In Finalspielen werden Helden geboren. Es sind die Erfolge, die Geschichte schreiben. Marco Reus und Ilkay Gündogan zählen beide zu den begnadeteren Kickern auf jedem Rasen-Rechteck. Eine Titel-Story gelang ihnen in den vergangenen drei Jahren jedoch nicht. Auch am Samstag in Berlin nicht.
Einmal mehr, mag man bei Reus sagen, der seinen 26. Geburtstag nicht mit dem ersten relevanten Pokal im Unterarm feiern durfte. Sondern sich mehr mit der Gewissheit abplagen musste, dass große Spieler auch in großen Spielen herausragen, und er diesen Anspruch trotz Hochbegabten-Status nicht erfüllen konnte.
Knackpunkt des Spiels
Nicht wenige hatten das Pokalendspiel auf das Duell zwischen Reus und Kevin de Bruyne reduziert. Was der Komplexität des modernen Fußballs natürlich nicht gerecht wird. Aber es taugt durchaus zur Erklärung des Ergebnisses im Olympiastadion: Wolfsburgs Belgier spielt wie seine Kollegen seit Wochen in einer top Verfassung, Reus war fast unsichtbar.
Fast. Denn er hatte trotz seiner lediglich 35 Ballkontakte die eine Gelegenheit auf dem Fuß, der alle Schwarzgelben hinterhertrauerten. 18. Minute, Querpass in den Strafraum, Reus zielt drüber. Weit drüber. „Wenn wir das 2:0 machen, kann es ganz anders laufen“, sagte Sebastian Kehl. „Wir verpassen es leider, das 2:0 zu machen“, meinte Ilkay Gündogan. Nicht wenige sprachen hinterher vom Knackpunkt im Spiel.
"Keine Garantie"
Von der einen Szene, die eine gänzlich andere Richtung vorgegeben hätte für die verbleibenden 70 Minuten. So blieb Wolfsburg im Spiel, drehte die Partie. Trainer Jürgen Klopp verteidigte seinen Schützling. „Man kann diese Niederlage nicht an einer Aktion festmachen. Es gibt keine Garantie dafür, dass wir nicht auch nach einem 2:0 noch drei Tore kassiert hätten.“
Mit einem agileren Reus, der auch die gut getimten Vorstöße von Vieirinha nicht unterband, hätte es aber definitiv größere Siegchancen gegeben. Im zweiten Spiel von Beginn an nach seiner Verletzung blieb der Techniker blass. Er forderte zwar Bälle, war aber schwerlich anspielbar. Er kämpfte, verlor aber drei von vier Duellen. Zweimal zielt er aufs Tor.
Der große Unterschied
Wäre er dabei gnadenlos effektiv gewesen, läge ihm noch heute die Fußballwelt zu Füßen. Verhaut er seine beiden Chancen wie am Samstag, gibt es halt nur eine Verlierer-Medaille. Mats Hummels sagte, zwar nicht explizit auf Reus gemünzt, aber dennoch treffend: „Torchancenverwertung ist auch eine Qualität. Wolfsburg macht vor der Pause aus vier Schüssen drei Tore, wir machen aus vier Schüssen nur ein Tor. Das war der große Unterschied.“
Im Endeffekt gab es für den BVB nichts zu feiern. Auch für das Geburtstagskind Reus nicht, das auf der Party in der Berliner Nacht ähnlich unsichtbar blieb wie zuvor auf dem Platz. Von einem Spitzenverdiener darf, muss man mehr verlangen.
Gündogan-Kreisel
Gar nicht mehr im BVB-Trikot zu sehen sein wird wohl Ilkay Gündogan. Über seine Zukunft, über Bayern oder Barcelona, wollte er in der Hauptstadt nicht reden, verständlich und richtig so. Über seine Rolle in den vergangenen Wochen gab es ebenso kaum zwei Meinungen: Nach seiner langwierigen Rückenverletzung hat der 24-Jährige bis heute nicht an seine zuvor gezeigten Leistungen angeknüpft.
Er gewann an zentraler Stelle nur jeden dritten seiner Zweikämpfe - wenn er denn überhaupt welche führte. Als die Partie kippte, konnte er nicht gegenhalten. Manches Mal flitzten die schnellen Wolfsburger an ihm vorbei wie ein ICE an einer S-Bahn. Auch 66 Ballkontakte in einer Partie, in der die Schwarzgelben viele Spielanteile hatten, stellen für ihn kein Ruhmesblatt dar. Der Gündogan-Kreisel, die Ballverteiler-Maschine, sie funktionierte nicht. „Es sollte nicht sein“, meinte er und zuckte mit den Achseln. „Wolfsburg hat gut verteidigt, wir hatten nicht die nötigen Mittel.“
Schwierige Zeit vorbei
Er schloss mit Worten, die wohl treffender diese und auch seine persönliche Saison zusammenfassten, als er es beabsichtigt hatte. „Ich bin froh, dass diese schwierige Zeit vorbei ist.“