
© picture alliance/dpa
BVB nach Union-Sieg: Warum die M-Frage kein Thema ist und was Kehl fordert
Borussia Dortmund
Der BVB schüttelt mit dem 3:0 bei Union Berlin den Frust der Vorwoche ab - mit der Meisterschaftsfrage will sich aber niemand beschäftigen. Sebastian Kehl stellt allerdings eine klare Forderung.
Eigentlich, erklärt Marco Rose auf der Pressekonferenz nach dem 3:0 bei Union Berlin, habe er gedacht, er bekäme die Frage in dieser Saison gar nicht mehr gestellt. Aber falsch gedacht. Allein am Sonntag wurde sie ihm gleich dreimal gestellt. Die Bayern hätten ja schließlich in Bochum gepatzt, der BVB die Steilvorlage der Münchner genutzt und den Abstand auf sechs Punkte verringert. Ob Borussia Dortmund denn jetzt wieder in Richtung Meistertitel schielen würde?
Innerhalb von sieben Tagen sieht die BVB-Welt ganz anders aus
Viel mehr als ein müdes Lächeln hatte Rose dafür nicht übrig. Das Spiel, das Ergebnis, der Sieg, das sei alles schön. „Aber wir sollten weiterhin auf uns gucken,“ bügelte der BVB-Trainer die Frage unaufgeregt ab.
Dass dieses Thema aber überhaupt wieder aufgemacht wird, zeigt wieder einmal eindrucksvoll, was für ein schnelllebiges Geschäft der Profi-Fußball ist. Noch vor einer Woche wurde der Meisterschaftskampf nach der 2:5-Klatsche gegen Bayer Leverkusen endgültig für beendet erklärt. Viel mehr, so war es häufig zu lesen und hören, müsse der BVB aufpassen, nicht auch noch den komfortablen Vorsprung im Rennen um die Champions-League-Plätze zu verspielen. Sieben Tage später sieht die Welt wieder völlig anders aus.
Systemumstellung sorgt beim BVB für mehr Kompaktheit
Das war vor allem dem seriösen Auftritt an der Alten Försterei zu verdanken. An dem Ort, an dem sich der BVB in der Vergangenheit gegen ein Team aus Arbeitern und Malochern extrem schwer getan hat, fand er die „Balance“, wie Marco Rose es nannte, zwischen offensiven Angriffsbemühungen und einer kompakten Defensive - und schüttelte so den Frust der Vorwoche gefühlt locker leicht ab. „Wir haben deutlich kompakter und stabiler gestanden“, betonte auch BVB-Lizenzspielleiter Sebastian Kehl im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Natürlich gab es auch noch Dinge, die nicht optimal waren, aber insgesamt haben wir wenig zugelassen.“
Einer der Schlüssel hierfür war sicherlich die Umstellung auf die Doppelsechs - mit Mahmoud Dahoud als Gestalter und Axel Witsel als Absicherung. „Nach Umschaltmomenten hatten wir so das Zentrum sofort zu“, begründete Rose die Anpassung, die auch Kehl als entscheidend bezeichnete. „Das hat für dieses Spiel sehr gut gepasst, die Jungs haben das gut umgesetzt.“
BVB-Spieler Guerreiro ist der torgefährlichste Verteidiger der Liga
Die Umstellung hatte aber noch etwas weiteres zur Folge: die zentrale Rolle für Marco Reus. Also dort, wo er sich am wohlsten fühlt. Der Kapitän bedankte sich mit dem frühesten Auswärts-Doppelpack seiner Karriere (18. und 25. Minute) und brachte den BVB auf Kurs. Raphael Guerreiro, durch seinen Treffer zum 3:0 (71.) jetzt der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga, machte den Sack endgültig zu.
„Wir stehen vor wichtigen Spielen in der Bundesliga und in der Europa League“, blickte Sebastian Kehl voraus und forderte: „Wenn wir weiter dabei sein wollen, müssen wir in diesen Partien von der ersten Minute an hellwach sein.“ Gelingt das Borussia Dortmund, wird Marco Rose die M-Frage in Zukunft wohl noch ein paar Mal gestellt.
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
