
Sagt Edin Terzic zu, kann er vom 27. Juni an wieder die Aufgabe als Cheftrainer seines Herzensvereins Borussia Dortmund übernehmen. © Groeger
Sehnsucht nach Identifikation: Terzic und das Signal zum BVB-Aufbruch
Borussia Dortmund
Edin Terzic steht vor seiner zweiten Amtszeit bei Borussia Dortmund. Im Sommer 2022 läge die Erwartungshaltung ungleich höher also vor 18 Monaten. Der große Wunsch: eine klare BVB-Identität.
Mit einem Schmunzeln im Gesicht meinte Edin Terzic, dass mit ihm doch etwas Merkwürdiges vonstattengehe. In kurzer Zeit sei er als Co- und als Interimstrainer, dann als Cheftrainer auf Zeit und schließlich als Cheftrainer auf Abruf bezeichnet worden. In der Zeit von Dezember 2020 bis Juni 2021 machte der heute 39-jährige Ur-Borusse einiges mit, und einiges richtig: Er führte den BVB mit einem Kraftakt in die Champions League und zum DFB-Pokalsieg. Und Terzic bewies noch eine Qualität, die selten ist im Fußball: Geduld.
Die zweite BVB-Chance für Edin Terzic kommt früher als erwartet
Nach seiner kurzen, emotionalen ersten Amtszeit in Dortmund hätte er sich diverse Jobs aussuchen können, spannende Projekte wurden ihm angeboten. Der gebürtige Mendener blieb, wurde beim BVB zum Technischen Direktor und damit aus der Kabine befördert mit der Versicherung seiner Vorgesetzten, dass seine nächste Chance als Cheftrainer kommen würde, früher oder später. Jetzt kommt sie eher früher als erwartet.
Sagt Terzic zu, kann er vom 27. Juni an wieder die Aufgabe als Cheftrainer seines Herzensvereins übernehmen. Sein Team kann er sich zusammenstellen, vor 18 Monaten vertraute er unter anderem seinem Kumpel Sebastian Geppert (38), dem Trainer der Dortmunder U17, und Talenteförderer Otto Addo (46). Jetzt könnte noch ein erfahrener Co-Trainer hinzukommen.
Terzic müsste mit dem aufpolierten BVB-Kader Erfolge einfahren
Vieles wird dann anders sein als beim ersten Mal, sollte Terzic wieder das Regiment übernehmen. Im Dezember 2020 konnte er nach zweieinhalb Jahren unter Lucien Favre als Nobody eine eingeschlafene Mannschaft aufwecken, mit seiner Begeisterungsfähigkeit anstecken und – nach dreimonatiger Anlaufzeit – auch überzeugenden Fußball vorweisen.
Im Sommer 2022 läge die Erwartungshaltung ungleich höher. Terzic ist kein Unbekannter mehr, sondern ein Trainer, der schon einen Titel gewonnen hat. Der die Klubführung ebenso auf seiner Seite weiß wie das Gros der Fans, die ihn als einen der ihren ansehen. Und einer, der mit dem aufpolierten Kader sofort Erfolge einfahren muss. Mit seiner Einstellung gingen sicher ein Vertrauensvorschuss und eine Aufbruchstimmung einher und der sehnliche Wunsch vieler Schwarzgelber, die sich ein hohes Identifikationspotenzial der Mannschaft und eine klare BVB-Identität auf dem Rasen wünschen.
Unter Marco Rose fehlt beim BVB eine stimmige Spielidee
Trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Erling Haaland (zu Manchester City) oder Manuel Akanji wird die nächste BVB-Mannschaft ein mehr als wettbewerbsfähiges Gesicht bekommen. Es wird die Aufgabe des Trainers sein, ein gewisses Phlegma auszutreiben und an der Motivationsschraube zu drehen.
Fußballerisch braucht es ein ausgewogenes Konzept aus Ballbesitz und Attacke, das dem Kader entspricht. Bei der großen individuellen Qualität, die allein die Neuzugänge (Süle, Schlotterbeck, Adeyemi) versprechen und der Hochkaräter, die bereits in Dortmund angestellt sind, wird es die große Kunst sein, eine Einheit zu formen. An Haltung und Kontinuität scheiterte schon Marco Rose, an einer stimmigen Spielidee ebenso.
Der BVB muss ein nach vorne gerichtetes Kapitel schreiben
Borussia Dortmund muss also ein neues, nach vorne gerichtetes Kapitel schreiben. Bei seiner ersten Übernahme musste es Terzic bei einer Kurzgeschichte belassen. Küsst er jetzt den BVB in seiner Gesamtheit wieder wach, trüge das Züge eines Groschenromans.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
