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Nach massiver Kritik am Fantoken: Digitales BVB-Guthaben wird angepasst
Borussia Dortmund
Borussia Dortmunds Plan, einen Fantoken einzuführen, stieß in der heimischen Fanszene auf massive Kritik. Jetzt strickt der BVB sein digitales App-Projekt in entscheidender Form um.
Es war heftiger Gegenwind, dem sich der BVB ausgesetzt sah. Als das klubeigene Konzept des Fantokens zum Ende des alten Jahres öffentlich wurde, rief das sogleich die aktive Fanszene auf die Barrikaden. Die Idee hinter dem Fantoken: Ein digitales Guthaben, das BVB-Anhänger in einer neuen App kaufen können, um es für das Nutzen diverser Inhalte oder für Interaktionen innerhalb der App einzulösen.
Borussia Dortmund lädt Fanvertreter zum Dialog ein
„Stoppt den Marketingwahn“ und „Tod der Fankultur“, so lauteten unmissverständliche Reaktionen der BVB-Ultras. Kein Zweifel, der Fantoken, obwohl dieser erst in der Testphase steckte, erhitzte die Gemüter der Heimbasis.
Der BVB lud daraufhin Mitte Januar Fanvertreter zum Dialog ein, um die Lage rund um den Token zu erörtern. „Wir haben den Fans unsere Ideen vorgestellt und die Kernpunkte ihrer Kritik zusammengetragen“, erklärt Borussias Geschäftsführer Carsten Cramer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Wir befanden uns mitten in einer Testphase und hatten nie vor, gegen Geld relevante Entscheidungsbefugnisse an internationale Fans abzutreten. Und doch konnten wir viele Kritikpunkte nachvollziehen.“
BVB-Geschäftsführer Cramer: „Token nicht mit Geld verbinden“
Die Essenz der Runde: Der BVB stellte den Fantoken auf den Prüfstand und entschied jetzt: Den Token wird es nicht in seiner ursprünglich angedachten Form geben. „Es macht keinen Sinn, etwas an den Bedürfnissen der Fans vorbeizumachen“, betont Carsten Cramer. „Wir werden den Token nicht mit Geld verbinden. Engagement der Fans kann nicht durch gekaufte Token aufgewogen werden.“ Einer der zentralen Einwände der BVB-Anhänger.
Das digitale App-Guthaben ist also vom schwarzgelben Tisch. Der Name „Fantoken“ wahrscheinlich auch, weil er falsche Vorstellungen geweckt hat und weiterhin wecken könnte - schließlich lassen zum Beispiel der FC Barcelona und Juventus Turin über ihre „Token“ in der Tat zahlende Fans bei klubinternen Entscheidungen wie der Einlaufmusik im Stadion mit abstimmen.
Speicherung der User-Daten soll beim BVB liegen
Was aber bleibt nun noch vom digitalen BVB-Projekt? Eine neue englischsprachige Fan-App für den internationalen Markt, als weiteres Fanbindungs-Instrument gerade für die Kernmärkte USA und Asien. Die Testphase im Winter habe ergeben, dass dies im Gegensatz zum bezahlten Token auf Interesse stoße und somit für den Klub einen Sinn ergebe, erklärt Cramer.
Auch einen weiteren Kritikpunkt der Fans will der BVB in der Entwicklung der neuen App nun berücksichtigen: deren Sorgen um den Datenschutz. „Es ist vertrauensbildender, wenn die Speicherung der User-Daten nicht bei einem Dienstleister, sondern bei Borussia Dortmund selbst liegt“, sagt Cramer. Durch die Neuausrichtung verzögert sich nun der Startpunkt der internationalen App, die eigentlich im Frühjahr auf den Markt kommen sollte.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
