaube, dass ich noch etwas Zeit brauche, um mich bestmöglich zu entwickeln“, sagt er. „Diese Chance sehe ich im starken BVB-Nachwuchs.“ Geduld - noch so eine Charaktereigenschaft, die Fink mit auf den Weg gegeben wurde.

Beim FC Luzern sieht man das freilich etwas anders. „Für die Karriereplanung eines großen Talents ist es sinnvoll, vor dem Sprung ins Ausland zumindest in der Challenge League gespielt zu haben“, hatte Luzerns Nachwuchschef Genesio Colatrella kürzlich „Zentralplus“ mit einer gewissen Verärgerung gesagt. Dass Fink stattdessen den Weg zum BVB eingeschlagen hat, in eine fremde Umgebung, wo er einer unter vielen sei, werde es für das Ausnahmetalent nicht leichter machen.

„Bradley wurde auf der Allmend entwurzelt. Nun wird er in einem großen Park in Dortmund wieder eingepflanzt in einem Beet voller Pflanzen, die er nicht kennt“, verpackte Coaltrella seine Kritik in recht blumige Worte. Der 16-Jährige weiß um die Spannungen, die sein Wechsel mit sich gebracht hat. „Es gab schon das ein oder andere Worte“, erklärt Fink. Der FC Luzern habe angekündigt, „dass man mir einen Vertrag anbieten wolle. Sie sind dann allerdings zu spät gekommen. Aber ich hätte mich so oder so für den BVB entschieden.“

Familie begleitet Bradley Fink nach Dortmund

Uns so wird Fink seine Zelte vorerst in Dortmund aufschlagen. Nicht im Westfalenpark, was ganz gut zu Coaltrellas Vergleich gepasst hätte. Der Schweizer wird ins Jugendhaus ziehen. Seine Mutter wird die meiste Zeit in Dortmund sein, der Vater an den Wochenenden. Die Familie hat sich eine Zweitwohnung in der Stadt zugelegt, sodass der Sohn zwei, drei Tage die Woche bei den Eltern übernachten kann.

„Ich sehe das gar nicht so dramatisch“, sagt Fink über den Wegzug aus der Heimat. „Borussia Dortmund war schon immer ein Traum von mir.“ Er sei schon früher ein großer Fan des Vereins gewesen. Die Mannschaft mit Marco Reus, Robert Lewandowski und dem jungen Mario Götze habe es ihm angetan. „Und für seinen Traum muss man eben auch Dinge aufgeben, wie zum Beispiel von zu Hause wegzuziehen.“

Bradley Fink lief beim Laktattest vorne weg.

Bradley Fink lief beim Laktattest vorne weg. © Florian Groeger

Wer Fink beim Laktattest in Bochum erlebt, ihn beobachtet, wie offen er auf seine neuen Mitspieler zugeht und den Kontakt sucht, kann sich ebenfalls nur schwerlich vorstellen, dass er große Probleme bei der Integration haben wird. Geppert sagt dennoch, dass Fink erst einmal ein bisschen Zeit brauchen werde, in Dortmund, beim BVB anzukommen. Man wird sie ihm geben bei Borussia. „Denn er hat sich sehr viel vorgenommen und ist sehr professionell eingestellt“, sagt der Trainer. „Bradley weiß genau, warum er hier den Schritt machen will.“

Nicht das eine Vorbild: Fink orientiert sich an mehreren Spielern

Gespannt darf man verfolgen, in welche Richtung Spieler sich Fink in den kommenden Jahren entwickeln wird. Der Spielstil von Zlatan Ibrahimovic, dem extravaganten Schweden mit dieser außergewöhnlichen Genialität auf der Platz, gefalle ihm, sagt der 16-Jährige. Auch Robert Lewandowski mag er. Und Christiano Ronaldo. Wegen dessen Einstellung „und wie hart er an sich gearbeitet hat“, so Fink.

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Jetzt zählt aber erst einmal der Start bei Borussia Dortmund. Und dort gibt der 16 Jahre Schweizer die Marschrichtung vor. „Grundsätzlich ist mein Ziel, mit Dortmund Titel zu gewinnen. Und wenn ich hier zufrieden bin, kann ich mir sehr gut vorstellen, auch länger in Dortmund zu bleiben.“ Das könnten sie beim BVB wohl auch, würde es doch heißen, dass das Supertalent den Erwartungen gerecht geworden wäre.

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