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Die Rückkehr des BVB-Fußballs: Magisches Dreieck begeistert Rose
Borussia Dortmund
Die BVB-Offensive zerlegt eine löchrige Frankfurter Abwehr in ihre Einzelteile. Haaland, Reus und Hazard zeigen große Spielfreude und Gier. Das magische Dreieck begeistert auch Marco Rose.
Vor der Süd baten die Fans zum Tanz - und Erling Haaland mochte gar nicht mehr herunter von der Tanzfläche. Die Mitspieler waren längst unterwegs zu den anderen Tribünen, da feierte der Norweger immer noch vor den treuesten Anhängern, schwenkte die Arme und legte eine flotte Sohle aufs Parkett. Voller Adrenalin und Emotionen. Und es schien, als würde Haaland eigentlich gern noch weitermachen - weil es einmal mehr wunderbar gelaufen war.
BVB-Stürmer Haaland wirkt noch gieriger auf Erfolg und Tore
Im Spiel gegen Frankfurt setzte sich fort, was sich schon im Pokalspiel in Wiesbaden angedeutet hatte: Haaland scheint eher noch gieriger auf Erfolg und Tore zu sein als im Vorjahr, er ist vor dem Tor schier unersättlich. Nicht zum ersten Mal zeigte der Blondschopf aber auch, dass er bei aller Lust auf Tore auch den Blick für die Nebenleute nicht verliert.
Zwei oder mehr Haaland-Tore, das ist ja fast schon Normalität, denn das 5:2 gegen die Frankfurter Eintracht war das 23. Spiel im BVB-Trikot, in dem Haaland mehr als einen Treffer erzielte. Er schraubte damit seine Quote auf unglaubliche 62 Treffer in 61 Pflichtspielen. Dazu aber kamen noch drei Assists.
BVB-Star Haaland sammelt fünf Scorerpunkte am ersten Spieltag
Das 1:0 bereitete er vor, das 2:1 und das 4:1. Fünf Scorerpunkte am ersten Spieltag, das ist eine Duftmarke und Ansage, auch was individuelle Auszeichnungen am Ende der Saison angeht.
Nicht nur Haaland war eine Nummer zu stark und zu gierig für eine Eintracht, deren Trainer Oliver Glasner stöhnte: „Wir konnten das Tempo nicht mitgehen.“ In Hessen wird die Unruhe nach dem Fehlstart wachsen, die Unruhe in Dortmund ist eher freudige Erregung über eine Explosion in der Offensive. Denn nicht nur Haaland begeisterte am Samstag.
Das Dortmunder Offensiv-Trio zerlegt die Eintracht
Ein Dortmunder Offensiv-Trio fegte über die Frankfurter hinweg, in Punkto Kombinations- und Spielfreude, Tordrang, und schlicht der großen Lust auf Fußball standen auch Kapitän Marco Reus und Thorgan Hazard ihrem Sturm-Anführer in nichts nach.
„Die Jungs haben richtig Lust auf Fußball, wir wissen, wie gut sie kombinieren können“, lobte Lizenzspieler-Leiter Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Das war BVB-Fußball, wie wir ihn gerne sehen wollen.“ Es werde viel über Erling Haaland geredet, meinte nach dem Spiel Trainer Marco Rose, „aber auch die Jungs um ihn herum haben das fantastisch gemacht. Es war eine Menge Energie im Stadion, wir haben das komplett genutzt.“
BVB-Kapitän Reus bestätigt seine gute Form
Unter den Augen des neuen Bundestrainers Hansi Flick bestätigte Reus seine gute Frühform, die auch daraus resultiert, dass der Kapitän erstmals seit zig Jahren eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft absolvieren konnte. Das 1:0 selbst erzielt, das 3:1 und 5:1 vorbereitet, ein weiterer Treffer, der annulliert wurde - Reus stand seinem überragenden Sturmpartner in den statistischen Werten nur unwesentlich nach.

BVB-Stürmer Erling Haaland und Marco Reus (r.) jubeln. © picture alliance/dpa
Und auch wenn sich Hazard mit „nur“ einem Treffer begnügen musste: Roses Idee, den flinken Belgier in eine Dreier-Sturmreihe mit Reus und Haaland zu packen, wurde im Lauf der Woche geboren und erwies sich als goldener Griff. „Wir hatten keinen Zugriff“, gestand Glasner. „Wir haben drei Tore quasi selbst aufgelegt und sind nur hinterhergelaufen.“
Borussia Dortmund verteidigt als Mannschaft gegen Frankfurt
Von den 13 Dortmunder Schüssen auf das Frankfurter Tor kamen neun von der vordersten Reihe, mit sechs Abschlüssen bildete Haaland hier noch einmal die herausragende Ausnahme. Alle drei sah man auch erfolgreich bei der Arbeit gegen den Ball. Es ist ein neues Markenzeichen, dass die Unterstützung der Defensive gelebt wird auch von denen, die vorne für die kreativen Momente zuständig sind.
Rose, der als Gladbach-Trainer vor einem Jahr in Dortmund mit 0:3 verlor (zwei Haaland-Treffer, ein Tor von Giovanni Reyna) und weiß wie es ist, gegen eine Offensive zu arbeiten, die wirbeln kann wie ein ausgewachsener Tornado, genoss den Moment an der Seitenlinie. „Viel besser geht es nicht“, lobte er, „schöne Tore und viel Power“ hatte er gesehen.
Das magische BVB-Dreieck passt zu Roses Philosophie
Diesen „BVB-Fußball“ deutlich öfter zu sehen, das war die Messlatte für den neuen Trainer. Und es scheint, als passe Roses Philosophie besonders zum neuen magischen Dreieck, in das nach Belieben auch die nachrückenden Reyna und Jude Belingham vorstießen und für Gefahr sorgten.
Die zwei Gegentore waren ein schmerzender Dorn im Finger. Nicht immer, bekräftigte Rose, werde es seiner Elf gelingen, das durch drei eigene Treffer zu kompensieren. Ein Satz, den übrigens auch Lucien Favre mal gesagt hat, was beweist, dass sich mit diesem Problem schon einige Dortmunder Trainer herumschlagen mussten.
Borussia Dortmund will und muss weniger Gegentore kassieren
Das Thema Konstanz und weniger Gegentore wird daher auf der Agenda bleiben. Bei aller Spielfreude der offensiven Kräfte, „die ich auf keinen Fall zügeln werde“, so Rose, sei es doch wichtig, „dass wir auch ein paar andere Jungs um sie herum haben, die aufpassen, dass alles ordentlich ist.“
Nach Spielende gab es eine herzliche Umarmung für jeden Spieler, besonders herzlich fiel sie bei Erling Haaland aus. Borussia Dortmunds Abhängigkeit von diesem Spieler ist immens, scheinbar weiß Rose genau, wie er ihn packen muss. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Haaland im kommenden Sommer weiterziehen wird. Zumindest aber scheint er jeden Moment dieser „Abschiedssaison“ genießen und aufsaugen zu wollen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
