Systemausfall: Der BVB zeigt bei Hertha BSC einen unerklärlichen Auftritt

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Systemausfall: Der BVB zeigt bei Hertha BSC einen unerklärlichen Auftritt

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund stehen unruhige Feiertage ins Haus. Beim 2:3 in Berlin leistet sich der BVB erschreckende Abwehrfehler und erlebt im zweiten Durchgang einen kompletten Systemausfall.

Berlin

, 18.12.2021, 20:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Borussia Dortmund verabschiedet sich mit einer schmerzhaften 2:3 (1:0)-Niederlage bei Hertha BSC in die Winterpause. Die Treffer von Julian Brandt (31.) und Steffen Tigges (83.) reichten nicht aus, weil der BVB in der Defensive fahrig und unkonzentriert agierte und die Berliner nach der Pause in einer vogelwilden Phase zu drei Toren in 18 Minuten einlud. Den Blick Richtung Tabellenspitze können sich die Dortmunder bei neun Punkten Rückstand auf den Herbstmeister FC Bayern München abschminken. Im neuen Jahr müssen sich die mental und körperlich ausgelaugten Borussen erst einmal neu sortieren.

BVB-Trainer Marco Rose liefert überraschende Personal-Antworten

Für die Personalprobleme hatte BVB-Trainer Marco Rose überraschende Antworten parat. In der Innenverteidigung fehlten Manuel Akanji (Knie-Operation) und Mats Hummels (Erkältung), Dan-Axel Zagadou nahm nur auf der Bank Platz. Die Viererkette bildeten im Zentrum Marin Pongracic und Axel Witsel, außen spielten Thomas Meunier und Nico Schulz vor Torhüter Marwin Hitz, der den erkälteten Gregor Kobel ersetzte. Im Sturm lief neben Erling Haaland wieder Donyell Malen auf.

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Auf ein gemächliches Abtasten im nasskalten Olympiastadion verzichteten beide Mannschaften. In der turbulenten Anfangsviertelstunde machte Dortmund vor allem über die starke rechte Seite Druck und kam zu hochkarätigen Torgelegenheiten. Nach Doppelpass mit Julian Brandt wurde Thomas Meuniers Hereingabe in letzter Sekunde von Niklas Stark abgewehrt (8.), dann schickte der Belgier Marco Reus mit einem sehenswerten Chipball auf die Reise. Hertha-Keeper Alexander Schwolow kam rechtzeitig aus seinem Kasten, Reus brachte die Kugel nicht an ihm vorbei (11.). Die beste Möglichkeit erarbeiteten sich erneut Meunier und Reus nach einer schönen Pass- und Klatsch-Stafette. Der BVB-Kapitän köpfte die Flanke am Fünfmeterraum freistehend links am Tor vorbei - der musste sitzen (13.)!

Julian Brandt bringt den BVB mit ganz viel Gefühl in Führung

Defensiv ließen die Borussen den Berlinern mehrfach zu viel Spielraum. Jürgen Ekkelenkamps Flachschuss parierte Hitz kurz vor der Torlinie (8.), dann versiebte Herthas Holländer aus elf Metern kläglich (15.). eine Minute später jubelten die Gastgeber: Nach einem Ballverlust von Nico Schulz war die BVB-Abwehr entblößt, Myziane Maolida drückte den Pass von Peter Pekarik ins Tor. Doch der Treffer zählte nicht, der Videoassistent wies korrekterweise darauf hin, dass Ishak Belfodil in der Szene mit der Fußspitze im Abseits stand (16.).

In der Folge verflachte die Partie. Roses Mannschaft setzte hinten auf einen Dreier-Aufbau mit Emre Can und schickte immer wieder hoffnungsvolle lange Bälle hinter die hoch aufgerückte Berliner Abwehrreihe. Doch viele Aktionen blieben Stückwerk, auch weil sich auf dem tiefen, holprigen Boden viele technische Fehler einschlichen. Fast aus dem Nichts dann das 0:1: Marin Pongracic spitzelte einen Ball nach vorne, über Mahmoud Dahoud und Erling Haaland landete der Ball eher zufällig bei Julian Brandt, der von links in den Strafraum stürmte und Schwolow mit einem sehenswerten, technisch eleganten Heber überwand (31.). Das bedeutete die nicht unverdiente Halbzeitführung für die Gäste in einem phasenweise zerfahrenen Abendspiel.

Der BVB begnügt sich in Berlin mit der Zuschauerrolle

Dortmunds Schwachstelle dürfte Thema in der Berliner Kabine gewesen sein. Vladimir Darida durfte ohne Gegnerdruck einen Steilpass auf Belfodil spielen, dessen Tempo Witsel nicht mitgehen konnte. Am fallenden Hitz vorbei traf der Hertha-Stürmer zum 1:1 (51.). Das ging viel zu einfach, und der BVB begnügte sich weiter mit der Zuschauerrolle. Aus 18 Metern halbrechter Position zog Marco Richter relativ unbedrängt ab, der Schuss zischte in den linken Winkel - Spiel gedreht (57.).

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Rose brachte Thorgan Hazard für Reus in die Partie (58.), Sekunden später drückte der eingewechselte Belgier den Ball über die Linie. Weil der sonst kaum sichtbare Haaland zuvor einen Tick zu früh in die Tiefe sprintete, zählte der Treffer nicht (61.). Dahoud verschenkte den möglichen Ausgleich (66.), dafür nahm Hertha die nächste Einladung an. Brandt leistete sich einen üblen Fehlpass, im Nachschuss stellte erneut Richter auf 3:1 (69.). Dortmund taumelte orientierungslos vor sich hin, die Platzherren mussten die Vorlagen nur annehmen.

Neue BVB-Hoffnung durch Joker Steffen Tigges

Vier Wechsel (Zagadou, Guerreiro, Wolf und Tigges kamen für Witsel, Schulz, Meunier und Tigges) sollten retten, was kaum zu retten schien. Tigges gelang nach Flanke von Raphael Guerreiro per Kopf sogar der Anschlusstreffer (83). In den Schlussminuten drängten die Borussen auf den Ausgleich, standen sich bei den verzweifelten Bemühungen aber oftmals selbst im Weg. Der 18-minütige Abwehr-Blackout dürfte in den nächsten zwei Wochen schwerer im Magen liegen als manche Weihnachtsgans.

Weiter geht’s für den BVB nach der Winterpause am 8. Januar mit dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt.