
© dpa
BVB will eine neue Beziehung zu seinen Fans: Fantoken sollen helfen
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund bastelt an einer neuen Beziehung zu seinen Fans. Sie sollen in Kürze auf digitalem Weg enger an den Verein gebunden werden. Im Mittelpunkt der Innovation: der Fantoken.
Carsten Cramer blickt gespannt auf das aktuellste Projekt im schwarzgelben Haus. Seit einigen Tagen läuft die Beta-Testphase, erste Anwender probieren die Basisversion der neuen BVB-Fantoken-App aus. „Für uns ist es in erster Linie ein Testballon für den internationalen Markt, ob diese neue Plattform, die auf der Blockchain-Technologie basiert, für uns Sinn ergibt“, sagt der Geschäftsführer der Borussia, und: „Wir wollen für Fans weltweit noch mehr Nähe zum BVB schaffen, Lust auf den BVB wecken.“ „Deshalb versuchen wir so individuell und vielfältig wie nur möglich auf unsere verschiedenen Fangruppierungen einzugehen“.
Neue BVB-App verspricht „Blick hinter den schwarzgelben Vorhang“
Gelingen soll dies über eine neue App, die dem Nutzer vor dessen Registrierung einiges verspricht: Einen „Blick hinter den schwarzgelben Vorhang“, soll es geben, „Interaktion untereinander, aber auch mit Spielern und Spielanalysen“.
Erwerben können Fans über die App, entwickelt und betreut von BVB-Partner Liquiditeam, sogenannte Token, also digitales Guthaben. Für 4,99 Euro stellt die Borussia 500 Token bereit, die Fans über die App einlösen können. Für besonderes Entertainment oder exklusive Aktionen, aber auch, um über Abstimmungen direkten Einfluss zu nehmen auf Inhalte der App. Die Token sollen also quasi wie „Treibstoff“ wirken für die Bedürfnisse und Wünsche der internationalen Fan-Community. In der laufenden Testphase sind die Token noch gratis, voraussichtlich im Frühjahr wird die neue App offiziell in den Markt gebracht.
Der BVB zählt zu den Nutzer-Pionieren im Bereich Fantoken
In Deutschlands Profifußball zählt die Borussia zu den Nutzer-Pionieren dieser Technologie. Namhafte Klubs im Ausland setzen ähnliche Token-Modelle dagegen bereits seit längerer Zeit ein. Und gehen dabei sogar deutlich weiter als der BVB, was den Einfluss der Token-Käufer betrifft. Juventus Turin beispielsweise ließ über seine Fantoken-Community über die Tor-Hymne im Stadion abstimmen. Auch bei Paris Saint-Germain, Atletico Madrid oder Galatasaray können Token-Guthaben erworben werden, die teils sogar wie eine eigene Kryptowährung funktionieren und im Wert steigen oder fallen können. Das alles geht beim Fantoken des BVB nicht.
Als der FC Barcelona im Juni dieses Jahres seinen Token „BAR“ in den Handel brachte, war das erste Volumen der Barca-Währung nach nur knapp zwei Minuten verkauft – für mehr als 600.000 Euro an Käufer aus 106 Ländern. Barcelona verspricht Token-Käufern, an bestimmten Entscheidungen mitwirken zu können. Zudem können sie Treffen mit Spielern oder VIP-Sitzplätze gewinnen. Zum Start durften die Token-Käufer votieren, welches Fan-Kunstwerk in der Mannschaftskabine im Stadion Nou Camp aufgehängt wurde.
Fantoken: Dem BVB geht es um „Spaß und Unterhaltung“
In Dortmunder Fankreisen geäußerten Sorgen, dass der BVB womöglich nun (Token kaufende) Fans erster und Fans zweiter Klasse schaffen könnte, tritt Carsten Cramer entgegen. „Es geht um Spaß und Unterhaltung, um ein besonderes zusätzliches digitales Fan-Erlebnis. Aber Einfluss auf Geschehnisse beim BVB oder Vorgriffsrechte auf Tickets oder günstigere Fanartikel oder ähnliches erwirbt man durch den Fantoken nicht. Wir sehen es als eine weitere und zusätzliche Community-Plattform, die eine Interaktion von Fans und Verein ermöglicht“, erklärt er. „Es ist sozusagen unser 43. Tool in der digitalen Welt“.
Eine digitale Fan-Community, die der BVB in China aufgebaut hat, trägt bereits Früchte: Der sogenannte „Hero Circle“ weist heute mehr als 25.000 Mitglieder auf. Allerdings sind die Inhalte des „Hero Circle“ kostenlos. Kommt dagegen der Fantoken im internationalen Markt gut an, würde der BVB dank ihm eine neue Einnahmequelle erschließen.
Wir haben diesen Text aktualisiert.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
