Felix Passlack und der BVB: „Endlich mal wieder was fürs Herz“

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Felix Passlack und der BVB: „Endlich mal wieder was fürs Herz“

rnBorussia Dortmund

Felix Passlack und Borussia Dortmund sollten getrennte Wege gehen. Jetzt ist er fester Bestandteil des BVB-Kaders. Eine Geschichte, die das Fußballerherz erwärmt.

Dortmund

, 08.10.2020, 07:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der schönste Satz zu Felix Passlacks Comeback für Borussia Dortmund kam aus dem Fanlager. „Es ist endlich einmal wieder was fürs Herz in diesem so kalten Geschäft des modernen Fußballs“, schrieb das Fanzine „schwatzgelb.de“ und drückte damit treffend aus, was viele BVB-Anhänger gefühlt haben dürften.

BVB-Profi Felix Passlack: Der Fast-Gescheiterte biss sich durch

Felix Passlack hatte sich gerade einen Platz in Borussias Kader erobert, er hatte sogar gerade mit dem 4:0 gegen den SC Freiburg sein erstes Bundesliga-Tor geschossen. Und er hatte sich endgültig dafür belohnt, nicht aufgegeben zu haben. Denn eigentlich schien Passlacks Karriere im Profiteam des BVB schon vorbei, bevor sie überhaupt Fahrt aufnehmen konnte. Doch der Fast-Gescheiterte biss sich durch.

Es war schlicht verheißungsvoll. Dieser 1,70 Meter kleine Wirbelwind ließ sich von niemandem aufhalten. Er bekam die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester deutscher Nachwuchsspieler, führte die Nachwuchsteams des BVB zu vier nationalen Meistertiteln, er durchlief alle Juniorenteams des DFB. Kein Zweifel, aus diesem Felix Passlack, der schon mit 14 Jahren zur Borussia gestoßen war, würde zu einem der nächsten Bundesligastars im Dortmunder Trikot avancieren. Mit 17 Jahren dann das Profi-Debüt, das erste Tor, ein Treffer in der Champions League gegen Legia Warschau. Großes Kino also.

Passlack musste raus aus Dortmund und neu starten

Doch dann kam der Bruch. Passlacks Karriere stagnierte. Spätestens der Anschlag auf den Teambus des BVB im April 2017, der ihn noch lange danach in Angstzustände zwang, warf ihn aus der Spur. Er musste raus aus Dortmund, weg von seinem Herzensverein, um irgendwie neu starten zu können. Doch der Weg wurde noch steiniger. Die Leihe nach Hoffenheim floppte, er kam kaum zum Zug. Dann der Tiefpunkt, in der zweiten englischen Liga bei Norwich City, wieder reichte es nicht für mehr als ein paar Minuten Spielzeit. Erst die dritte Leihstation brachte neue Hoffnung. In der niederländischen Eredivisie fing sich Passlack. Er wusste im Trikot Fortuna Sittards sogar zu glänzen, er schoss Tore. Die BVB-Bosse registrierten, welche Entwicklung ihr Juwel aus der eigenen Talentschmiede plötzlich nahm. „Michael Zorc hat mir nach dem ersten Tor für Fortuna Sittard gratuliert“, erinnert sich Felix Passlack.

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Trotzdem galt der Bottroper in diesem Sommer als ein Verkaufskandidat, als einer der Profis auf dem Abstellgleis. Der erstklassig besetzte BVB-Kader schien keinen Platz zu bieten für ihn, und sein Vertrag in Dortmund endet im Sommer 2021 - eine neue Leihe wäre also nicht möglich gewesen.

BVB-Spieler Passlack und die Flucht nach vorn

Passlack aber trat die Flucht nach vorn an. Vom ersten Tag der Sommervorbereitung an gab der heute 22-jährige Linksverteidiger im Training alles. Kämpfte um seine Chance. „Und genau das hat uns überzeugt. Seine Intensität, sein Wille, er hat sich nach vorne gespielt“, lobt Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspieler. „Er hatte ein paar Rückschläge in seiner Laufbahn zu meistern, aber er hat eine sehr gute Entwicklung genommen.“ Lohn der hartnäckigen Eigenwerbung: Nach drei Jahren auf Leih- und Lehrpfaden zählt Passlack fest zum BVB-Kader dieser Saison. „Es ist ein erster Schritt“, sagt Sebastian Kehl, „Felix muss jetzt genauso engagiert weitermachen.“ Sorgen, dass Passlack sich jetzt zurücklehnt, hegt Kehl aber nicht: „Felix ist ein Top-Typ, hat ein großes Herz, schon seit der Jugend eine hohe Identifikation für den Verein. Wir freuen uns über seine derzeitige Entwicklung.“

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So ganz begreifen kann Passlack selbst die plötzliche Wende offenbar noch nicht. „Hätte mir jemand vor der Saison gesagt: Felix, du spielst im ersten Bundesligaspiel gegen Gladbach 70 Minuten und dann im Supercup von Anfang an – da hätte ich demjenigen wahrscheinlich den Vogel gezeigt“, gestand er jüngst. Was folgte, waren sein Tor gegen Freiburg und die Nominierung für die U21-Nationalmannschaft.

Felix Passlack will sich beim BVB festbeißen

Es ging also weiter schrittweise bergauf. Wie die Reiseplanung aber mittelfristig aussieht, auch nach seinem Vertragsende im Juni 2021, darüber mag sich Passlack derzeit keinen Kopf machen. „Ich werde weiterhin Vollgas auf dem Trainingsplatz geben, um auch weiterhin meine Minuten auf dem Platz zu bekommen“, verspricht er. Chancen dazu winken. „Auf uns warten viele Spiele, ein hoher Rhythmus, wir werden alle Spieler benötigen“, betont Sebastian Kehl. Und alleine, dass Felix Passlack dazu zählt, klang vor drei Monaten noch utopisch. Jetzt aber ist es in der Tat was fürs Fußballherz.

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