Kadercheck BVB-Sturm: Wer folgt auf Haaland? Sancho-Lücke größer denn je

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Kadercheck BVB-Sturm: Wer folgt auf Haaland? Sancho-Lücke größer denn je

rnBorussia Dortmund

Die BVB-Offensive liefert beständig - und weist doch einige Defizite auf. Die große Frage lautet: Was kommt nach Haaland? Im Sommer muss Dortmund auch die Sancho-Lücke füllen.

Dortmund

, 12.03.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Zunehmend genervt und zunehmend kritischer betrachten die Anhänger der Dortmunder Borussia die fortwährende Hängepartie um den blonden Hünen aus Norwegen, der den Angriff des BVB in den vergangenen zwei Jahren dominiert und der viel Verantwortung auf seine breiten Schultern geladen hat. Seit Erling Haaland im Januar 2020 aus Salzburg den Weg ins Ruhrgebiet fand, hat er dort weitergemacht, wo er schon in Österreich beeindruckende Zahlen vorweisen konnte. Haaland knipst mit einer hohen Quote und großer Zuverlässigkeit – wenn er nicht verletzt ist. Diese Einschränkung muss sein, denn auch das begleitete sein bislang zweijähriges Wirken.

Erling Haaland trifft für den BVB statistisch in jedem Spiel

Doch die Konstanz, mit der Haaland Tore schießt und seine Mannschaft damit nach vorne bringt, überstrahlt bei weitem Bedenken über seine auffällige Verletzungsanfälligkeit. Wenn das Muskelpaket zum unwiderstehlichen Spurt ansetzt, werden Gelenke, Sehnen und Muskeln aufs Äußerste beansprucht. Nicht immer hält sein gestählter Körper diesen Belastungen stand.

Kadercheck BVB-Sturm: Wer folgt auf Haaland? Sancho-Lücke größer denn je

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Haalands Torquote, 80 Treffer in 79 Pflichtspielen, dazu weitere 21 Torvorbereitungen, lässt Bedenkenträgern in den Klubs allerdings kaum eine Chance. Die Tatsache, dass er in diesem Sommer absprachegemäß aus seinem bis 2024 laufenden Vertrag aussteigen kann, hat alle namhaften und finanzkräftigen Klubs auf den Plan gerufen. Den wirtschaftlichen Corona-Folgen zum Trotz werden Wahnsinnssummen gehandelt. Es geht um so viel Geld, dass sich Borussia Dortmund realistisch betrachtet keine Chancen ausrechnen kann, dass dieser Stürmer über den Sommer hinweg bleibt.

Der BVB-Poker um Karim Adeyemi spitzt sich zu

Auf dieses Szenario bereitet sich der BVB vor. Die Nettosumme der erwarteten Brutto-Ablöse von circa 75 bis 80 Millionen Euro wird der Klub reinvestieren. Ob in einen Eins-zu-Eins-Ersatz wie Leverkusens Patrick Schick, der teuer, aber auch ein ebenso verlässlicher Knipser wäre, das hängt von vielen Parametern ab. Dringlichen Bedarf gibt es nämlich auch auf den offensiven Außenbahnen, wo der BVB verspätet das Loch stopfen will, das der Weggang von Jadon Sancho gerissen hat. Gesucht werden schnelle, dribbelstarke Eins-gegen-Eins-Spieler, die dichte Abwehrreihen aufreißen und für Verwirrung sorgen können.

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Gefunden hat Dortmund einen dieser Typen erneut in Salzburg. Das Preisschild, das Karim Adeyemi (19) von seinem aktuellen Klub umgehängt bekommt, hat den BVB allerdings zurückzucken lassen. Noch ist offen, ob Adeyemi, der sich mit Dortmund einig sein soll, künftig das schwarzgelbe Trikot tragen wird. Denn die aktuell geforderten 40 Millionen Euro will der Klub nicht ausgeben.

BVB erwartet mehr Produktivität von Donyell Malen

Unstrittig ist: Das bestehende Personal muss gezielt ergänzt und verstärkt werden. Thorgan Hazard (28/Vertrag bis 2024) erzielt schöne Tore wie das 1:0 in Augsburg zu selten, ist verletzungsanfällig und schwankend in seinen Leistungen. Flattert für den Belgier ein lukratives Angebot herein, wäre der BVB sicher gesprächsbereit, bräuchte aber auch Ersatz. Marco Reus (32/2023) ist nach Haaland der zweitproduktivste Scorer (34 Spiele, 13 Tore, 13 Assists), wird aber bei Ablauf seines Vertrages in gut einem Jahr schon 34 Jahre alt sein. Bis dahin soll Giovanni Reyna (19/2025), wie Reus am liebsten im Zentrum hinter den Spitzen aktiv, weiter aufgebaut werden.

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Mehr Produktivität erwartet Borussia Dortmund in der kommenden Spielzeit auch von Donyell Malen (23/2026), der nach einer langen Akklimatisierungsphase mittlerweile auf acht Tore und sechs Assists über alle Wettbewerbe kommt. Von Malen benötigt der BVB mehr Konstanz auf höherem Niveau.

Ein verlorenes Jahr für BVB-Youngster Youssoufa Moukoko

Auch in der Breite ist mehr Qualität nötig. Youssoufa Moukoko kämpft mit einem verlorenen Jahr durch viele Verletzungen und fällt aktuell vornehmlich dadurch auf, dass sein Berater mit Abschied vom BVB droht. Die Vertragsgespräche mit dem 17-Jährigen gestalten sich momentan schwierig, das Vertrauen, für die Backup-Position hinter Haaland auf ihn zu setzen, konnte Moukoko in dieser Saison nicht rechtfertigen. In die Bresche sprang zumindest teilweise Steffen Tigges (23/2024) mit immerhin drei Toren in erstaunlichen 15 Pflichtspielen für die Profis. Für eine größere Rolle genießt er allerdings nicht das Vertrauen, zumal ihn nun auch noch das Verletzungspech erwischt hat. Der Knöchelbruch wird ihn bis in die neue Saison beschäftigen.

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Das zeigt: In vorderster Front ist der Handlungsbedarf beim BVB mindestens so groß wie im Abwehrverbund. Da Marco Roses Philosophie von einer hoch pressenden Offensive lebt, braucht es unnachgiebige Balljäger, die auch im Zweikampf eine gewisse Härte und Widerstandskraft mitbringen. Nicht alle Spieler des aktuellen Kaders bringen diese Voraussetzungen mit.