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Trotz Coronakrise: Analysten empfehlen BVB-Aktie weiter
Borussia Dortmund
Finanziell bedeutet die Coronakrise mit allen Auswirkungen für Borussia Dortmund eine mittelschwere Katastrophe. Doch die Börsenexperten empfehlen die BVB-Aktie weiter.
Mit „erheblichen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten“ beschrieb die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA die Situation zum Ende des Geschäftsjahres 2019/20. In der Konzernmitteilung kündigte der BVB vage einen Konzernjahresfehlbetrag in Höhe von 45 Millionen Euro an. Der Gewinn vor Steuern und Abgaben lag demnach nur noch bei 62 Millionen Euro (Vorjahr: 116 Millionen Euro). Weitere Details gibt es bei der Bilanz-Pressekonferenz, die üblicherweise Mitte August abgehalten wird.
Borussia Dortmund wird für seriöse finanzielle Flexibilität geschätzt
Die BVB-Aktie, die im vergangenen Herbst in einem Allzeithoch seit der Eröffnung bei über zehn Euro pro Stück notierte, fiel während der ersten Phase der Krise – mit dem Aus in der Champions League und der vorübergehenden Aussetzung der Bundesliga - auf ein Tief von 4,34 Euro (18. März), erholte sich seitdem aber auf niedrigem Niveau und schwankte zuletzt rund um 6 Euro. Für die Analysten kein Grund zur Besorgnis, im Gegenteil.
„Trotz der schwachen Gesamtlage bleiben wir bei unserer generell positiven Einschätzung“, schreiben die Experten des renommierten Bankhauses Lampe. Der BVB werde nach der Covid-19-Pandemie seine starke Entwicklung fortsetzen. Als Grundlage dafür sehen die Banker „die exzellente Reihe von Transferüberschüssen“, die „Verbesserung des Markenwertes“ und die seriöse finanzielle Flexibilität genannt.
Kursziel der BVB-Aktie soll bei rund acht Euro liegen
Zwar werde die Eigenkapitalquote vermutlich auf 60 Prozent sinken, doch das sei „immer noch ein weiches Kissen“ (Bankhaus Lampe). Die Empfehlung für Investoren lautet „Kaufen“, das Kursziel gibt das Bankhaus mit 8,60 Euro an. Auch FMR Research rät Interessierten weiter zu einem Aktienkauf. Analyst Marcus Silbe bewertet den BVB in Summe auf 1,225 Milliarden Euro, damit läge eine Aktie bei 13,31 Euro. Mit rund 40 Prozent Abschlag steht unter dem Strich das Kursziel von 8 Euro.

Die finanzielle Entwicklung des BVB in den vergangenen Jahren (Schwarz: Borussia Dortmund KGaA / Gelb: Borussia Dortmund Konzern).
Kurzfristig werden laut FMR auch die Umsatzerlöse leicht zurückgehen. Transferbedingt lag die Kennziffer 2018/19 mit 489,5 Millionen Euro bereits unter dem Vorjahr (2017/18: 536,0 Mio. Euro). Für das Ende Juni abgelaufene Geschäftsjahr werden demnach 479,6 Millionen Euro Umsatz erwartet, für die Saison 2020/21 lediglich noch 458,5 Millionen Euro.
Drei Millionen Euro Mindereinnahmen pro BVB-Heimspiel
Mitte Mai hatte die Bundesliga nach zwei Monaten Corona-Zwangspause ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen, die Europameisterschaft wurde um ein Jahr verschoben. In den ersten Plänen für die neue Saison kalkuliert Borussia Dortmund aufgrund der Sicherheits- und Hygienevorschriften beispielsweise mit rund 15.000 Zuschauern.
Pro Heimspiel ergeben sich Mindereinnahmen von rund drei Millionen Euro wegen Ticketing, Merchandising und Catering. Außerdem fordern einige Partner Geld zurück, weil vereinbarte Leistungen (vor leeren Rängen) nicht eingehalten werden konnten. Umso wichtiger wird es, kreativ mit der Krise umzugehen.
BVB-Fans als „Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs“
Eine besonders wichtige Rolle in der künftigen Entwicklung komme den Fans zu, „denn sie sind letztendlich das Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs“, meint Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte. „Insbesondere ihre Begeisterung macht den Spitzenfußball zu einem attraktiven Produkt für Medien und Wirtschaftspartner aus aller Welt.“ Dies sei in der Phase der Geisterspiele besonders deutlich geworden.
Ludwig forderte den Spitzenfußball daher zu mehr Innovationen im digitalen Bereich auf. „Auch wenn die Sehnsucht groß ist, wird es voraussichtlich noch dauern, bis wir zu unserem gewohnten Fußball-Alltag zurückkehren können“, sagte er. „Die Ligen und Klubs sollten nun die Chance ergreifen, stärker auf digitalen Austausch mit den Fans zu setzen.“ Das tröste nicht nur die heimischen Fans über Geisterspiele hinweg, „sondern schafft auch Möglichkeiten, internationale Märkte zu erschließen“. Und weitere Einnahmequellen würden auch die Umsätze antreiben und die Analysten begeistern.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
