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BVB-Einzelkritik: Witsel läuft hinterher - Brandt zwischen Genie und Wahnsinn
Borussia Dortmund
Der BVB erlebt ausgerechnet an der Stätte des größten Erfolgs im Jahr 2021 einen Tiefpunkt. Beim 2:3 im Berliner Olympiastadion läuft Witsel nur hinterher, Brandt pendelt zwischen Genie und Wahnsinn.
Es sollte ein versöhnlicher Abschluss für den BVB werden - doch daraus wurde beim 2:3 in Berlin nichts. Die vielen Umstellungen werden ihren Teil dazu beigetragen haben. Aber die Niederlage bei Hertha BSC kam vor allem zustande, weil kaum ein Borusse Normalform erreichte. Die BVB-Einzelkritik:
Marwin Hitz: Stand aufgrund der Erkältung von Stammkeeper Gregor Kobel zwischen den Pfosten. Tauchte schnell ab, als Ekkelenkamp frei zum Schuss kam. Beim Herauslaufen vor dem 1:1 fehlte es ein wenig an Entschlossenheit. Absolut chancenlos beim Strahl von Marco Richter (56.). Vor dem 1:3 noch mit einer starken Parade gegen Belfodil, beim Nachschuss versperrte Pongracic ihm die Sicht. Note: 4,0
Thomas Meunier: Wenn sich Borussia Dortmund dem Tor näherte, dann fast ausschließlich über die rechte Seite. Flankte das Leder einige Male scharf vor den Berliner Kasten, fand aber nur selten einen Abnehmer. Aufgrund der Körperhaltung zum Ball war es physikalisch fast unmöglich, mit Rechts einen sauberen Pass zu spielen. Doch er schaffte es. Ganz feiner Chipball auf Marco Reus (11.). Der gleiche Ball am eigenen Sechzehner war zu viel des Guten. Note: 4,0
Axel Witsel: Musste als Aushilfs-Innenverteidiger ran, weil Dan-Axel Zagadou eine Pause benötigte. An diesem Abend nicht die beste Wahl. Einige Stellungsfehler und unzureichende Klärungsversuche. Dazu dann noch das verlorene Laufduell gegen Belfodil, das die Geschwindigkeits-Nachteile des Belgiers schamlos offenbarte (51.). Note: 5,0
Marin Pongracic: Erstmals seit der Niederlage in Leipzig in der Liga wieder in der Startformation des BVB. Hätte den Fuß vor den Schuss von Ekkelenkamp bekommen müssen (6.), seine starke Balleroberung im Mittelfeld war der Schlüssel zum Führungstreffer. Wirkte trotzdem in vielen Situationen nicht besonders stabil. Ein kurzer Wackler reichte, um an ihm vorbeizukommen. Note: 4,5
Nico Schulz: Konnte von Glück reden, dass Belfodil hauchzart im Abseits stand. Sein Ballverlust nach „Hackentrick“ hatte den vermeintlichen Gegenangriff eingeleitet (17.). Gut durchgezogen nach einem Torunarigha-Rückpass auf Schwolow, das war es dann aber auch an nennenswerten Offensivaktionen. Hinten wurde er oft zu leicht ausgetanzt. Nach zuletzt ansteigender Form erneut ein schwacher Auftritt. Note: 5,0
Emre Can: Ließ sich oft tief fallen und sorgte für den Aufbau der Dortmunder. Zwischen Genie und Wahnsinn war alles dabei. Robust in Zweikämpfen, wichtige Grätschen und dann Unkonzentriertheiten, die zu einfachen Ballverlusten führten. Das ist einfach nicht konstant genug. Note: 4,5
Mahmoud Dahoud: Konnte sich auf der Achterposition deutlich flexibler ausleben. Hatte im ersten Durchgang richtig gute Gegenpressing-Momente. Muss das 2:2 erzielen, als er nach einer Malen-Hereingabe aus zwölf Metern freie Schussbahn und dazu alle Zeit der Welt hatte (66.). Es gelang ihm nicht, das Spiel an sich zu ziehen. Note: 4,5
Julian Brandt: Hatte mit dem schlechten Rasen im Olympiastadion so seine Probleme, einige Bälle versprangen ihm. Lief in der 32. Minute gut durch und zeigte, wie versiert er technisch ist. Wundervoller Heber über Schwolow zum 1:0. Sein sechster Scorerpunkt in den letzten fünften Spielen. Und dann der katastrophale Ball vor dem 1:3. Note: 4,0
Marco Reus: Den durfte der Kapitän ruhig machen. Meunier hatte ihn fein in Szene gesetzt, doch Reus scheiterte am herauseilenden Schwolow (11.). Ist nicht als Kopfballungeheuer bekannt. Das zeigte sich, als er völlig freistehend danebenköpfte (13.). Konnte das Spiel als Zehner nur selten lenken, da seine Linie mit hohen Bällen überspielt wurde. Früh ausgewechselt (57.). Note: 4,5
Donyell Malen: Nach Virus-Infekt wieder dabei, aber eigentlich auch nicht. Fast die gesamte Partie über abgemeldet. Mit Haaland an seiner Seite scheint es nicht zu passen. Viele Abstimmungsprobleme zwischen den beiden Angreifern. Note: 5,0
Erling Haaland: Spielte der Norweger überhaupt mit? Vom Torjäger war in den ersten 45 Minuten fast gar nichts zu sehen. In den Luftduellen gegen Torunarigha oft nur zweiter Sieger, spielte die meisten Fehlpässe beim BVB. Als er einmal durchbrach, wurde es sofort gefährlich - stand allerdings mit der Fußspitze im Abseits (62.). War wie gegen Fürth genervt von der Leistung seiner Mannschaft - und wohl von der eigenen. Winkte mehrfach ab. Note: 5,0
Thorgan Hazad (57. für Marco Reus): Traf direkt mit seinem ersten Ballkontakt. Der Treffer zählte aber aufgrund einer vorherigen Abseitsstellung von Haaland nicht. Nach der Umstellung auf Dreierkette lief er über links an, Gefahr konnte er auch von dort nicht mehr ausstrahlen. Note: 4,5
Dan-Axel Zagadou, Raphael Guerreiro, Marius Wolf und Steffen Tigges bleiben ohne Note.
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
