Thomas Tuchel: "Wir haben jetzt zwei Endspiele"
Das BVB-Interview
BVB-Sportdirektor Michael Zorc hatte nach einer turbulenten Woche "Ruhe im Karton" gefordert - und Thomas Tuchel hielt sich am Samstag in Augsburg daran. Der BVB-Trainer hielt sich auf der Pressekonferenz mit Aussagen über seine Zukunft zurück und beschränkte sich auf die Analyse des 1:1 beim FCA.

BVB-Trainer Thomas Tuchel erklärte nach dem 1:1 gegen Augsburg: "Es war ein hartes Brot, das wir zu nagen hatten. Leider wurden wir für unsere Leistung nicht belohnt."
Thomas Tuchel, wie bewerten Sie das 1:1 Ihrer Mannschaft in Augsburg? Wir hatten sehr viel Ballbesitz und haben sehr viele Zweikämpfe gewonnen. Wir hatten auch eine sehr hohe Passquote. Insgesamt haben wir ein gutes bis sehr gutes Spiel gemacht. In der ersten Hälfte war es schwer für uns, zu klaren Torchancen zu kommen. Augsburg hat eine Raum- und Manndeckung kombiniert, dagegen musst du dich im Eins-gegen-Eins durchsetzen, doch das war schwer auf dem stumpfen Rasen.
Trotz Feldüberlegenheit lag Ihre Elf nach 29 Minuten 0:1 hinten. Wir haben zwei Chancen zugelassen, eine davon war drin. Aber wir konnten schnell ausgleichen. Und in der zweiten Hälfte haben wir wahnsinnig aufmerksam verteidigt und auch gut angegriffen. Wir haben uns viele Chancen erarbeitet, auch wenn die ganz klaren Möglichkeiten nicht dabei waren. Sie waren dennoch groß genug, um in Führung zu gehen und für die Entscheidung zu sorgen. Es war ein hartes Brot, das wir zu nagen hatten. Leider wurden wir für unsere Leistung nicht belohnt.
Welche Bedeutung hat das Remis auf die Partie gegen Bremen? Die Ausgangslage ist klar für uns: Wir müssen gewinnen. Die Situation wäre aber auch ähnlich gewesen, wenn wir in Augsburg gewonnen hätten. Ich wäre ungern ins Bremen-Spiel mit dem Gefühl gegangen, ein Remis reicht. So wie es jetzt ist, ist es mir lieber. Wir haben jetzt zwei Endspiele. Und wir haben bislang immer geliefert und waren in wichtigen Topspielen mit Topleistungen da. Ich bleibe sehr optimistisch.
Julian Weigl hat sich im Spiel das rechte Sprunggelenk gebrochen. Wie schwer wiegt sein Ausfall? Er hat mir sofort gesagt, dass er es knacken gehört hat. Das hat die Diagnose bestätigt. Er wird mehrere Monate pausieren müssen. Als Spieler in der Mitte ist er immer wichtig. Aber wenn er spielt, dann ist der Ball eine halbe bis eine Sekunde schneller am Ziel, als wenn er nicht spielt. Gerade in Spielen wie gegen Augsburg ist das wichtig, um Angriffe zu Ende zu bringen. Sein Ausfall ist ein Verlust, den wir nicht Eins-zu-Eins kompensieren können. Matthias Ginter hat es in Augsburg gut gemacht, auch er musste sich nach einem Schlag durchbeißen. Wir müssen eine Lösung für die zwei letzten Spiele finden. Das wird sehr schwierig.
Die vergangenen Tage waren sehr turbulent. Wie ist Ihre Gemütslage? Wenn ich meine Mannschaft so spielen sehe wie in Augsburg, dann geht es mir gut. Dieses Gefühl bleibt jetzt auch bestehen. Ich habe unter der Woche das Gefühl gehabt, dass wir sehr gut trainiert haben. Da war viel Zug drin, die Frische ist zurückgekommen. Dieser Eindruck hat sich am Samstag komplett bestätigt. Mein Fokus liegt jetzt auf unseren beiden Endspielen. Alles andere muss ausgeblendet werden bis nach der Saison.
Hat sich die Unruhe im Umfeld auf die Mannschaft ausgewirkt in den vergangenen Tagen? Es war eine außergewöhnliche Woche. Aber mein Eindruck war der, dass wir in allen Einheiten und insgesamt im Trainingszentrum eine sehr konzentrierte, ruhige und vertrauensvolle Stimmung hatten. Im Zentrum des Sturms ist es am ruhigsten. Das nehmen wir auch für uns in Anspruch. Wir haben in Brackel eine Oase, in der wir in Ruhe trainieren und uns vorbereiten können.
Marc Bartra hat es in Augsburg erstmals wieder in den Kader geschafft. Wie kam es dazu? Er hatte im Training eine Szene, die mich an die von Sven Bender im DFB-Pokalhalbfinale in München erinnert hat. Da wusste ich: Marc ist bereit, er kann spielen. Wir sind sehr froh, dass er wieder dabei ist. Er ist ein riesiger Faktor für uns, auch menschlich. Marc ist immer positiv und hat eine große Energie. Es ist ein großer Unterschied, ob er da ist oder nicht. Ich hätte ihm auch gerne ein paar Minuten gegeben in Augsburg, aber das Spiel hat das nicht hergegeben.