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Wieso BVB-Trainer Marco Rose Thorgan Hazard aus dem Kader gestrichen hat
Borussia Dortmund
Beim 3:0 gegen Union Berlin überrascht BVB-Trainer Marco Rose mit einer Personalmaßnahme, die auch als Signal zu verstehen ist. Nach außen, vor allem aber auch nach innen - an seine Spieler.
In Belgien schlug die Nicht-Berücksichtigung von Thorgan Hazard für das Auswärtsspiel an der Alten Försterei hohe Wellen. Hazard war am Samstag nicht nach Berlin geflogen, am Sonntag kristallisierte sich heraus: Verletzt ist der 28-Jährige nicht, er fand aus sportlichen Gründen keine Berücksichtigung. In den (manchmal wenig) sozialen Medien diskutierten die Fans. Verwunderung machte sich breit, zum Teil auch Unverständnis, vor allem im Nachbarland Belgien, der Heimat Hazards. Wie sich das Trio aus Hazard, Thomas Meunier und Axel Witsel in Dortmund schlägt, ist dort ähnlich wichtig wie die Performance von Kevin de Bruyne (Manchester City) oder Romelu Lukaku (FC Chelsea) in England. Die Nationalspieler sind in ihrem Land in aller Munde und überaus beliebt.
BVB-Trainer Marco Rose wählt sachliche Argumentation
Marco Rose ahnte die Tragweite seiner Entscheidung wohl schon vor Bekanntwerden und war umso mehr bemüht, die Personalie anschließend betont sachlich abzuarbeiten. Die Entscheidung sei im Trainerteam gemeinsam gefallen, erklärte Rose nach dem Spiel in neutralem Ton. „Wir haben uns für den Kader entschieden, der den besten Eindruck im Training hinterlassen hat.“
Weil Rose eigentlich nicht hätte betonen müssen, dass das Leistungsprinzip auch bei Borussia Dortmund gilt, ist es die Aussage hinter der Aussage, die Roses Satz eine pikante Note verleiht. Bei Hazard muss die Leistung unter der Woche also nicht ausgereicht haben, um sich für diesen Spieltagskader zu qualifizieren. Das verwundert nach einem 2:5 gegen Leverkusen, bei dem nicht nur, aber auch Thorgan Hazard weit von seinen Fähigkeiten entfernt Fußball gespielt hatte – und nach dem alle aufgerufen waren, schon in der Vorbereitung aufs nächste Spiel eine Reaktion zu zeigen.
BVB-Signal für mehr Leistungskultur und Konkurrenzkampf
Mehr Schärfe im Training, mehr Konkurrenz in den Einheiten, das war ein Wunsch fürs neue Jahr, nachdem Rose in der Hinrunde wegen der Vielzahl der Verletzten oftmals nur eine schmale Besetzung beisammen hatte und sich seine Mannschaft bisweilen quasi von alleine aufgestellt hatte. Der Warnschuss an Hazard zeigt, dass der Kampf um die Plätze in den kommenden Wochen härter geführt werden wird. Zumal drei Spieler (Meunier, Wolf, Haaland) in Berlin noch verletzt gefehlt hatten und Giovanni Reyna kurzfristig erkrankt ausfiel.
Rose hat also die Zügel angezogen. Dass er den sportlich eigentlich keine Rolle spielenden Brasilianer Reinier Hazard vorzog und sogar mit einem Kurzeinsatz belohnte, ist das offensichtliche Signal für mehr Leistungskultur und Konkurrenzkampf. Er hat offenbar auch den Ton verändert. Das Zeichen nach innen, das der 45-Jährige mit der Personalie Hazard setzte, ist dabei weitaus bedeutender als das Signal, das die Nachricht nach außen sendet. Mehr Schärfe und Direktheit in der Ansprache an die Mannschaft hatte Lizenzspieler-Leiter Sebastian Kehl indirekt schon vor Beginn der Rückrundenvorbereitung angekündigt, als er sagte: „Mit der Rückkehr der Verletzten wird Marco sicher auch noch an der ein oder anderen Stellschraube drehen.“
BVB-Mittelfeldspieler Hazard hat nur wenige Gelegenheiten, sich zu empfehlen
Mit dem souveränen 3:0 entging Rose unangenehmen Fragen nach Hazard, wobei sich ein Zusammenhang zwischen Hazards Nicht-Nominierung und einer Niederlage ohnehin nur schwerlich hätte herstellen lassen. Aber Roses Maßnahmen hatten gegriffen, auch die, die er im Vorfeld des Spiels getroffen hatte.
Am Tag nach der Rückkehr aus Berlin stieß auch Thorgan Hazard wieder zum Kader. Am Spielersatztraining nahm er normal teil, eine weitere disziplinarische Maßnahme nach der Ausbootung für den Kader muss der Belgier nicht befürchten. Ob Hazard am Donnerstag in den Kader zurückkehrt, ist freilich offen. Am Dienstag ist trainingsfrei, Mittwoch folgt das Abschlusstraining vor dem Europa-League-Duell mit den Glasgow Rangers. Wenig Gelegenheit für Hazard, sich dem Trainer neu zu empfehlen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
