Beim Schlusspfiff sanken sie sich entkräftet in die Arme, zum unbändigen Jubeln war aber noch genug Kraft im Tank: Mit toller Moral und auch dem nötigen Spielglück hat Borussia Dortmund am Mittwochabend auch die Hürde FC Bayern München übersprungen und steht zum vierten Mal in Serie im Berliner Pokalfinale.
Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembele und Alexander Isak (v.l.) bejubeln den Einzug ins Pokalfinale.
Beim 3:2 (1:2) sah der Rekordmeister allerdings lange wie der sichere Sieger aus, ließ aber beste Chancen aus. Es waren wieder einmal Ousmane Dembele und Pierre-Emerick Aubameyang, die dann die Wende herbeiführten.
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DFB-Pokal, Halbfinale: FC Bayern München - BVB 2:3 (2:1)
Bilder des Pokal-Halbfinals zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund.
Jubelnde Dortmunder Mansnchaft beim DFB Pokal Halbfinale zwischen Bayern Muenchen und Borussia Dortmund am 26.04.2017, Muenchen Copyright: xSchuelerx/xEibnerx-xPressefotox EP_JSE
Die Bilder, die von vergangenen Pokaltriumphen der Bayern gegen den BVB über die Leinwand liefen, konnten der positiven Grundstimmung des BVB beim Aufwärmen nichts anhaben - nach dem überzeugenden Auswärtssieg in Gladbach durfte die Borussia als Mutmacher auch die Tatsache mit in diese Partie nehmen, dass die jüngsten drei Vergleiche mit dem Rekordmeister in diesem Wettbewerb nach 90 Minuten noch nicht entschieden waren.
Lehren aus dem 1:4 gezogen
Und es sah zunächst auch danach aus, als ob Dortmund auch erfolgreich seine Lehren aus dem 1:4 vor knapp drei Wochen gezogen hatte. Viererkette statt Dreierkette, eine zweite Viererkette davor, das sorgte für eine sehr kompakte Defensive der Schwarzgelben, die nach Ballgewinn zudem mutig nach vorn verschob und die Bayern mit der letzten Defensivreihe schon an der Mittellinie stellte.
Und weil beim Rekordmeister zunächst sehr viele Unkonzentriertheiten mit im Spiel waren, gestaltete die Borussia die Partie offen - und hatte die ersten Chance. Pierre-Emerick Aubameyang verpasste eine Direkt-Hereingabe von Raphael Guerreiro (4), da hatten die Dortmunder Anhänger den Torschrei schon auf den Lippen (4).
Doppeltes Glück
Der Schuss von Franck Ribery brachte eine erste Bayern-Annäherung, Julian Weigl sprang der Ball danach an die Hand und der Nachschuss von Arturo Vidal ging knapp daneben - doppeltes Glück für den BVB (14.). Doch die Schwarzgelben belohnten sich für ihre gute Anfangsphase mit dem 1:0. Guerreiro erahnte den Rückpass von Xavier Martinez, Sven Ullreich im Bayern-Tor hatte seine Hand noch dazwischen. Doch der Ball trudelte in Richtung Pfosten, Marco Reus vollstreckte trocken (19.).
Das Tor weckte den Rekordmeister endgültig - zum Leidwesen des BVB, der sich mit jeder Minute weniger befreien konnte und einem Dauerdruck ausgesetzt war. Die Variante mit Martinez als Kopfballspieler bei Ecken war dem BVB sicher nicht unbekannt, verhindern konnten die Gäste das 1:1 dennoch nicht (28.). Danach ging es Schlag auf Schlag: Vidal, Thiago, erneut Martinez mit einem Lattenkopfball - das 2:1 war eine Frage der Zeit.
Hummels locker zum 2:1
Ausgerechnet Mats Hummels machte es auf denkbar abgebrühte Weise. Als Lukasz Piszczek Ribery nur Begleitschutz gab, passte der Franzose mit Außenrist quer, Hummels schob den Ball mit der Seite flach ins Eck (41.). Gegen Lewandowski verhinderte Bürki noch das 1:3 (45.+1). 16:4-Torschüsse und 76 (!) Prozent Ballbesitz bezeugten die erdrückende Dominanz der Bayern.
Wir fahren nach Berlin!!! Ich Liebe Euch Alle!!! Heja BVB!!!
A la final!! Nos vamos a Berlin!!!! ?? Proud of my mates, my team, my FAMILY! pic.twitter.com/9aN9qvXoWR
— Marc Bartra (@MarcBartra)
Tuchel reagierte zur Pause, brachte Durm für Castro und stellte auf Dreier/Fünferkette um. Der BVB, der nach dem Ausgleich jeglichen Spirit und Biss eingebüßt zu haben schien, brauchte zehn Minuten, um sich erstmals wieder vors Bayern-Tor zu kombinieren. Hummels vereitelte Dembeles Chance mit einer Klasse-Grätsche (55.).
Benders Monstergrätsche
Schon nach 60 Minuten aber führte das irrwitzige Tempo der ersten Hälfte bei beiden Teams zu deutlichem Kräfteverschleiß. Die Bayern taten nur noch das Nötigste, hatten aber nach einem riskanten Bürki-Pass durch Robben die Großchance zum 3:1 - Benders Grätsche lenkte den Ball an den Pfosten (63.).
Die Bayern hielten den BVB am Leben. Und der bedankte sich mit dem 2:2: Dembele flankte, Aubameyang, bis dahin unsichtbar, köpfte - ganz München blickte konsterniert den jubelnden Dortmundern hinterher (68.). Und als Philipp Lahm den Ball an Reus verlor und Dembele mit einem tollen Linksschuss in den Winkel traf, hatte die Borussia die Partie tatsächlich gedreht - 3:2 (74.). Gut, dass Schiedsrichter Manuel Gräfe bei der Berührung von Dembele gegen Alonso danach auf Schwalbe entschied (79.).
Kein Halten mehr
Bayern warf alles nach vorne, Bürki behielt gegen Robben die Oberhand (86.). Auch in der Schlussphase stand dem BVB das Glück zur Seite, doch das störte niemanden. Als Gräfe die fünfminütige Nachspielzeit abpfiff, gab es auf Dortmunder Seite kein Halten mehr.