
© imago / Thomas Bielefeld
Pro und Contra: Sollte der BVB im Supercup auf Attacke setzen?
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund spielt gegen den FC Bayern um den Supercup. Für die einen ist es eine kommerzielle Pflichtveranstaltung, andere sehen eine Titelchance. Sollte der BVB auf Attacke setzen?
Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt wird der Supercup 2020 ausgetragen. Wir diskutieren: Sollte Borussia Dortmund beim FC Bayern München auf Attacke setzen?
Pro: Lieber gewinnen als gratulieren (Von Jürgen Koers)
Für Borussia Dortmund muss am Mittwochabend (hier live im TV) im Supercup die Vollgas-Devise gelten. Wegen des ewigen Duells gegen die Bayern. Wegen der Pleite in Augsburg. Und wegen der Erfahrungswerte.
BVB kassierte in München zuletzt dramatische Niederlagen
Den Supercup als künstlichem Vermarktungsprodukt der DFL sollte man in seiner Bedeutung nicht überhöhen. Doch das direkte Aufeinandertreffen der beiden deutschen Topklubs birgt immer seinen Reiz, seine Rivalitäten, sein Renommee. Borussias Bosse haben die Bayern zurecht als „beste Mannschaft der Welt“ geadelt. Was kann schöner, herausfordernder sein, als sich mit den Besten zu messen und in München und vor den Augen der Millionen TV-Zuschauer ein Zeichen zu setzen? Mit seiner Außenseiterrolle kann sich der BVB gut anfreunden, er sollte nur zwingend vermeiden, ähnlich „deppert“ dazustehen wie nach den jüngsten Gastspielen im Süden, die reihenweise mit dramatischen Niederlagen endeten.
Auch wenn Trainer Lucien Favre mehrere Änderungen in der Startelf vornehmen wird, muss seine Mannschaft nach der Peinlich-Pleite in Augsburg auch auf Wiedergutmachung drängen. Mit einem Coup bei den Bayern wären zwar die verlorenen Punkte nicht zurückgewonnen, aber immerhin die angekratzte Stimmung wieder besänftigt.
Für den BVB kommt die Prüfung beim Champion wie gerufen
Nicht zuletzt wollen die Borussen eine internationale Top-Mannschaft werden. Alles-oder-Nichts-Spiele gehören zu den wichtigsten Erfahrungen, die junge Spieler machen müssen. Da kommt die Prüfung beim Champion wie gerufen. Es geht zwar um den unwichtigsten aller Titel. Aber auch den gewinnt man lieber, als dem Gegner zu gratulieren. Erst recht in München.
Contra: Der Supercup ist verzichtbar (Von Sascha Klaverkamp)
Schön, solch ein silberner Pokal. Und in finanziell herausfordernden Corona-Zeiten ist es umso wichtiger, jede Prämie einzustreichen, die es irgendwo zu holen gibt. Also sollte der BVB auf jeden Fall zum Supercup-Duell am Mittwoch bei den Bayern antreten.
In der Bundesliga waren die Bayern dem BVB weit voraus
Aber sind wir doch mal ehrlich: Hält irgendjemand diesen DFL-Supercup für einen ernst zu nehmenden Titel? Außer jenen, die dieses Spiel als Hochglanzprodukt und vermeintlichen Knüller vermarkten müssen? Nein. Dieser Abend in der Münchner Allianz-Arena ist nicht mehr als ein unnötiges Vorbereitungsspiel, dessen Sieger eine Trophäe bekommt.
Borussia Dortmund hat den Supercup im vergangenen Jahr gegen die Bayern gewonnen - aus guten Gründen aber nicht wirklich mit diesem Erfolg angegeben. Denn dort, wo es wirklich zählte, waren die Bayern dem BVB dann weit voraus. 13 Zähler lag der Supercup-Verlierer am Ende der Bundesliga-Saison vor dem Supercup-Gewinner. Und der Supercup-Verlierer gewann den DFB-Pokal.
Auf Borussia Dortmund warten anstrengende Wochen
Die nächsten Wochen werden bretthart für Dortmund. Alle paar Tage ein Spiel, in dem es um Punkte geht, auch ums Weiterkommen in der Champions League. In diesen Duellen werden die Prozente an Kraft und Power dringend gebraucht, die womöglich ein Supercup-Spiel im Vollgas-Modus kosten würde. Die Borussia sollte im Supercup den Reservisten eine Chance geben, sich zu empfehlen - und gleichzeitig Stammkräften eine Pause gönnen. Volle Akkus und drei Zähler am Samstag gegen den SC Freiburg wären deutlich mehr wert als ein kleiner Prestige-Erfolg über die Bayern.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.

Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
