„Ich bin schockiert über die Vorfälle“, sagte U21-Trainer Antonio di Salvo am Freitag am Rande der Europameisterschaft in Georgien und Rumänien. „Menschen, die so etwas anonym von sich geben, sind selbst Feiglinge. Die würden sich niemals trauen, so etwas persönlich zu sagen.“
Eine Stunde nach dem Abpfiff des deutschen Auftaktspiels gegen Israel (1:1) hatten Borussia Dortmunds Jungstar Youssoufa Moukoko und sein Mitspieler Jessic Ngankam öffentlich gemacht, dass sie in den sozialen Netzwerken übelste Beschimpfungen und Hass-Botschaften ertragen müssen.
In intensiven Gesprächen arbeiteten die DFB-Verantwortlichen, zu denen auch ein Sportpsychologe zählt, die Vorfälle auf. Noch in der Nacht reiste die Mannschaft vom Spielort Kutaissi in Georgien zurück ins Teamquartier in Rumänien. „Ich habe gesagt, dass wir zusammenhalten“, ergänzte di Salvo. „Es war für alle verletzend. Erschreckend ist, dass die Jungs damit aufwachsen und leben. Sportler können sich vielleicht medial wehren. Diese Möglichkeit haben nicht alle Menschen.“ Am Morgen setzte er eine weitere Runde im DFB-Camp an, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
MEHR VON UNS - KEINER VON EUCH. pic.twitter.com/0S2sWz6MM3
— DFB (Verband) (@DFB) June 23, 2023
„Da sind Menschen, die gar nichts zu tun haben, die beleidigen dich. Wenn wir gewinnen, sind wir Deutsche und wenn wir verlieren, sind wir Schwarze“, hatte Moukoko beklagt. „Das ist ekelhaft, das hat sehr weh getan“, sagte der Stürmer von Borussia Dortmund, der ein „Zeichen“ forderte. Der 18-Jährige hatte bereits nach drei Minuten einen Elfmeter vergeben, Herthas Ngankam scheiterte in der Schlussphase ebenfalls vom Punkt (80. Minute).
Das geforderte „Zeichen“ könnten auch juristische Schritte sein. DFB-Nationalmannschaftsmanager Joti Chatzialexiou kündigte an, die Täter aus dem Netz strafrechtlich zu verfolgen. Man werde versuchen, „alles Mögliche zu tun, um diese Täter und Menschen zur Rechenschaft zu ziehen“, bekräftige er am Freitag in Batumi. Man müsse sich einfach gegen diese Menschen stellen. Auch bei der U17-EM, die Deutschland vor wenigen Wochen gewonnen hat, habe es einen ähnlichen Vorfall gegeben. Seine Botschaft: „Es reicht!“ Es sei beklemmend von den Spielern zu hören, dass sie immer wieder solchen Angriffen ausgesetzt seien. Di Salvo erklärte: „Es ist auch wichtig, dass die Politik etwas dagegen unternimmt und wir diese Anonymität im Netz aufbrechen. Es betrifft den Fußball, aber auch ganz viele andere Menschen in unserer Welt.“
Die Borussen-Familie steht hinter Dir, Youssoufa!
— Borussia Dortmund (@BVB) June 22, 2023
Wir verurteilen die rassistischen Kommentare gegen Youssoufa Moukoko und Mitspieler Jessic Ngankam im Anschluss an das Spiel der @DFB_Junioren entschieden. Bleibt stark! ✊#BorussiaVerbindet pic.twitter.com/ggLyTTNE45
In einem Statement richtete der DFB deutliche Worte an die Menschen, die beleidigende Kommentare geschrieben haben: „Ihr widert uns an. Ihr seid keine Fans, euch brauchen wir nicht, euch wollen wir nicht“, twitterte der Verband. Moukokos Klub Borussia Dortmund veröffentliche am Donnerstagabend ein Statement und erklärte: „Wir verurteilen die rassistischen Kommentare gegen Youssoufa Moukoko und Mitspieler Jessic Ngankam im Anschluss an das Spiel der @DFB_Junioren entschieden. Bleibt stark!“
Am Freitag verurteilte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die rassistischen Beleidigungen gegen Moukoko und Ngankam als „menschenverachtend und widerwärtig. Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite“, sagte die für Sport zuständige Ministerin der dpa. Faeser sprach Moukoko und Ngankam ihre Solidarität aus. „Sie können sich absolut sicher sein: Wir stehen voll und ganz hinter ihnen“, sagte sie. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es „mehr Präventions- und Bildungsarbeit und mehr Anlaufstellen für Betroffene von Gewalt und Diskriminierung.“
DFB-U21 benötigt einen Sieg
Sportlich wollen Moukoko und Co. die enttäuschende Leistung beim 1:1 gegen Israel aufarbeiten und die menschenverachtenden Parolen hinter sich lassen. „Es kam klar der Wunsch und der Hinweis, auch weil sie es häufiger erlebt haben, sich jetzt auf den Fußball konzentrieren zu wollen“, berichtete di Salvo. Am Sonntag (18.00 Uhr MESZ/Sat.1) steht in Batumi das zweite EM-Spiel gegen Tschechien an. Nach dem 1:1 zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppenfinale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren.
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