Déjà-vu in Augsburg: Sportdirektor Zorc spricht BVB-Missstände an

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Déjà-vu in Augsburg: Sportdirektor Zorc spricht BVB-Missstände an

rnBorussia Dortmund

Michael Zorc sieht beim 0:2 in Augsburg bekannte Probleme bei Borussia Dortmund. Für eine Generaldebatte sei die Zeit noch nicht gekommen - und doch wird der BVB-Sportdirektor deutlich.

Dortmund

, 28.09.2020, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer einen Verein so intensiv lebt wie der Dortmunder Sportdirektor, bei dem wirken Niederlagen auch ein wenig länger nach. Michael Zorc bittet im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten daher am Sonntag um Nachsicht, dass die Laune vielleicht nicht die Beste sei.

Borussia Dortmund erlebt beim FC Augsburg ein Déjà-vu

Das Ergebnis der Partie kaum 24 Stunden zuvor hat nachhaltig auf die Stimmung gedrückt. Der Spielverlauf habe an vergangene Partien in der Fuggerstadt erinnert, sagt Zorc. „Das kannten wir dort ja schon von dem Spiel vor zwei Jahren.“ Damals verlor Dortmund mit 1:2. Und der Verlauf erinnerte auch an die ersten 60 Minuten der Partie im Januar, die die Borussia nach einem 0:2- und 1:3-Rückstand dank eines jungen Norwegers dann allerdings noch drehte.

Dafür kam Borussia Dortmund am Samstag allerdings nicht in Frage. „Wir haben uns einlullen lassen“, seufzt Zorc. „Wir haben es am Anfang gut gemacht, aus der Dominanz aber kein Kapital geschlagen. Dann wurden wir unkonkreter, fehleranfälliger und zu verspielt.“ Man könnte nachschauen, Zorcs Wortwahl war wohl eine ähnliche wie bei den letzten Auftritten in Augsburg und auch bei einigen anderen Partien der vergangenen Saison. Den BVB holt früh in der Saison eine Debatte um Wehrhaftigkeit, Konzentration und Konsequenz ein.

BVB-Niederlage offenbart verzerrte Wahrnehmungen

Im Konjunktiv unterwegs zu sein, bringt nicht viel. Aber Zorc verweist nicht zu Unrecht auf die Tatsache, dass eine Dortmunder Führung die Statik dieses Spiels wohl nachhaltig verändert hätte. Augsburg überstand die Anfangsphase auch mit einigem Glück, sei aber „spätestens mit dem Tor zum 1:0 dann immer selbstbewusster aufgetreten.“

Die Bewertung einer Partie, die Dortmund verlor, obwohl die Mannschaft am Ende fast drei Mal so lange den Ball hatte, neun Mal mehr aufs gegnerische Tor schoss, die Mehrzahl der Zweikämpfe gewann und neun von zehn Pässen an den eigenen Mann brachte, fiel schwer und offenbarte auch verzerrte Wahrnehmungen. Für Lucien Favre war es vor allem fehlende Geduld nach einem „Spiel, das von uns nicht schlecht war.“ Auch Mats Hummels wertete, „dass wir in vielen Bereichen ein gutes Spiel gemacht haben.“

BVB-Sportdirektor Michael Zorc: „Wir waren nicht gut genug“

Das ist eine gefährliche Melange, denn es deckt einen Mantel über Missstände, die ein Klub mit den Ambitionen der Borussia eigentlich deutlicher ansprechen müsste. Zorc tat dies: „Wir waren nicht gut genug“, meinte er lapidar, „wir haben unsere Leistung nicht gebracht.“ Zu ungeduldig habe man agiert, meint zwar auch der BVB-Sportdirektor, aber Michael Zorc führt einen anderen, wohl entscheidenderen Punkt an: „Die Ballgeschwindigkeit, die du gegen massierte Deckungen brauchst, war bei uns nicht hoch genug.“

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Dass Favre seine Mannschaft schont, ist ein bekanntes Muster. Schon in der Vergangenheit konnte man seiner (öffentlichen) Analyse, mit der er sich wohl schützend vor sein Team stellen möchte, nicht immer folgen. So diesmal auch beim Punkt Laufbereitschaft. Dass der FC Augsburg satte 11,4 Kilometer mehr lief als der BVB, jeder Augsburger Feldspieler also im Schnitt rund einen Kilometer mehr als sein Dortmunder Gegner, erklärte der Schweizer mit dem hohen Ballbesitz-Anteil. „Wer viel den Ball hat, muss weniger laufen.“ Das ist zwar richtig, aber auch in diesem Ausmaß?

Niederlage in Augsburg - BVB muss eine Reaktion zeigen

Klar ist: Das 0:2 verlangt eine Reaktion von dieser Mannschaft, die für ihr Talent zurecht ebenso gelobt wird wie für ihren Stil und ihre Ballfertigkeit, die aber weiterhin Probleme zu haben scheint, wenn die Gegenwehr so physisch ist wie am Samstag. Ob die Partie am Mittwoch in München geeignet ist, diese Reaktion an den Tag zu legen, muss man abwarten. Der Stellenwert des Supercups speist sich fast ausschließlich aus dem Prestige-Charakter der Paarung. Große Lust auf diese Dienstreise wird kein Dortmunder verspüren. Zorc sagt dennoch: „Wenn wir dahinfahren, sollten wir auch versuchen zu gewinnen.“