Glückselig drückten und herzten sie sich. Der Trainer und der Torschütze. Wer den Sprint von Youssoufa Moukoko in die ausgebreiteten Arme von Edin Terzic verstehen will, diesen schwarzgelben Glücksmoment am Karsamstag beim 2:1 gegen Union Berlin, der muss die Vorgeschichte kennen. Sie begann alles andere als einmütig.
Mit mürrischem Gesichtsausdruck saß der 18-Jährige vor dem Spiel in der BVB-Kabine. Sein Name fehlte in Borussia Dortmunds Startelf. Wie in den beiden Partien zuvor. „Enttäuscht und verärgert“, fasste Terzic die Miene des Youngsters zusammen. Der 40-jährige Coach, der seinen jüngsten Schützling fürsorglich und fast väterlich durch das harte Profifußball-Business begleitet, bemerkte den Verdruss des Torjägers. Und nahm ihn noch vor dem Anpfiff zur Seite.
„Ich habe ihm gesagt, dass er viel stärker ist, wenn er mit einem Lächeln auf dem Platz steht, als wenn er verbissen ist“, berichtete Terzic von dem Vier-Augen-Gespräch. Und er gab ihm mit auf den Weg, dass er auch als Einwechselspieler noch die Partie entscheiden könne. Und genau so kam es.
BVB-Trainer Terzic sagt Moukoko-Treffer voraus
Die Partie hatte sich Mitte der zweiten Spielhälfte eher zugunsten der Gäste aus Berlin gedreht, als Unions Paul Seguin einen BVB-Konter über Marco Reus zwar abfing, den Rückpass auf Fredrik Rönnow allerdings zu lasch spielte. Youssoufa Moukoko sprintete dazwischen („Das ist Torjäger-Instinkt“), kam vor dem Union-Torhüter an die Kugel und schob sie überlegt mit links ins leere Tor. Die Südtribüne bebte, Moukoko allerdings drehte bei, entkam allen herbeistürmenden Gratulanten und fiel Terzic nach einem 50-Meter-Sprint in die Arme. „Edin hatte mir vorhergesagt, dass ich das Spiel entscheiden kann“, erklärte Moukoko, wohlgemerkt mit einem breiten Lächeln statt hängenden Mundwinkeln. „Deswegen bin ich zu ihm gelaufen und habe mich bedankt.“
Endlich wieder ein glücklicher Moment für Moukoko, der seit seiner viel diskutierten Vertragsverlängerung im Januar erst seinen Platz in der Startelf an Sebastien Haller verloren hatte und dann mit einem Anriss an der Syndesmose wochenlang ausgefallen war. Sein erster Treffer seit Anfang November (Doppelpack beim 3:0 gegen den VfL Bochum) wird ihm Auftrieb geben. „Die Verletzung hat mich hart getroffen“, bestätigte der Jungnationalspieler. Nun soll die Entwicklung bei ihm, die noch längst nicht abgeschlossen ist, endlich wieder vorwärts gehen.
BVB-Sportdirektor Kehl lobt Moukoko
„Er ist immer noch ein sehr junger Spieler, seine Arbeitsmoral ist super“, referierte Terzic, „er ist im Juniorenbereich mit Lob überschüttet worden. Aber im Seniorenbereich funktionieren die Dinge anders.“ Deswegen gab es vom Trainer nicht nur eine positive Rückmeldung für den Treffer („Er hat immer die Fähigkeit, Spiele für uns zu entscheiden“), sondern auch den berechtigten Hinweis, dass Moukoko „viel Leben hereingebracht“ habe, indem er mit hohem Tempo Gegenspieler und Torhüter Rönnow im Pressing unter Druck gesetzt habe.
„Mouki hat einfach den Torriecher“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. „Er war lange verletzt, hat lange daran gearbeitet, dahin zu kommen. Wenn er wie heute den Unterschied machen kann, ist das nicht nur für ihn erleichternd, sondern für uns alle.“
Der BVB bleibt an den Bayern dran
Zumal der Treffer des Youngsters den Schwarzgelben die dringend benötigten drei Punkte bescherte. „Wir wollten an Bayern dranbleiben, das haben wir geschafft“, sagte der Siegtorschütze. Nach der doppelten Enttäuschung in München und Leipzig „wollten wir als Mannschaft aus dem Loch kommen. Damit haben wir angefangen.“ Der weitere Plan: „Wir haben noch sieben Spiele, die wollen wir alle gewinnen.“ Wo dann Moukoko und der BVB stehen, ist noch offen. Man kann es vermutlich daran ablesen, ob Borussia Dortmunds Spieler mit der Nummer 18 ein Lächeln im Gesicht trägt.
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