Kompletter Ausfall beim 1:2 gegen Union: Der BVB steht vor einem harten Winter

Borussia Dortmund

Borussia Dortmund wähnte sich nach dem Bremen-Sieg auf einem guten Weg - und stürzt gegen Union Berlin gnadenlos ab. Beim 1:2 lässt der BVB fast alles vermissen. Der Winter wird hart.

Dortmund

, 18.12.2020, 22:47 Uhr / Lesedauer: 3 min
Der BVB rutscht nach dem 1:2 bei Union Berlin immer weiter ab.

Der BVB rutscht nach dem 1:2 bei Union Berlin immer weiter ab. © imago / Kirchner-Media

Dieser Moment dürfte ihm ein überwältigendes Glücksgefühl beschert haben, er währte jedoch allzu kurz: Pass in die Tiefe von Raphael Guerreiro, Borussia Dortmunds Teenie-Torjäger Youssoufa Moukoko zieht ohne aufzublicken mit links ab, sein Schuss zischt schnurgerade zwischen Pfosten und Torhüter ins Netz: Voilà, der jüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten ist im Alter von 16 Jahren und 28 Tagen auch der jüngste Torschütze. Das fundamentale Problem: Moukokos Tor reichte nicht einmal zu einem Punktgewinn der Borussia beim 1:2 (0:0) bei Union Berlin.

Der BVB läuft der Musik in der Bundesliga meilenweit hinterher

Moukokos Treffer zum 1:1 (60.) folgte unmittelbar auf die Führung des 1. FC Union drei Minuten zuvor. Da handelten sich die Borussen - analog zum Heimspiel gegen den 1. FC Köln vor zwei Wochen - ein Gegentor nach einer Ecke ein, die vom ersten Pfosten aus verlängert wurde. Den Dortmunder Standard-Tiefschlag bestrafte Taiwo Awoniyi, der Giovanni Reyna entwischt war (57.). Und als ob ein schwarzgelbes Trikot vom ernsthaften Verteidigen bei ruhenden Bällen entpflichten würde, fiel auch der zweite Gegentreffer nach Ecke von rechts: Diesmal ließ der BVB Berlins Zielspieler Marvin Friedrich vollkommen blank stehen, der aus zehn Metern über die Linie köpfte (77.). Sportdirektor Michael Zorc vergrub auf der Bank das Gesicht tief in den Händen. An Weihnachten läuft sein Verein der Musik in der Bundesliga meilenweit hinterher.

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Lauter sein als der Gegner wollten die Schwarzgelben, trafen bei Union dann jedoch auf einen Gegner, der auch ohne seine begeisterungsfähigen Fans im Rücken für eine ordentliche Geräuschkulisse und Waldarbeiter-Mentalität im Stadion an der der Alten Försterei sorgen kann. Die Berliner forderten Borussia Dortmund alles ab und hatten mehrere Gelegenheiten, frühzeitig in Führung zu gehen. Mats Hummels klärte in höchster Not mit einer Alles-oder-Nichts-Grätsche gegen Taiwo Awoniyi (2.), der wohl nicht im Abseits gestanden hatte. Und nach üblen Ballverlusten und Fehlpässen von Thomas Meunier und Manuel Akanji boten sich Union weitere Chancen: Awoniyi und Cedrid Teuchert (17.) vergaben ebenso leichtfertig wie Sheraldo Becker (29.).

Der BVB präsentiert sich in der Verteidigung breit und löchrig

Dem BVB fehlte es zu Beginn an Bewegung, die ballführenden Spieler fanden wenig Anspielmöglichkeiten, vor allem nicht in der Tiefe. Gleich im Spielaufbau bereitete Union den Borussen große Probleme, die im 4-2-3-1 angeordnet manchmal Fußball verkehrt spielten: Mit Ball eng versammelt, dafür in der Verteidigung breit und löchrig. Einige leichtfertige Abspielfehler kamen noch hinzu. Die Vorgabe von Neu-Trainer Edin Terzic ging nicht auf, der gefordert hatte: „Wir müssen versuchen, die Stärken des Gegners zu minimieren und unsere auf den Platz bringen.“

Terzic hatte seine Startelf auf zwei Positionen geändert und Routine bevorzugt: Emre Can rückte anstelle von Jude Bellingham ins Mittelfeld, Thomas Meunier kehrte nach überstandenem Muskelfaserriss zurück auf seine Stammposition hinten rechts, Mateu Morey blieb draußen. In der Sturmspitze fiel die Wahl erneut auf Moukoko.

BVB-Dribbler Sancho wartet weiterhin auf sein erstes Saisontor

In der ersten halben Stunde blieb eine Chance von Jadon Sancho die einzige nennenswerte Szene in der Offensive: Nach einer guten Balleroberung von Reyna und Moukoko brachte Sancho nach unsauberem ersten Kontakt den Abschluss aus bester Position nicht an Union-Torhüter Andreas Luthe vorbei - es will einfach nicht klappen mit dem ersten Bundesliga-Saisontor für den Superstar der Vorsaison (10.).

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Bezeichnend: Wenn der BVB zum Zug kam, war Moukoko beteiligt: Sein abgefälschter Schuss zuckelte am rechten Pfosten vorbei (31.), und auch die größte Möglichkeit vor dem Seitenwechsel hatte der 16-Jährige: Guerreiro steckte den Ball durch auf Moukoko, der sich Platz verschaffte - der satte Rechtsschuss klatschte an den Innenpfosten, Pech (45.).

Auf Borussia Dortmund wartet ein harter Winter

Dem neuen Cheftrainer Terzic hatte Sportdirektor Michael Zorc „ein gutes Gefühl für Spieler und die Mannschaft“ und „eine andere Ansprache“ attestiert. Sein zehnmal so teurer Kader (614 Millionen im Vergleich zu 61 Millionen Euro bei Union) musste es trotz müder Beine mit der Brechstange versuchen in der Schlussphase. Mehr als Bemühen sprang dabei nicht heraus, und in Dortmund ist mehr denn je gewisser: Der Winter wird hart.

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