Der BVB überrascht Manchester City in der Anfangsphase

Das war vor dem Anpfiff ganz anders. „Die Jungs sind heiß“, wusste Sportdirektor Michael Zorc vorab. Die ersten Spielminuten bestätigten ihn: Dortmund stand defensiv im tiefen 4-3-3 sicher und diszipliniert, brachte Schärfe und Fokus mit und fand auch den Weg nach vorne: Mahmoud Dahoud zielte mit Schmackes nach Pressing von Marco Reus etwas zu zentral (7.).

In der nächsten Szene schlug der BVB zu: Emre Can schickte Erling Haaland auf die Reise, über Umwege landete der Ball an der Strafraumkante bei Jude Bellingham, und das war irre: Der Teenager hob den Kopf, suchte sich den rechten Winkel aus und schickte den Ball unhaltbar auf die Reise - das erste Champions-League-Tor des Engländers, und dann gleich so ein schöner und wichtiger Treffer (15.)! Seit Mittwochabend ist er mit 17 Jahren und 289 Tagen der jüngste BVB-Torschütze in der Königsklasse. Zwei Minuten später parierte Ederson einen Kopfball von Manuel Akanji - die Anfangsphase gehörte den Borussen, die mit dem 1:0 im Halbfinale standen. Wer hätte das nach der Auslosung gedacht!

BVB-Youngster Bellingham trifft und verhindert den Gegentreffer

Bei City zeigte das kurzzeitig Wirkung. Die Schwarzgelben erdeten die Himmelblauen - aber nur vorübergehend. Die Gäste erhöhten fortan permanent die Spielgeschwindigkeit und kamen nach Dortmunder Ballverlusten (Morey, Guerreiro) zu guten Torchancen. Einmal rettete die Latte gegen Kevin De Bruyne (23.), dann die vielbeinige Abwehr (24.) und schließlich Bellingham gegen Riyad Mahrez kurz vor der Linie (32.).

Durchpusten, BVB! Ab Mitte des ersten Durchgangs spielten nur noch die Citizens, die Dortmund mit ihrem Pressing fast erdrückten. Die nötige Entlastung gelang kaum einmal. Das 1:0 zur Halbzeit verteidigten die Borussen mit Mann und Maus, mit Herz und Hirn.

BVB-Spieler Emre Can: „Laut Regelwerk ist das kein Handspiel“

Dortmund witterte die gewaltige Sensation, bekam allerdings kurz nach Wiederanpfiff den ersten Rückschlag an diesem Abend. Bei Citys Dauerdruck wehrte Emre Can eine Flanke mit Kopf und Hand ab, dem spanischen Unparteiischen Carlos del Cerro Grande und dem Video-Referee reichte diese unglückliche Aktion für einen Strafstoßpfiff. Diskussionswürdig, denn laut Regelwerk ist Handspiel nicht strafbar, wenn der Ball von einem anderen Körperteil an den Arm springt. Doch Can streckte den Arm genauso bewusst in Richtung Ball aus. „Ich köpfe mir den Ball an den Oberarm. Laut Regelwerk ist das kein Handspiel“, haderte er im Nachgang.

Nach mehrminütiger Unterbrechung ließ Manchesters Riyad Mahrez mit einem saftigen Linksschuss vom Elferpunkt Hitz keine Chance (55.). Mit dem 1:1 hatte Manchester den Fuß im Halbfinale, ein Zwischenstand, der Nerven und Fingernägel kostete. Dem BVB fehlte ein Tor, Manchester erzielte es. Nach einer kurz ausgeführten Ecke stand Foden blank am Strafraum, visierte den nahen Pfosten an und traf ins Glück. Hitz, der den Ball mit den Fingerspitzen nur noch an den Innenpfosten lenken konnte, machte dabei eine sehr unglückliche Figur (75.).

BVB-Torjäger Erling Haaland bleibt weitgehend wirkungslos

Ein weiteres Comeback und die benötigten drei Tore gelangen Borussia Dortmund nicht. Terzic brachte alles, was er an Offensivspielern finden konnte. Doch es fehlte seit der starken Anfangsphase immer wieder an Ruhe am Ball, an Durchsetzungsvermögen, an Kraft und auch zu oft an Präzision. Torjäger Haaland blieb weitgehend wirkungslos und im siebten Pflichtspiel in Serie ohne Treffer.

Während Topfavorit Manchester weiter dem Traum vom Sieg in der Champions League hinterherjagen darf, muss der BVB in der Liga um die Wiederzulassung kämpfen und im DFB-Pokal auf sein Endspiel hoffen.