Kobel-Gerüchte, Lotka-Poker und Ramaj-Zukunft So plant der BVB auf der Torhüter-Position

Kobel als Nummer 1: So plant der BVB auf der Torhüter-Position
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Dieser Versuchung widerstand Gregor Kobel souverän und profilierte sich stattdessen als Teamplayer. Anfang März, bei einem 2:0 beim FC St. Pauli, der bis dato letzten Partie ohne Gegentor, lobte der Dortmunder Schlussmann für seine „Weiße Weste“ nicht sich, sondern seine Vorderleute. „Ich meine, da gehört jeder Einzelne dazu. Es fängt bei mir hinten an, die Abwehrkette, die Sechser und die Offensivspieler, auch der Coach an der Seitenlinie“, bedachte der 27-Jährige wirklich alle Beteiligten.

BVB-Torhüter Kobel mit turbulenter Saison

Andersherum lässt sich die Verantwortung nicht so leicht verteilen. 49 Gegentore in 31 Bundesliga-Spielen – für den BVB ist das eine Horrorstatistik. Auch hier trägt natürlich die gesamte Mannschaft zur Verteidigung bei, oder eben nicht. Doch im Gegensatz zu den Vorjahren, als Kobel seit seinem Borussia-Beginn im Sommer 2021 stets zu den absoluten Leistungsträgern zählte und eine bemerkenswerte Entwicklung hinlegte, hatte und hat der Schweizer in der Dortmunder Pleiten-, Pech- und Pannensaison auch mit sich selbst zu kämpfen.

Ein paar Belege: Viermal hintereinander kürte das Fachmagazin kicker den Borussen zum besten Keeper der Liga. Im Winter 24/25 folgte dann der Absturz auf Rang 5. Bei der Benotung der Ruhr Nachrichten fiel Kobel von guten Werten in der Saison 2023/24 (Bundesliga 2,65; Champions League 2,33) deutlich ab (Bundesliga 3,0; Champions League 3,08). Gründe dafür gibt es viele.

Nicht alle sind direkt mit dem Torhüter verbunden, manche aber doch: Der fußballerisch Ansatz in der Spieleröffnung unter Trainer Nuri Sahin offenbarte bei Kobel alle Schwächen im Passspiel. Das führte zu größtmöglicher Verunsicherung und Verärgerung hinter den Kulissen. Der Frust hat sich inzwischen gelegt, auch bedingt durch den Trainerwechsel. Ebenfalls auf dem Wege der Besserung: Kobels Probleme mit permanenten Muskelverletzungen.

Kobel und die Verletzungsprobleme

Im schwarzgelben Kader gehört der Schweizer zu den ehrgeizigsten Vertretern. Er will lernen, sich verbessern, er arbeitet hart an sich und seinem Körper, berücksichtigt vom Mentalen bis zur Ernährung alle Facetten des Profitums. Aktuell liest er die Autobiografie „Open“ von Tennis-Star Andre Agassi. Der US-Amerikaner kämpfte wie wenige andere gegen Widerstände und Rückschläge. Ein Vorbild für Kobel, den immer wieder kleinere Verletzungen am Training von Athletik und torwartspezifischen Inhalten hinderten, und das über einen langen Zeitraum. Eingesetzt zu werden bedeutet ja nicht, auch zu 100 Prozent fit und gesund zu sein. Erst seit Anfang des Jahres kann er dem Vernehmen nach wieder richtig ackern nach monatelangem Stand-by. Seiner Form hilft das.

Für Kobel bedeutete die Verpflichtung des neuen BVB-Trainers Niko Kovac einen Lichtblick. Er bekommt mehr Vertrauen geschenkt, spürt mehr Rückendeckung für seine Entscheidungen in den Partien. Den Effekt sieht jeder: Einfache Pässe, die ihm Herbst noch zu Zitteranfällen im Schussbein geführt hätten, landen wieder öfter im Fuß der Mitspieler. Solche Bälle wie in Hoffenheim, als er vor dem 2:2 Couto schlecht anspielte, unterlaufen ihm nur noch sehr selten. Denn falls er der Meinung ist, den Ball lieber ins Seitenaus zu prügeln, gibt’s keinen Rüffel. Dazu kommt: Mit mehreren unerwartbaren Paraden hat Kobel gezeigt, dass es bei Borussia Dortmunds Nummer eins wieder aufwärts geht.

Aufwärts wohin? Intern geht man selbstverständlich davon aus, dass Kobel (Vertrag bis 2028) als einer der ausgemachten Führungsspieler und Leistungsträger auch in der nächsten Saison in Dortmund im Kasten steht. Zu hören ist aber auch, dass ein Umdenken stattfinden könnte, wenn der Klub weder die Champions noch die Europa League erreiche. Im Umfeld des Spielers heißt es, er sei zu 100 Prozent mit seinen Gedanken beim BVB und fokussiert auf das Saisonfinale. Sollte der BVB die Europapokalplätze tatsächlich verpassen - wonach es aktuell nicht mehr aussieht -, käme es bei mehreren Personalien zum Schwur mit unbekanntem Ausgang. Kobels Marktwert liegt bei 40 Millionen Euro, fast dreimal so viel wie die investierte Ablöse seinerzeit.

Torwart Alexander Meyer, Torwart-Trainer Matthias Kleinsteiber und Torwart Marcel Lotka beim Training von Borussia Dortmund.
Beim Training zusammen auf dem Platz, spielen kann nur einer: Ersatztorwart Alexander Meyer, Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber und der dritte BVB-Keeper Marcel Lotka beim Training von Borussia Dortmund. © IMAGO/RHR-Foto

Für den Fall der Fälle hat Borussia Dortmund vorgesorgt. Alexander Meyer hat sich den Ruf als bester Ersatztorhüter der Bundesliga erarbeitet, er wird im nächsten Jahr 35 und soll bis 2026 bleiben. Unklarer ist die Situation bei Marcel Lotka, dem Keeper Nummer drei. Er gilt als einer der besten Torhüter der 3. Liga, doch die Perspektiven im eigenen Verein sind eher bescheiden. Dauerhaft in Dortmunds Profikader aufzusteigen traut man ihm offensichtlich nicht zu.

Lotka-Zukunft beim BVB?

Lotka, dessen Kontrakt im Juni ausläuft, hat nach RN-Informationen ein gut dotiertes Angebot vorliegen, er soll seinen Vertrag um zwei Jahre verlängern. Dann wäre er immer noch jung genug, um den nächsten Schritt zugehen. Doch noch zögert der 23-Jährige mit der Unterschrift, er wäre gerne in einer höheren Spielklasse die Nummer eins und hat Anfragen von Erstligisten aus den Top-5-Ligen vorliegen.

Sollten sich wider Erwarten noch größere Turbulenzen auf der Torhüterposition ergeben, hätte der BVB noch einen weiteren Joker im Ärmel: Im Winter hatten die Borussen Diant Ramaj (23) von Ajax Amsterdam verpflichtet und gleich an den FC Kopenhagen weiterverliehen. Dort hinterlässt der gebürtige Stuttgarter Eindruck. Im Sommer soll er nach Informationen dieser Redaktion bei einer weiteren Station, möglichst mit Europapokal-Teilnahme, noch mehr Erfahrungen sammeln, ehe er im Sommer 2026 dann tatsächlich in Dortmund ankommen soll. Perspektivisch die Nummer eins zu werden, trauen ihm die Verantwortlichen nach RN-Informationen allemal zu. Sonst hätten sie auch nicht fünf Millionen Euro in einen Reservetorhüter investiert.

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