Borussia Dortmund hat sich trotz zehn verletzter Spieler ein 1:1 gegen den Tabellenzweiten Hertha BSC erkämpft und durch das 25. ungeschlagene Heimspiel in Serie einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Negativ fiel Emre Mor auf, der sich eine unnötige Rote Karte einhandelte.
Erst die Aufholjagd nach dem 0:1, initiiert durch die Einwechslungen von Shinji Kagawa und Ousmane Dembele, imponierte, weil der personell arg gebeutelte BVB sich auch von zwei weiteren Rückschlägen - der Verletzung von Marcel Schmelzer und dem verschossenen Elfmeter von Pierre-Emerick Aubameyang - nicht beirren ließ. Die junge Truppe von Trainer Thomas Tuchel blieb beharrlich und wurde dafür belohnt.
Unnötigen Schubser
Und doch gab es nach dem Spiel reichlich Diskussionsbedarf, vor allem um die Herausstellung von BVB-Offensivtalent Emre Mor. Der junge Türke, der schon bei den jüngsten Länderspielen wiederholt durch Unbeherrschtheiten aufgefallen war, hatte sich in der 84. Minute von Sebastian Langkamp provozieren lassen und befreite sich von dessen hartnäckigem Klammergriff durch einen unnötigen Schubser. Schiedsrichter Patrick Ittich, der vor allem in der Schlussphase nicht immer souverän wirkte, zückte Rot.
Es war eine harte Entscheidung, zumal Langkamp nach dem Spiel zugab, sich zu theatralisch fallen gelassen zu haben. Doch wirklich überraschend kam der Platzverweis nicht. Erstens, weil es nicht Mors erste Szene gegen Berlin war, in der er negativ aufgefallen war. Zweitens, weil er sich bereits in den ersten Spielen für den BVB des Öfteren hatte provozieren lassen. Mor wird noch lernen müssen, seine Emotionen richtig zu kanalisieren. Andernfalls droht er sich auf dem Weg zu einer großen Karriere irgendwann selbst im Weg zu stehen.
Noch in der Findungsphase
Mors Platzverweis ließ die Partie aus dem Ruder laufen. Dabei war es in den 84 Minuten zuvor keineswegs unfair zugegangen. Die Foul-Debatte der vergangenen Tage hatte keinen negativen Einfluss auf die Härte der beiden Mannschaften. Der überwiegende Teil der Fouls war durch Ungeschicklichkeit entstanden - oder um diese auszubügeln. Erst am Ende brannten dem ein oder anderen die Sicherungen durch - allen voran Valentin Stocker, der nach seinem Foul an Matthias Ginter von Ittrich ebenfalls vorzeitig zum Duschen geschickt wurde.
Was bedeutet nun dieses Remis für den BVB? Der Griff zum Titel, das kristallisiert sich nach den ersten sieben Spielen der Saison heraus, wird in diesem Jahr wohl nicht gelingen. Zu groß sind derzeit die Verletzungssorgen, zu groß ist auch noch der Findungsbedarf der jungen BVB-Mannschaft. Zunächst einmal muss Tuchel seine Elf stabilisieren. Keine leichte Aufgabe angesichts der Personalsituation und des straffen Programms in den kommenden Wochen.