Rückendeckung für BVB-Torhüter Gregor Kobel „Er hat uns oft genug den Arsch gerettet“

Rückendeckung für BVB-Torhüter Gregor Kobel: „Er hat uns oft genug den Arsch gerettet“
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Gregor Kobel kratzte sich intensiv mit der rechten Hand über die Wange. Eine Übersprungshandlung. Selbstverständlich hatte ihn diese Szene in der 12. Minute aufgewühlt, angefasst. Wie er nach einem völlig harmlosen Pass von Dayot Upamecano mit dem Fuß den Ball verfehlte, die Kugel hinter ihm ins Tor trudelte, das war sicherlich die Szene des Spiels beim 2:4 von Borussia Dortmund im Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern München.

Eine unruhige Nacht für BVB-Torhüter Kobel

Noch bevor das Spielgerät über die Linie kullerte, schlug der BVB-Torhüter die Hände vors Gesicht. „Sicher fängt es mit mir an am Anfang, als ich am Ball vorbeitrete. Danach kommt ein Knick ins Spiel“, sagte Kobel nach der Partie bemerkenswert gefasst. „Das war eine schöne Scheiße. Heute Nacht“, meinte der 25-jährige Schweizer, „werde ich sicher schlecht schlafen, das ist klar.“

Von diesem kapitalen Bock des in dieser Saison sonst so formidablen Schlussmanns erholte sich der BVB in München nicht. Nach vorzeigbarem Beginn verloren die Schwarzgelben ihr Selbstvertrauen, Einzelne hielten sich nicht mehr an den taktischen Plan, stolperten zehn Minuten lang von einer Verlegenheit in die andere. Statt breiter Brust waren die Hosen voll. Es folgten eine Münchner Macht- und eine Dortmunder Schwach-Demonstration.

Can nimmt BVB-Torhüter Kobel in Schutz

Den Unglücksraben Kobel nahmen die anderen Borussen ohne Zögern in Schutz. Oft genug habe „der Greg“ in dieser Spielzeit seiner Mannschaft „den Arsch gerettet“, wie es Emre Can unmissverständlich formulierte. Nun patzte ausgerechnet einer der sonst konstantesten Borussen. „Für mich“, sagte der Schlussmann erstaunlich gefasst, „gehören solche Szenen leider dazu, das ist das Leid eines Torhüters.“

Nicht nur wegen seiner vielen herausragenden Vorstellungen bisher gab es keinerlei Kritik von den Teamkollegen, im Gegenteil. Gregor Kobel gehört intern zur Kategorie Leistungsträger, willensstark und arbeitswillig. „Ihn als Sündenbock hinzustellen, wäre komplett falsch. Wir stehen als Mannschaft hinter ihm. Jeder darf Fehler machen“, betonte Marius Wolf. Und er fügte trefflich hinzu: „Es sind ja auch noch andere Gegentore gefallen …“ In der Tat hätten manche Vorderleute sich bei Kobel revanchieren und den Widerstand aufrechterhalten können. Doch das blieb aus schwarzgelber Sicht ein frommer Wunsch.

Kobel ist beim BVB ein klarer Führungsspieler

Von Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl bekam Kobel „einen Klaps, einen Blick in die Augen“. Er wisse selbst genau, was ihm da für ein Fehler unterlaufen sei, „er selbst wird sich am meisten ärgern“. Sorgen um den ehrgeizigen Schlussmann müsse man sich wegen dieses Lapsus in München nicht, meinte Can, er benötige keine besondere Hilfe. „Da kommt er allein durch. Er ist mental sehr, sehr stark.“

Leroy Sane bejubelt den Fügrungstreffer gegen Dortmund.
Die Szene des BVB-Topspiels in München: Der Ball trudelt ins leere Tor, Leroy Sane jubelt. © imago / ActionPictures

Seit geraumer Zeit arbeitet Kobel mit professioneller Unterstützung an seinem mentalen Mindset. Er kann und will ein Führungsspieler sein, auch auf der besonders anspruchsvollen Torhüterposition. Wie er nach dem Topspiel selbstkritisch und offen mit seinem Fehler umging, zeugte von einem trotz des Patzers stabilen Spitzensportler. Gerade die psychologische Komponente gehört zu den speziellen Stärken des Schweizers.

Gelingt dem BVB in Leipzig der Turnaround?

Auch Kehl ist von einem weiter fokussierten Kobel überzeugt. „Wir werden ihn brauchen, und er wird das in den nächsten Wochen wiedergutmachen, davon bin ich überzeugt.“ Da war sich auch Can sicher. Die Nummer eins werde bereits am Mittwoch, wenn der BVB im Viertelfinale des DFB-Pokals zu einem K.o.-Spiel bei RB Leipzig antritt, „wieder da sein“. Das sei ja das Gute am Fußball, meinte Wolf, „es geht direkt weiter“. Was für Kobel gilt, gilt im Gesamten auch für Borussia Dortmund

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