Ideenlos und defensive Patzer: BVB-Blamage in Augsburg wirft Fragen auf
Borussia Dortmund
Das sportliche Hoch über Borussia Dortmund ist schon nach dem zweiten Bundesliga-Spieltag verflogen. In Augsburg blamiert sich der BVB und wird sich bekannte Fragen gefallen lassen müssen.

Bedient nach dem 0:2 des BVB in Augsburg: Axel Witsel (l.) und Mats Hummels. © imago / MIS
Als der Freistoß von Daniel Caligiuri perfekt in den Dortmunder Strafraum segelte, Roman Bürki auf der Linie verharrte und Felix Uduokhai auch noch ungehindert zum Kopfball kam, war die Augsburger Taktik in dieser Partie perfekt aufgegangen. 75 Prozent Ballbesitz hatte der BVB in einer lange Zeit einseitigen ersten Hälfte herausgearbeitet, der Ertrag aber war am Ende gleich Null. Kompaktes Defensivverhalten und die unangenehme Portion Härte reichten Augsburg, um mit einer Führung in die Kabinen zu gehen. Das Spiel nahm damit den befürchteten Verlauf, und anders als im Januar, als Erling Haaland die Partie im Alleingang drehte, sollte es diesmal keine Erweckung von der Bank aus geben.
Der BVB beißt sich am FC Augsburg die Zähne aus
Wie schon im Januar biss sich die Borussia an den Fuggerstädtern die Zähne aus. Dortmund, etwas überraschend mit Raphael Guerreiro in der ersten Elf, startete mit zwei richtig guten Aktionen in dieses Spiel, Jude Bellingham (3.) und auch Jadon Sancho (10.) bekamen bei ihren Abschlüssen aber keinen Druck hinter den Ball. Axel Witsels Direktabnahme entschärfte der aufmerksame Raphael Gikiewitz.
Mit einer kompakten Defensive stellte sich der FCA der spielerischen Übermacht aus Westfalen. Dortmunds Dreierabwehrreihe postierte sich beinahe an der Mittellinie, es spielte fast nur der Gast. Doch Augsburg verdichtete die Räume vor dem eigenen Strafraum beinahe perfekt. Bei den Schwarzgelben fehlten die Überraschungsmomente, Eins-gegen-Eins-Duelle, dazu gesellten sich dann im Verlauf der ersten 45 Minuten schlampige Flanken, vor allem über die Seite von Thomas Meunier. Erling Haaland hing mit nur acht Ballkontakten bis zur Halbzeit komplett in der Luft.
BVB agiert in Augsburg trotz klarer Überlegenheit ideenlos
An der Seitenlinie beriet sich Lucien Favre schon früh mit seinen Assistenten, denn die Entwicklung dieser ersten Hälfte durfte ihm nicht gefallen. Im Gefühl der klaren Überlegenheit fiel Dortmund immer weniger ein, dazu gesellten sich defensive Nachlässigkeiten wie beim halbhohen Rückpass von Meunier, der Bürki schon in arge Nöte stürzte (27.).
Es war dann ein ruhender Ball, der für den ersten Treffer sorgte - und nicht einmal so überraschend fiel der auf der Seite der Borussia. Daniel Caligiuri trat den Freistoß aus dem Halbfeld zugegebenermaßen perfekt, die Kugel kam zentral am Fünfmeterraum vor Bürki herunter - doch weder der Schweizer Keeper noch Manuel Akanji, der Torschütze Uduokhaj aus den Augen verlor, griffen beherzt ein (40.). Geschockt nahm Favre auf der Bank Platz, sah dann immerhin eine Reaktion seiner Elf, bei der Haaland eine scharfe Meunier-Hereingabe nur knapp verpasste (45.).
Augsburg freut sich gegen den BVB über einen perfekten Spielverlauf
Für den FCA war es der perfekte Verlauf. Über die unermüdlich ackernden Hahn und Niederlechner konterten die Hausherren auch nach dem Wechsel mit viel Tempo und erwischten den BVB mehr als einmal unsortiert. Und als Niederlechner perfekt in den Lauf des startenden Caligiuri legte, stand es sogar 2:0. Vor Bürki blieb der Ex-Schalker, der gegen den BVB immer gern spektakulär aufspielt, eiskalt (53.).
Wie im Januar drohte dem BVB ein Debakel, anders als damals aber stand Haaland schon auf dem Platz. Als Impuls von der Bank brachte Favre Marco Reus und Julian Brandt, 22 Minuten vor dem Ende auch noch Reinier. Totale Offensive gegen einen Gastgeber, der um sein Leben rannte. Fünf (!) Kilometer mehr als die Borussia waren die Augsburger schon zur Pause gelaufen, am Ende waren es satte 11,4, die Lucien Favre mit der Ballbesitz-Dominanz seiner Elf erklärte: „Wer so viel den Ball hat, läuft weniger.“ Ob so viel weniger, steht auf einem anderen Blatt.
Der BVB verfällt gegen den FC Augsburg in alte Muster
Das Augsburger Rezept gegen diesen doch noch einmal verstärkten BVB war so einfach wie effektiv: Hoher Einsatz, eine gute Portion Härte, eine stabile Defensive, an der sich die am Ball so filigranen Dortmunder die Zähne ausbissen. Mehr scheint es auch in dieser Saison nicht zu brauchen.
Die Minuten verrannen, 84 waren schon gespielt, als Hummels plötzlich zentral vor Gikiewitz auftauchte, den Augsburger Keeper aber anschoss. Beim anschließenden Rempler von Frammberger reklamierte der Dortmunder vergeblich Elfmeter. Auch der Schlussoffensive aber fehlten Struktur und Zielstrebigkeit, es waren eher verzweifelte Versuche der Hochbegabten, die am zweiten Spieltag ihre Grenzen aufgezeigt bekamen.
Der BVB bekommt in Augsburg seine Grenzen aufgezeigt
Haaland - in seiner einzigen Szene der gesamten 90 Minuten - scheiterte noch am glänzend aufgelegten Gikiewitz (89.), auch Hummels‘ Kopfball (90.+3) fehlten die entscheidenden Zentimeter. Bezeichnend für diesen Tag. Von allem zeigte der BVB am zweiten Spieltag viel zu wenig. Und Haaland, im Januar noch strahlender Held, war nur einer von elf bedröppelten Verlierern in Schwarzgelb.