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EM-Nominierung von Axel Witsel: BVB macht klare Vorgaben
Borussia Dortmund
Dass Axel Witsel im belgischen Aufgebot für die EM steht, war am Dienstag eine kleine Überraschung. Der BVB hat Spieler und Verband klare Vorgaben gemacht. Ein Risiko darf der Spieler nicht eingehen.
Es sind positive Tage für Axel Witsel. Borussia Dortmunds Mittelfeld-Stratege sieht nach dunklen Zeiten seit seinem Riss der Achillessehne im Januar endlich wieder Licht am Ende des Tunnels, die Nominierung für den belgischen EM-Kader dürfte ihn in der finalen Phase seines Reha-Prozesses ebenso einen Schub geben wie der frisch geborene Nachwuchs, der im Hause Witsel nun für Trubel sorgen wird.
Witsel wollte unbedingt zur EM wieder fit sein
Als sich der 32-Jährige beim Auswärtsspiel in Leipzig am 9. Januar die schwere Verletzung zuzog, war dies ein Schock für den Belgier und seinen Klub. Ein Dämpfer für die Ambitionen der Borussia nach einer verkorksten Bundesliga-Hinrunde, ein Dämpfer auch für Witsels Plan, bei der verlegten Europameisterschaft mit den zu den Turnierfavoriten zählenden Belgiern noch einmal eine wichtige Rolle zu spielen. Die notwendige Operation besiegelte das Saison-Aus in Dortmund, doch auch die fünf Monate bis zum Beginn der EM schienen ein zu ambitionierter Zeitplan zu sein.
Mit einem Comeback rechnete der BVB erst zu Beginn der Sommervorbereitung. Witsel aber ließ von Tag eins an keinen Zweifel daran, dass er alles dafür tun werde, um noch auf den EM-Zug aufzuspringen - wohl auch, weil er in seinem Alter die möglicherweise letzte Chance auf ein Mitwirken bei einem solchen Turnier unbedingt nutzen will. Der belgische Verband gab ihm Rückendeckung, hielt ihm einen Platz frei. Mit Eden Hazard, Romelu Lukaku und Kevin de Bruyne bildet Witsel das Rückgrat der belgischen Nationalmannschaft, so einen Spieler gibt man nicht frühzeitig auf.
Ob Witsel bei der EM auch spielt, ist völlig offen
Nun könnte der verwegene Plan tatsächlich aufgehen. Die Nominierung Witsels ist die Belohnung für eine bislang perfekt verlaufenen Reha. Witsel hat seine Fans daran teilhaben lassen. Schon kurz nach der OP postete er Bilder vom Krafttraining, das verhindern sollte, dass seine restliche Muskulatur zu sehr unter der Zwangspause leidet. Im Spezialschuh war von Beginn an einiges möglich für Axel Witsel, der sich als extrem ehrgeiziger Patient herausstellte. Stunde um Stunde arbeitete er in der Reha an seinem Comeback.
Ob sich die Mühen auszahlen und Witsel auch tatsächlich bei der EM mitspielen kann, ist freilich noch völlig offen. Wie Joachim Löw mit der deutschen Mannschaft nutzt auch Belgiens Nationaltrainer Roberto Martinez die von der UEFA eingeräumte Möglichkeit, 26 statt 23 Spieler zu nominieren. Erst am 1. Juni müssen die Verbände ihren endgültigen Kader melden, zudem können die Nationen jederzeit Spieler nachmelden, wenn andere aus Verletzungsgründen oder wegen eines positiven Covid-19-Tests ausfallen sollten. Witsels Nominierung ist demnach kein personelles Risiko für Martinez.
Der BVB erwartet einen gesunden Witsel zur neuen Saison
Die Frage, wie belastbar Axel Witsel nach der sehr kurzen Reha-Phase wirklich ist, beschäftigt natürlich auch Borussia Dortmund. Seine Nominierung erfolgte in enger Abstimmung zwischen dem belgischen Verband, dem BVB und dem Spieler. In alle Planspiele war die Borussia eingebunden. „Er wollte das unbedingt“, sagte Lizenzspielleiter Sebastian Kehl im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Bei einem persönlichen Treffen der drei Parteien hat der BVB allerdings auch klar gemacht, dass die Vereinsinteressen an erster Stelle stehen müssen. Dortmund plant mit Witsel für die kommende Saison und will den Spieler dort gesund zurück im Kader haben.
Wie die Chancen auf eine EM-Teilnahme von Axel Witsel wirklich stehen, darüber werden die kommenden Tage erste Aufschlüsse geben, wenn die Belgier in Tubize ihr Base Camp aufschlagen. Dass Witsel beim ersten EM-Spiel der Belgier am 12. Juni in St. Petersburg gegen Russland auf dem Rasen steht, dafür stehen die Chancen derzeit allenfalls bei 50 Prozent. „Er wird die Vorbereitung aufnehmen, alles andere müssen wir abwarten“, sagt Kehl verhalten. Martinez zeigte sich bei der Bekanntgabe des Kaders zuversichtlich, „dass Axel bei diesem Turnier eine große Rolle spielen kann.“ Witsel habe sich die Nominierung verdient. Der Spieler ist voller Tagendrang: „Vor mir liegt noch eine Menge Arbeit“, twitterte der 32-Jährige. „Aber ich bin auf Kurs und werde alles dafür tun, rechtzeitig fit zu sein.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
