In der BVB-Medienrunde in Bad Ragaz sprach Nuri Sahin über ...
… das Trainingslager: „Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Wir haben mehr Umfänge trainieren können als erwartet, weil die Jungs in Sachen Regeneration sehr, sehr gut mitgezogen haben, sodass wir immer wieder einen drauflegen konnten. Ich muss echt sagen: Stand jetzt sehe ich uns weiter als ich gedacht hätte.“
… Julian Brandt: „Es ist alles gut. Er wird heute erhöhen und sehr wahrscheinlich morgen dann spätestens mit uns trainieren. Das ist der Plan. Aber da ging es eigentlich um Steuerung. Da geht es nicht um etwas Großes.“
… den Schritt, Almugera Kabar das Vertrauen zu schenken: „Tom Rothe wollte unbedingt diesen Schritt gehen. Er kannte meine Meinung, ich kannte seine Meinung. Wir haben von Tag eins sehr offen geredet und ihm war es wichtig, dass er diese Chance wahrnehmen kann. Ich glaube, dass es dann auch wirtschaftlich gepasst hat. Wenn ein junger Spieler unbedingt diesen Schritt gehen will, dann muss man ihm auch helfen. Almu macht einen guten Eindruck. Er hatte natürlich das Glück, dass er mit uns in Asien war. Da konnte ich ihn ein bisschen kennenlernen, auch als Typ. Natürlich hat er seine Themen, aber das ist auch in dem Alter völlig normal. Ich sehe schon einen sehr, sehr interessanten Spieler, bei dem es gilt, dranzubleiben und zu arbeiten. Der Junge ist sehr lernwillig. Da mache ich mir nicht viele Sorgen. Es muss alles ein bisschen schneller gehen als gedacht.“
… möglichen Verbesserungsbedarf: „Die Gruppe, die heute zusammen war, bestand zum Großteil aus den Jungs, die bei der EM waren. Mit den Jungs, die mit uns in Asien oder von Tag eins dabei waren, haben wir die Abläufe eigentlich alle trainiert. Und jetzt war es wichtig, dass wir alle wissen, wie wir absinken, wo wir absinken, in welche Position wir einen aufnehmen, in der Box, um die Box herum. Deswegen war es für uns eine sehr, sehr wichtige Einheit. Und Bedarf haben wir überall. Es läuft gut, aber nichts ist perfekt, was auch absolut normal ist.“
… die Findungsphase: „Wir wissen seit Tag eins, was wir mit dieser Mannschaft machen wollen. Das ist klar. Unsere Prinzipien werden sich jetzt nicht ändern. Nur: Es geht immer um Wiederholungen. Es ist überall auf der Welt so: Wenn du es 100 oder 1000 Mal machst, das sitzt dann einfach. Und für uns geht es einfach um die Umfänge: Training, Spiele, Training analysieren, sehen, was gut ist, sehen, was schlecht ist und dann immer wieder drauf eingehen in den Analysen. Und das machen wir gerade. Ich muss aber ehrlich sagen, und das mache ich nicht, um meine Mannschaft zu loben: Ich hätte gedacht, dass wir da ein bisschen länger brauchen werden. Allein schon wegen der EM.“
.. die Arbeit mit den Spielern: Die Jungs nehmen das an. Es tut uns natürlich gut, dass wir intelligente Spieler haben und auch dazu geholt haben. Das macht die Sache natürlich leichter. Ich muss jetzt Pascal Groß und Waldemar Anton nicht so viel erklären. Die machen das auch von selbst. Marcel Sabitzer, Emre Can, die Jungs, die bei der Euro waren, die kennen die Abläufe und das ist dann nicht so schwer.“
… Titelchancen: „Die Bundesliga wird besser, das ist klar. Ich weiß aber auch, dass wir in der Bundesliga das Ziel haben, besser zu sein. Und das Ziel von Borussia Dortmund ist es immer, um Titel mitzuspielen. Nur ich werde mich hier nicht hinstellen und irgendwas versprechen. Was ich versprechen kann, ist, dass wir in jedes Spiel gehen werden, um es zu gewinnen. Und es wäre auch cool, wenn wir gegen die Top Vier der letzten Saison dieses Jahr mehr Punkte holen würden. Wir sind bereit. Wir sind bereit, zu konkurrieren. Wir wollen uns messen mit den Besten in Europa, mit den Besten in Deutschland. Unser Kader ist top. Und wir haben alles, was nötig ist. Jetzt müssen wir es auf den Platz bringen. Ich freue mich extrem darauf.“
… die Arbeitsmoral seiner Spieler: „Wenn nur gelacht wird und nicht gearbeitet wird, das wäre auch schlimm. Der Mix passt einfach. Es wird viel gelacht. Und wenn gearbeitet wird, wird gearbeitet. Also diesen Switch bekommen die Jungs gerade wirklich gut hin. Die sind in den Meetings sehr fokussiert. Dabei überladen wir sie gerade auch. Das, was wir in den ersten drei Wochen mit den Jungs gemacht haben, machen wir gerade mit der Euro-Gruppe fast alles in einer Woche. Die Jungs nehmen das wirklich sehr gut an.“
… die Integration der Neuzugänge: „Es ist immer wichtig, welcher Spieler dazukommt. Pascal und Waldi zum Beispiel musst du nicht integrieren. Das war einfach. Bei Yan Couto ist es wichtig, dass wir ihn integrieren, weil der Junge mit 22 aus Brasilien kommt. Er hat in Spanien gespielt, spricht unsere Sprache nicht. Jetzt hat sich Nico Schlotterbeck um ihn gekümmert. Ich habe Felix Nmecha und Yan Couto gestern lachen sehen. Das sind so Momente, die du als Trainer wahrnimmst. Und Serhou Guirassy brauchst du auch nicht integrieren. Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch, er kennt die Liga, er kennt die Jungs. Er hat mindestens einmal gegen alle von denen oder mit denen gespielt. Es kommt immer auf den Spieler an.“
… den „verrückten“ Nico Schlotterbeck als dritten Kapitän: „Da muss ich jetzt aufpassen (lacht). Nein, also erst mal ist es eine sportliche Bewertung und Schlotti ist auf einem sehr, sehr guten Weg. Ich habe Schlotti letztes Jahr in der Rückrunde gesagt: „Du weißt gar nicht, wie gut du sein kannst.“ Das muss man ihm immer wieder sagen, weil er ist ein Schlitzohr ist. Das kann in die eine Richtung, aber auch in die andere Richtung gehen. Er bringt einfach Sprüche, egal wo. Das tut uns gut, er tut uns gut. Und ich glaube, dass man jetzt auch bei ihm den nächsten Schritt gehen muss. Deswegen auch diese Entscheidung und die habe ich aus voller Überzeugung getroffen. Er ist ein Spieler und ein Mensch, den ich sehr gerne in meiner Mannschaft habe.“
… Neuzugang Pascal Groß: „Für mich war wichtig, dass wir diesen Spielertypen bekommen. Und da ist mir auch egal, wie alt er ist. Weil er ist ein Spieler, den wir so im Kader nicht hatten. Ich will, dass wir auf der zentralen Position verschiedene Profile haben und dieses Profil hat meiner Meinung nach ein bisschen gefehlt. Er denkt Fußball und es macht Spaß, mit dem Jungen über Fußball zu reden. Wir reden viel und wir merken immer wieder, dass wir abdriften zum Fußball, auch wenn du mal über etwas Normales reden willst mit dem Jungen. Es geht immer Richtung Fußball. Es macht echt viel Spaß und er wird uns sehr, sehr guttun.“
… über den Trainerjob bei Borussia Dortmund: „Ich werde den Job nicht anders ausführen als bei Meinerzhagen oder bei Antalyaspor. Ich weiß aber, bei was für einem großen Verein ich jetzt Trainer bin. Trotzdem geht es um Fußball. Ich bin Cheftrainer, mein Job ist auf dem Platz, in der Kabine, im Analyse-Raum, im Eins-zu-Eins. Aber ich weiß auch, dass ich einer der führenden Personen bin, wo das eigene Wort jetzt mehr Gewicht hat und höhere Wellen schlägt, egal was du sagst. Gerade in Zeiten von Social Media, dessen bin ich mir schon bewusst. Aber grundsätzlich muss ich ehrlich sagen, dieses Training, das wir hier machen, das habe ich auch schon in meiner Zeit in Meinerzhagen genauso gemacht. Deswegen gehe ich die Sache echt entspannt an und freue mich. Ihr werdet jetzt natürlich denken: Ich will mal sehen, wenn du ein paar Spiele verlierst. Ich weiß, dass dann der Druck auch anders ist. Aber ich war 20 Jahre Fußballprofi bei Top-Vereinen und ich weiß, wie der Hase läuft. Deswegen bin ich da sehr, sehr entspannt.“
… den Begriff des Stammspielers: „Das liegt nur an den Spielern. Das liegt nicht an mir. Wenn die Jungs mir zeigen, dass sie Stammspieler sind, dann wird rotiert. Wenn da nicht so viele sind, die mir gerade zeigen, was gemacht werden muss, dann kann es auch mal sein, dass einige Spieler sehr viele Spiele machen müssen. Ich werde niemandem etwas schenken. Ich werde nicht rotieren, um zu rotieren. Das muss man sich schon verdienen. In einer idealen Welt haben wir dieses Jahr 18, 20 Stammspieler und wir können rotieren ohne Qualitätsverlust. Rotieren mit Qualitätsverlust ist nicht gut, das wird nicht passieren. Die Standards müssen schon hoch gesetzt werden und da ist Leverkusen das beste Beispiel. Die haben viel rotiert, das haben wir auch analysiert.“
… Vorbilder: „Ich hatte das große Glück, mit sehr, sehr guten und großen Trainern zusammenzuarbeiten, aber auch mit einigen Trainern, wo ich gedacht habe, das war jetzt nicht so cool und das würde ich jetzt nicht so machen. Erfahrung ist alles. Klar ist Jürgen Klopp da ganz klar vorne, aber auch Thomas Tuchel. Das muss ich sagen. Bei Thomas Tuchel war ich begeistert. Ich fand ihn sehr, sehr interessant als Trainer, seine Ideen waren sehr, sehr interessant. Vorbilder gut und schön, aber ich will schon meinen eigenen Weg gehen. Man lernt da nie aus. Jetzt gucken alle auch auf de Zerbi, Vorbilder kreiert man sich jedes Jahr neu. Aber Jürgen und Thomas waren schon die Trainer, die mir sehr geholfen haben.“
… die Situation um Paris Brunner: „Auch bei diesem Thema sage ich, es liegt nur an den Spielern. Wenn es ein schlechter Mensch ist, hat er keine Chance. Dann kann er noch so gut sein, wie er will, dann will ich ihn nicht. Aber wenn ein Spieler gut ist, ist die Tür offen. Cole Campbell ist hier hingekommen ohne irgendwelche Erwartungen. Seit drei Tagen zeigt er uns: „Okay, die Tür könnte aufgehen. Und das gilt auch für Paris. Er war in Asien sehr, sehr gut. Die Tür ist aufgegangen. Und jetzt geht es darum, dranzubleiben. Ich war selber junger Spieler, ich war 16, als ich Profi wurde. Bert van Marwijk hat mich nicht spielen lassen, weil ich gut aussehe oder grüne Augen habe. Das Gleiche gilt für die Jungs auch. So gerne ich auch junge Spieler einsetzen möchte, die Jungs müssen selbst durch die Tür. Borussia Dortmund ist kein Verein, wo dir etwas geschenkt werden kann. Das ist unmöglich. Aber die Tür ist offen.“
… über Cole Campbell: „Cole hat mich überrascht. Also ich kannte ihn aus Marbella, aber er hat nochmal einen Schritt gemacht. Almugera Kabar finde ich interessant. Philippo Mane, er ist Italiener, Verteidiger. Da sieht man schon, welche Schule, welche Ausbildung er genossen hat. Paris Brunner hat seine Qualitäten. Die Jungs, die zeigen es. Das ist alles gut. Es macht aber keinen Sinn, jemanden hervorzuheben. Auch bei mir war es ja so, dass ich mir meinen Platz bei Jürgen Klopp erarbeiten musste.“
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