Castro über Führungsqualitäten und den Umbruch

Das BVB-Interview

Sieht man sich die Wunsch-Aufstellungen vieler Experten an, fehlt beim BVB oft der Name Gonzalo Castro. Intern dagegen wird der 29-Jährige hochgeschätzt. Nach einem Premierenjahr, das wie eine Achterbahnfahrt verlief, ist der frühere Leverkusener inzwischen unumstritten und ein Fixpunkt in den Planspielen von Trainer Thomas Tuchel.

SHANGHAI/DORTMUND

, 01.08.2016, 07:30 Uhr / Lesedauer: 5 min

Matthias Dersch hat mit dem Mittelfeldspieler während der China-Tour der Borussia über die Umwälzungen im Kader, Führungsqualitäten und die Erwartungen an die neue Saison gesprochen.

Gonzalo Castro, hinter Ihnen liegen neun Tage China. Welche Eindrücke haben Sie gesammelt? Shanghai hat mir gefallen. Abends ist die Stadt sehr schön, aber auch unheimlich voll und riesengroß. Das kennen wir in Deutschland in dieser Form überhaupt nicht. Wenn du da von einer Ecke in die andere möchtest, brauchst du häufig die doppelte Zeit, weil der Verkehr so dicht ist. (lacht) Und das Klima ist, ehrlich gesagt, auch nicht so mein Ding. Aber es war eine gute Erfahrung!

Sie hatten auf der Marketingreise eine besondere Rolle: Sie mussten den Herbergsvater von Marc Bartra und Mikel Merino spielen … (lacht) Das stimmt. Beide machen bislang einen sehr guten Eindruck. Sie sind sehr offen – so wie man Spanier kennt. Das gilt auch für Mikel, trotz seines jungen Alters. Beide versuchen, schnell Deutsch zu lernen und werden uns sportlich enorm weiterbringen. Und vor allem Marc bringt auch noch einmal ein anderes Flair in die Mannschaft.

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Die besten Bilder aus der Karriere des Gonzalo Castro

Die besten Bilder aus der Karriere des Gonzalo Castro.
31.07.2016
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Die besten Bilder aus der Karriere des Gonzalo Castro.© Foto: dpa
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Schlagworte Borussia Dortmund,

Meinen Sie das des Weltklubs FC Barcelona? Nein, das hat mit Barca gar nichts zu tun, sondern mit ihm als Mensch. Er ist unheimlich offen, geht auf jeden zu, obwohl er nur Spanisch und ein bisschen Englisch spricht. Marc erinnert mich an Pierre-Emerick Aubameyang. Er lacht auch immer und hat ständig einen Scherz auf den Lippen. Gleichzeitig ist er total bodenständig. Einfach ein cooler Typ.

Wie ist Ihr Eindruck von den Youngstern Emre Mor und Ousmane Dembele? Emre ist ja erst seit zwei Wochen bei uns, war davor bei der EM. Man wird sehen, wie viel Zeit die Jungs benötigen werden. Ousmane konnte ich jetzt schon etwas länger beobachten. Man hat bei ihm bereits sehen können, dass er enorme Qualitäten hat und sich im Eins-gegen-Eins gegen jeden Spieler durchsetzen kann.

Beide sind freche Jungs … Ja, das ist auch wichtig für unser Spiel. Wir werden viele enge Spiele haben, in denen sich die Gegner hinten reinstellen. Da benötigst du Profis, die auch mal ein, zwei Gegner aussteigen lassen, ohne groß darüber nachzudenken. So reißt du die Lücken. Das war ja auch ein Grund, warum sie verpflichtet wurden.

Zuletzt wurde auch noch ein alter Bekannter von Ihnen verpflichtet: André Schürrle. Worauf darf sich der BVB freuen? „Schü“ ist ein sehr guter Spieler, den die Erfahrungen, die er in London und Wolfsburg gemacht hat, als Mensch noch einmal weitergebracht haben. Er ist Weltmeister, war bei der EM dabei. Ich glaube, dass er richtig darauf brennt, unter unserem Trainer Thomas Tuchel zu trainieren und uns sofort zu helfen.

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War es wichtig, dass neben den vielen Talenten auch noch gestandene Profis wie Schürrle oder auch Mario Götze verpflichtet wurden? Ja, wir werden ihre Erfahrung in den wichtigen und kniffligen Spielen benötigen. Sie haben beide schon viel gewonnen in ihrer Karriere. Das wird uns helfen.

Lange Zeit wusste man im Sommer nicht, in welche Richtung es sich beim BVB entwickeln würde. Hatten Sie zwischendurch Zweifel, was die Wettbewerbsfähigkeit der Borussia angehen würde? Nein, überhaupt nicht. Die Spieler, die hier geblieben sind, hatten immer vollstes Vertrauen in Aki Watzke und Michael Zorc. Auch wenn die drei Abgänge natürlich sehr schade für uns sind, weil es Spieler auf höchstem Niveau waren, haben wir jetzt Top-Leute dazugeholt. Wir werden gemeinsam versuchen, die Lücken schnell zu schließen.

Konnte Ihre Hochzeit im Sommer über die Finalniederlage in Berlin hinwegtrösten? Nein, ich vermische das Private nicht mit dem Beruflichen. Es war ein wunderschöner Tag, aber kein Trost für die Niederlage. Ich habe mich allerdings auch nicht mehr lange damit beschäftigt. Elfmeterschießen ist immer Glückssache. Wir hatten uns zuvor 120 Minuten reingehauen, obwohl jeder müde war von der langen Saison. Wir haben alles versucht.

Für Sie glich Ihre Premierensaison einer Achterbahnfahrt. Wie fällt Ihr Fazit aus? Ich bin insgesamt zufrieden mit meinen Leistungen, auch wenn die ersten Spiele der Rückrunde etwas durchwachsen waren. Die meisten der Spiele, die ich gemacht habe, waren ganz gut.

Jetzt stimmt die Frühform. Gegen Manchester United haben Sie beispielsweise ein herrliches Tor erzielt. Ich fühle mich gut. Aber man weiß vor dem Start der Vorbereitung nie so genau, wo man steht. Ich habe es in beide Richtungen erlebt. Wichtig ist, wie man beim ersten Pflichtspiel drauf ist.

Haben Sie im Urlaub diesmal mehr gemacht als üblich? Ich werde nicht jünger und muss deshalb vor einem Start inzwischen etwas mehr machen, ja. Aber ich mache das auch gerne. Nach spätestens zwei Wochen Urlaub juckt es bei mir wieder. Dann kicke ich mit Freunden, spiele Tennis oder gehe laufen. Ich bin nicht mehr der Typ, der vier Wochen am Stück die Füße hochlegen kann.

SEITE 2: Gonzalo Castro über Hierarchie und Spielstil

Gehen Sie aufgrund Ihrer Routine, aber auch aufgrund Ihrer Erfahrungen im ersten Jahr beim BVB als Vorbild für die vielen und teils sehr jungen Neuen durch? Alle, die letztes Jahr schon hier waren, wissen, was der Trainer von uns verlangt. Und das versuchen wir auch den jungen Spielern beizubringen. Thomas Tuchel will immer 100 Prozent, immer volle Konzentration. Egal, ob im Training, bei einem Test oder in einem Pflichtspiel. Es wird im Hinblick auf die Saison sehr wichtig sein, dass unsere Neuen das schnell verinnerlichen. Junge Spieler haben eben auch manchmal andere Dinge im Kopf. Aber hier tragen auch sie Verantwortung für einen internationalen Topklub. Und das müssen sie wissen. Unser Sport ist in den vergangenen Jahren viel schneller geworden, und das Treiben drumherum ist in jeder Hinsicht extrem. Man muss sofort Erfolge abliefern. Da haben es die Jungs heute schwerer als ich vor zehn Jahren.

Die Hierarchie im Team wurde im Sommer durcheinander gewirbelt. Uns haben drei wichtige Charaktere verlassen. Wir werden uns erst finden müssen. Aber ich denke, dass wir in Sven Bender, Marcel Schmelzer und Nuri Sahin, aber auch in Marco Reus, Roman Weidenfeller und Lukasz Piszczek genug Spieler haben, die sich über die Jahre in Dortmund zu Führungspersönlichkeiten entwickelt haben. Auch wenn sie vielleicht als etwas stiller wahrgenommen werden.

Sehen Sie sich selbst auch in dieser Rolle? Ich bin zwar erst seit einem Jahr in Dortmund, aber durch die Anzahl meiner Bundesliga-Spiele sehe ich mich in dieser Rolle, ja. Ich gehe voran und helfe der Mannschaft, wenn sie mich braucht.

Also ist es kein Zufall, dass Sie in Ihren Aussagen inzwischen prägnanter sind als noch vor ein paar Monaten? Das ist mein zehntes oder elftes Jahr als Profi. Ich weiß, welchen Verlauf eine Saison nehmen kann. Zu Beginn ist oft Euphorie da - und dann verlierst du das erste Spiel und es geht in die andere Richtung. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass wir wie im Vorjahr erneut eine starke Saison spielen können. Wenn wir zusammenhalten und den Fokus auf das legen, was wir können und was der Trainer verlangt.

Wird Geduld ein wichtiger Faktor werden? Ja, denn durch die EM und Olympia ist es in diesem Jahr noch ein bisschen schwieriger geworden für uns. Im Vorjahr waren wir sechs Wochen lang komplett zusammen, bevor es losging. Dieses Jahr kommen immer mal wieder Spieler neu hinzu. Wir werden ein paar Spiele benötigen, um uns zu finden. Aber wir dürfen dann nicht in Panik verfallen, wenn’s am Anfang mal ein wenig zäh ist.

Muss der Blick demnach eher in den Rückspiegel gehen? Die Konkurrenz hat sehr gut eingekauft. Und es wird bei Schalke, Wolfsburg oder auch Leverkusen nicht wieder so eine durchwachsene Saison geben wie im Vorjahr. Am besten ist es aber, wenn wir nur auf uns schauen. Wenn wir unser Potenzial abrufen, wird es für die Mannschaften hinter uns sehr schwer.

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Sind Sie durch die Neuen flexibler in der Wahl der Mittel? Ja, wir sind variabler geworden. Für unsere Gegner wird es brutal schwer werden, zu wissen, wer überhaupt spielt und wie die jeweilige Aufstellung taktisch umgesetzt wird. Das kann ein großer Vorteil sein – zumal auch die Qualität bei uns stimmt.

Thomas Tuchel deutete an, er könne den Spielstil etwas verändern. Ich glaube, dass er seine Vision klar im Kopf hat und diese auch durchziehen möchte. Es wird keinen kompletten Strukturwandel geben, und wir werden nicht zu einer Kontermannschaft mutieren. Aber es wird sicher häufiger taktisch variiert.

Welche Ziele haben Sie sich persönlich für die neue Saison gesteckt? Ich möchte mittelfristig wieder um Titel spielen. Das ist doch der Grund, warum wir alle Fußballer geworden sind. Und es wird ja auch Zeit, dass der BVB nicht immer nur Finals spielt, sondern sie auch mal wieder gewinnt.

Ihr Boss Hans-Joachim Watzke hat gesagt, er wolle nicht mehr nach Berlin … Das war ein Spaß von ihm. Fragen Sie ihn im Mai noch mal, falls wir es dann wieder ins Endspiel geschafft haben sollten. (lacht)

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