Seit 2019 spielt Giovanni Reyna für Borussia Dortmund Fußball. Schnell hat das US-Toptalent Anschluss bei den Profis gefunden. Doch der endgültige Durchbruch ist ausgeblieben. Der 21-jährige Edeltechniker ist deswegen unzufrieden mit seiner Situation beim BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl ließ Reynas Zukunft offen. Wir diskutieren: Soll der BVB Giovanni Reyna ziehen lassen?
Ja, Reyna hat keine Zukunft beim BVB (Kevin Pinnow)
Die Verpflichtung eines 16-Jährigen, da können die Scouts noch so überzeugt von den Fähigkeiten des Spielers sein, bleibt eine Wette auf die Zukunft. So war es auch bei Giovanni Reyna, als der BVB ihn 2019 über den großen Teich nach Dortmund holte. Die Chancen standen wahrlich gut, dass Borussia Dortmund mit dem US-Toptalent den großen Wurf gelandet hat. Reyna brachte alles mit, was es braucht, um der nächste große Star zu werden. Exzellente körperliche Voraussetzungen, einen feinen Fuß, Finesse am Ball, eine tolle Übersicht, einen guten Abschluss.
Dass fünf Jahre nach seiner Ankunft in Dortmund aber noch immer der Begriff „Talent“ an ihm haftet, ist in dem Zusammenhang nicht als Lob zu verstehen. Reyna stagnierte in seiner Entwicklung, hat in Teilen sogar eher Schritte zurück als nach vorne gemacht. Die Corona-Zeit und pyschische Probleme, die verkorkste WM, etliche kleine und größere Verletzungen. Der einst als Reus-Nachfolger auserkorene Offensivspieler hat viel durchgemacht in seiner Zeit bei Borussia Dortmund. Aber er ist eben auch vieles schuldig geblieben.
Es ist Zeit für einen Tapetenwechsel. Reyna braucht einen Neuanfang. In einem Team, in dem nicht der große Druck auf ihm lastet, irgendwann der Nachfolger einer der größten Spieler der Vereinsgeschichte werden zu müssen. In dem er mehr ist als nur das ewige Talent in Lauerstellung. Aus sportlicher Sicht hat Borussia Dortmund die Wette auf die Zukunft von Giovanni Reyna (zumindest beim BVB) vielleicht verloren. Wirtschaftlich aber kann Sportdirektor Sebastian Kehl bei einem Marktwert von immerhin 20 Millionen Euro noch einiges aus der Nummer rausholen. Dafür muss er aber jetzt handeln und Reyna ziehen lassen. Bevor auch diese Wette an Wert verliert.

Nein, Reyna sollte bleiben (Jürgen Koers)
Trotz seiner Bass-Stimme sprach Giovanni Reyna so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte bei seinem ersten Interview im März 2020. Schüchtern, etwas fremdelnd und jugendlich gehemmt antwortete er, so knapp wie möglich. In seinem Wesen hat der introvertierte Reyna sich seitdem nicht verändert. Die Parallele zum Sport: 88 Profispiele (13 Tore), vielversprechende Ansätze und einige (gesundheitliche) Rückschläge später ist aus dem einstigen Toptalent zwar ein junger Erwachsener geworden. Doch den großen Durchbruch, die Entfesselung seines Potenzials, das hat die Fußballwelt noch gar nicht gesehen. Deswegen sollte der BVB an ihm festhalten.
Junge Spieler mit seiner Qualität gibt es nicht viele. Ihn zeichnet ein untrügliches Gefühl für Raum und Zeit aus, eine mühelose Ballverarbeitung und eine begrüßenswerte Abschlussfreude. Kein Wunder, dass er im Alter von 19 Jahren mit einem Marktwert von mehr als 40 Millionen Euro gehandelt wurde.
Doch seitdem ist viel passiert. Vor allem bei Reyna selbst, dem man ansieht, wenn seine Sorgen tonnenschwer auf den Schultern lasten und der hart um seine Chancen kämpfen muss wegen der internen Konkurrenz auf den zentralen Positionen, die ihm am ehesten liegen. Unter Lucien Favre schien der tolle Techniker damals einen Schritt weiter zu sein. Danach verschlechterten sich seine Leistungen, weil andere Eigenschaften gefragter waren als der feine Fuß.
Aktuell ist Reyna fit. Jetzt muss der als einst als Reus-Nachfolger Auserwählte zeigen, dass er sich durchsetzen kann. Gegen Mitspieler und Gegner. Er muss lernen, seinen Mann zu stehen. Gelingt ihm das, wird er einen größeren Wert haben als schnelle 20 Millionen Euro. Gelingt das nicht, wäre auch für den BVB das Projekt Reyna misslungen.
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