
BVB-Trainer Christian Preußer möchte mit der U23 noch viele Punkte holen. © Bielefeld
U23 des BVB kann „durchpusten“: Trainer Christian Preußer spricht über Druck und Ziele
Borussia Dortmund
Hinter Christian Preußer und der U23 des BVB liegen anstrengende Wochen. Im Exklusiv-Interview spricht er über Druck, Ziele und seine Eingewöhnungsphase in Dortmund.
Kurz nach der 2:4-Niederlage im Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles war diese Redaktion mit U23-Coach Christian Preußer zum Interview verabredet. Unzufrieden wirkte er nicht am Telefon, eher erleichtert. „Es haben ein paar Jungs gespielt, die zuletzt relativ wenig bei uns gespielt haben. Am Ende ist uns die Kraft ausgegangen. Insgesamt bin ich aber zufrieden – auch wenn das bei einer Niederlage immer etwas komisch klingt“, sagte er. Der Grund: Die Niederlage war erklärbar. „Die Gegner konnten mehr wechseln in der zweiten Halbzeit und waren dann frischer. Das Spiel hat dennoch seinen Zweck erfüllt: Wir haben Spielpraxis auf einem hohen Niveau gesammelt“, meinte Preußer. Auch hätten ihm einige Dinge seiner Mannschaft ziemlich gut gefallen.
„Wir haben tolle Tore geschossen und extrem gute Balleroberungen verzeichnet. Nach acht Sekunden sind wir bereits in Führung gegangen, weil die Spieler eine Anstoßvariante sehr gut umgesetzt haben. Das hat mich gefreut“, sagte BVB-U23-Trainer Preußer. „Auch die zwei Tore von Lion Semic haben mich gefreut. Er kam im 4-2-3-1-System vorne rechts zum Einsatz – das kam ihm sicherlich gelegen“, ergänzte er noch, ehe er im Exklusiv-Interview vor dem spielfreien Wochenende über Druck, Ziele und seine Eingewöhnungsphase in Dortmund sprach.
BVB-U23-Trainer Christian Preußer im Exklusiv-Interview:
Wie wollen Sie die Pflichtspielpause nutzen?
In der ersten Woche nach Zwickau haben wir den Fokus auf die Jungs gelegt, die wenig gespielt haben. Wir haben jetzt eine intensive Zeit hinter uns, deswegen gibt es am Wochenende zunächst zwei freie Tage. Nächste Woche starten wir dann schon am Montag, obwohl wir erst am Samstag (14 Uhr gegen 1860 München, d. Red.) spielen. Das wird eine lange und intensive Trainingswoche, in der wir sicherlich verstärkt auf Standards und das Herausspielen von Torchancen achten werden.

Auch U23-Teammanager Ingo Preuß (r.) freut sich über die Verpflichtung von Julian Koch. © BVB
In Julian Koch haben Sie einen neuen Co-Trainer an Ihrer Seite, der dann auch die Arbeit aufnehmen darf. Was versprechen Sie sich von ihm?
Mit Julian haben wir sehr viele Gespräche geführt im Vorfeld, die alle sehr angenehm und auch inhaltlich gut waren. Er hat große Lust auf die Zusammenarbeit, ich habe große Lust auf die Zusammenarbeit. Jemand, der in der Bundesliga gespielt hat, Borussia Dortmund – und vor allem die zweite Mannschaft – kennt, wird uns weiterhelfen. Er kann seine Erfahrungen an die Spieler weitergeben.
Er ist ein Dortmunder Junge. Kann er Ihnen vielleicht auch dabei helfen, sich noch besser in Dortmund zurechtzufinden?
Es passt alles. Ich hatte ja eine relativ kurze Eingewöhnungsphase. Jetzt ist aber alles vertraut. Nicht nur die Personen, auch das Trainingsgelände. Mittlerweile finde ich den Weg hierhin schon ohne Navi. (lacht)
„19:09 – der schwarzgelbe Talk“ mit BVB-Coach Edin Terzic: Die Highlights im Video
Ob mit oder ohne Navi: Haben Sie schon Ihren Lieblingsort in Dortmund außerhalb des Trainingsgeländes entdeckt?
Noch nicht, weil so viel zu tun ist und dafür kaum Zeit bleibt. Nicht nur wegen der Tabellensituation, sondern weil wir bei der U23 generell viele individuelle Themen anpacken müssen. Deswegen sind die zwei freien Tage jetzt auch mal für alle gut, um einfach mal durchzupusten.
Sie sind gerade erst richtig angekommen. Hatten Sie vor dem Sieg in Zwickau Angst, dass Ihr Engagement in Dortmund vorzeitig enden könnte?
Ich kann gut einordnen, was passiert ist. Dass wir mehr Punkte haben wollen, ist klar. Aber das ist erklärbar. Mir ist wichtig, dass wir Fortschritte sehen und gerade die Jungs verbessern, die jetzt ihre ersten Schritte in der 3. Liga machen. Ich habe nicht das Gefühl, das wir unter Druck stehen. Dennoch wollen wir natürlich die Klasse halten und nehmen die Tabellensituation wahr. Das kann ein langer Weg werden, aber ich fühle, dass wir bereit dafür sind und es schaffen werden.
Also haben auch die Verantwortlichen beim BVB keinen Druck ausgeübt?
Es gab nichts Besonderes, wir tauschen uns über die Situation aus. Das Trainerthema kommt irgendwann immer auf bei Misserfolg, hier war es aber tatsächlich keines. Wir sprechen offen miteinander und schauen uns an, was wir verbessern können.
Die drei Punkte in Zwickau dürften aber geholfen haben.
Wie wichtig der Sieg in Zwickau war, hat beim Jubeln nach Abpfiff gemerkt. Es war wichtig, dass wir jetzt 14 Tage mit dem Sieg im Rücken arbeiten können. Er ist eine Bestätigung unserer guten Arbeit. Der Sieg in Zwickau kann aber nur der Anfang sein, weil wir noch mehr Punkte sammeln wollen.

In Zwickau hat sich die U23 von Borussia Dortmund drei wichtige Punkte erkämpft. © IMAGO/Eibner
Was müssen Sie dafür noch verbessern?
Über allem steht, dass wir noch nicht so viele Tore geschossen haben, das ist ja auch offensichtlich. Es geht aber auch um die Anzahl der Torchancen und den Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte. Da haben wir schon noch Optimierungsbedarf. Das zweite große Thema bilden die Standards. Da haben wir zu viele Gegentore bekommen. Wir müssen robuster werden und das richtige Timing finden. Hinzu kommen noch viele kleine und individuelle Themen.
Konnten Sie Ihre Ideen schon umsetzen?
Im Ansatz immer mal wieder. Natürlich aber nicht in Gänze, da brauchen wir noch Zeit. Aber ich sehe Fortschritte und Verbesserungen, daher habe ich grundsätzlich ein gutes Gefühl.
Was fehlt noch?
Wir wollen viel offensiver auftreten und mehr Spielkontrolle haben. Viele Umschaltmomente in beide Richtungen wollen wir so verhindern und keine Konter der Gegner zulassen. Heißt: Wir wollen noch dominanter und ballsicherer in der gegnerischen Hälfte auftreten. Das würde der Mannschaft ein Gefühl von Sicherheit geben.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
