Während der China-Reise in der Vorbereitung lobte Gonzalo Castro noch die neue taktische Flexibilität der Borussia. "Für unsere Gegner wird es brutal schwer werden, zu wissen, wer überhaupt spielt und wie wir das taktisch umsetzen", sagte er. In Leipzig spülte Castro diese Variations-Vielfalt überraschend mal wieder auf die offensive Außenbahn. Das Experiment, schon in der Vergangenheit mit bescheidenem Erfolg praktiziert, glückte nicht.
Bilder der Bundesliga-Partie zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund.
Ob Castro glücklich war mit der Versetzung auf eine von ihm eher ungeliebte Position, das ist nicht überliefert. Der Mittelfeldspieler sprach nicht nach dem 0:1. Er hätte auch gar nicht allzu viel zu erzählen gehabt - denn die 71 Minuten bis zu seiner Auswechslung liefen ziemlich an ihm vorbei.
Kaum Bindung
Castro hatte kaum Bindung zu seinen Mitspielern - 22 Ballaktionen, 17 gespielte Pässe, das waren Werte, die im frappierenden Gegensatz standen zu seinen Zahlen aus der Auftaktpartie gegen Mainz. Da waren es 78 Ballkontakte und 64 Pässe, von denen 89 Prozent einen Mitspieler fanden.
Schon in seinem ersten BVB-Jahr wanderte Castro zwischen mehreren Positionen hin und her. Das hing vornehmlich damit zusammen, dass er - eigentlich geholt als Nachfolger für Ilkay Gündogan - nach dessen Verbleib in Dortmund sich dort beweisen musste, wo sich ein freier Platz im Dortmunder Mittelfeld auftat.
13 Spiele auf der Lieblingsposition
Von den 25 Bundesliga-Spielen, die er in der abgelaufenen Saison bestritt, absolvierte er nach Gündogans verletzungsbedingtem Saisonaus am Ende immerhin noch 13 auf seiner Lieblingsposition im zentralen defensiven Mittelfeld. Als Achter kam er dort auf zwei Treffer und vier Torvorlagen.
Sieben Mal setzte ihn Trainer Thomas Tuchel auf der linken offensiven Seite ein, einmal dort, wo Castro am Samstag nicht überzeugen konnte. Vier Mal kam er als Einwechselspieler für Shinji Kagawa auf der Zehn zum Einsatz.
Gute Frühform
Mit viel Elan kam Gonzalo Castro in diesem Sommer aus der Pause. In der Vorbereitung spielte sich der 29-Jährige auf seiner Lieblingsposition in den Vordergrund und zeigte, welch feiner Fußballer er ist. Castro wies eine gute Frühform nach, auch gegen Mainz agierte er ordentlich.
Dass die samstägliche „Versetzung“ kein Dauerzustand werden wird, dürfte den ehemaligen Leverkusener froh stimmen. Ein Außenstürmer wird wohl aus ihm nicht mehr werden. Castros Qualitäten kommen woanders besser zur Geltung – und werden dort auch durchaus benötigt.