Fiesta Borussia! Der BVB fegt beim 3:2-Sieg über Sevilla hinweg
Champions League
Borussia Dortmund ist in der Champions League kaum wiederzuerkennen und fegt beim 3:2 zeitweise über den FC Sevilla hinweg. BVB-Torjäger Erling Haaland ragt mal wieder heraus.

BVB-Matchwinner beim 3:2 in Sevilla: Erling Haaland (l.). © dpa
Über die Außenmikrofone schallte der Ruf von Mahmoud Dahoud aus dem Süden Andalusiens bis nach Westfalen: „Ja, Mann!“, brüllte er nach dem 3:2 (3:1) seiner Borussia mit vor Euphorie dampfender Begeisterung in der Stimme. Der BVB hat sich in der Champions League beim FC Sevilla zurückgemeldet. Und wie!
Die Taktik von BVB-Trainer Edin Terzic geht in Sevilla voll auf
Allzu oft war Borussia Dortmund in den vergangenen Wochen kaum wiederzuerkennen, das setzte sich in Sevilla fort - aber diesmal komplett im positiven Sinn: Mit einer defensiv sehr disziplinierten, in der Körpersprache äußerst mutigen und in der Einstellung leidenschaftlichen Leistung hat der BVB das Tor zum Viertelfinale der Champions League weit aufgestoßen. Herausragend bei elf durchweg bockstarken Borussen: Torjäger Erling Haaland, der zwei Treffer selbst erzielte (27., 43.) und den dritten von Mahmoud Dahoud (19.) vorbereitete. Das Trainerteam um Edin Terzic hatte die Dortmunder Mannschaft blendend auf den Gegner vorbereitet und eingestellt: Im 4-3-3 sicherte Emre Can als Sechser den Raum vor der Abwehr ab, vor ihm verdichteten alle Offensivspieler mit vorbildlicher Aufgabentreue die Räume.
Aus dieser sicheren Warte heraus ging es im Eiltempo nach vorne, beispielhaft bei den beiden Haaland-Toren vor der Pause. Einmal traute sich Manuel Akanji den scharfen Pass aus der hintersten Linie bis weit ins Angriffsdrittel, und der Norweger ochste sich mit Dampf und Dynamik bis in den Strafraum, wo er mit Jadon Sancho Doppelpass spielte und vollendete (27.).
BVB-Torjäger Erling Haaland mit einer sensationellen Quote
Nicht minder vorzeigbar die Entstehung des dritten Dortmunder Treffers, als Marco Reus mit cleverem Anlaufen im Pressing an der Mittellinie den Ball eroberte und dann in Hochgeschwindigkeit nach vorne flitzte. No-look-Pass auf Haaland, Keine-Probleme-Abschluss des Mittelstürmers, da führte der BVB vor der Pause mit 3:1 (43.). Sein 18. Tor im 13. Champions-League-Spiel - eine sensationelle Quote!
Zuvor hatte Mahmoud Dahoud nach einem Dortmunder Einwurf, den Haaland geschickt verarbeitete und weiterleitete, mit einem Traumtor aus 17 Metern den Ausgleich erzielt (19.). „Dadurch hatten wir mehr Energie“, sagte BVB-Torschütze Dahoud. Da war keine Rede mehr davon, dass der Start der Borussen in die Runde der letzten 16 in die Hose gegangen war: Sancho ließ sich am eigenen Strafraum allzu leicht mit einer Schussfinte aus dem Spiel nehmen, Susos schwachen Schuss fälschte Mats Hummels unglücklich an Marwin Hitz vorbei ins eigene Tor (7.). Wer zu dem Zeitpunkt auf eine klare BVB-Führung zur Pause gesetzt hätte, der wäre reich belohnt worden.
Der BVB stemmt sich in Sevilla physisch dagegen
Sevilla hatte sieben Spiele lang kein Gegentor mehr kassiert, von den Gästen aus Dortmund nun gleich drei in 45 Minuten - das hinterließ bei den Spaniern Wirkung, deren Selbstvertrauen schmolz wie hierzulande der Schnee im Vorfrühling. Terzics Rezept hingegen ging vollends auf.
„Wir dürfen uns nicht zu früh aus den Positionen in der Ordnung ziehen lassen“, sagte der 38-Jährige vor seinem ersten Königsklassen-Spiel als Hauptverantwortlicher. Mit dem erwartet hohen Ballbesitz von 67 Prozent in Durchgang eins konnte Sevilla nichts anfangen, weil der BVB es nicht zuließ, sich physisch dagegenstemmte und keinen Laufweg ausließ. Weniger Fehler machen, weniger Bälle verlieren, zielstrebig zum Tor ziehen - all das setzten seine Spieler nahezu ideal um.
Der BVB hat nach dem 3:2 in Sevilla beste Chancen aufs Viertelfinale
Von der Unruhe rund um den Klub nach nur einem Sieg aus den jüngsten sechs Bundesliga-Spielen und den Diskussionen um den zukünftigen Trainer Marco Rose war schlichtweg nichts zu spüren. „Das ist nicht unser Thema, wir wollen unser bestes Gesicht zeigen und in die nächste Runde einziehen“, meinte Terzic vor der Partie. An diesem besonderen spanischen Abend folgte ihm seine Mannschaft in Gänze.
In den vielen passiveren Minuten zu Beginn von Hälfte zwei bemühte sich Sevilla weitgehend erfolglos um Torgefahr. Ein Freistoß von Oscar klatschte an den Pfosten, an den Handschuh von Marwin Hitz - und diesmal nicht ins Netz, sondern ins Seitenaus (75.). Auch das Spielglück meinte es endlich mal wieder gut mit den Schwarzgelben. Ganz ohne Aussetzer endete die Partie aber nicht: Emre Can ließ bei einem Freistoß Luuk de Jong aus den Augen, der Anschlusstreffer (84.). Dennoch: Die Ausgangslage für das Rückspiel in drei Wochen ist sehr gut.