Der BVB wandelt auf einer morschen Wackelbrücke Das kann nicht lange gut gehen

Der BVB wandelt auf einer morschen Wackelbrücke: Das kann nicht lange gut gehen
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An den Gemütslagen, mit der die beiden Cheftrainer das 4:2 des BVB in Freiburg analysierten, ließ sich einiges ablesen. Christian Streich hätte am liebsten Protest eingelegt. Mit dem Auftritt seines Sport-Clubs konnte er sich anfreunden. Was unterm Strich herauskam, passte für ihn allerdings überhaupt nicht zum Spiel, „das Ergebnis habe ich nicht auf dem Platz gesehen, das ist brutal für uns“. Sein Gegenüber Edin Terzic betonte, dass er sich über den Sieg freue. Seine Miene verriet jedoch, dass auch die drei Punkte sein Kopfweh wegen des holprigen Saisonstarts seiner Borussia nicht gemindert haben. Im Gegenteil.

BVB-Start gleicht einem Drahtseilakt

Dortmund wandelt durch den Beginn der Spielzeit 2023/24 wie auf einer morschen Wackelbrücke. Ein Absturz scheint nur einen Fehltritt entfernt. Es knirscht und knarzt, es ruckelt und rappelt. Die Bundesliga-Bilanz des Kalenderjahres liest sich bei nur einer Niederlage in 23 Spielen zwar nahezu tadellos. Dennoch braucht es keinen gesteigerten Fußball-Sachverstand um zu sehen, dass der Saisonstart einem Drahtseilakt gleichkommt. Es fehlt an Sicherheit im Spiel. Es fehlt weiter an Rhythmus. Kaum ein Borusse ist in der Lage, dem Nebenmann zu helfen, weil zu viele Spieler ihre Form suchen. Dadurch gerät das Gebilde immer wieder ins Schwanken. Bei jeder nächsten Aktion droht der Fall.

Stichwort Spielaufbau: Ob Freiburg, Bochum oder Heidenheim, fast jeder Gegner hat leichtes Spiel, die BVB-Bemühungen um einen geordneten Spielvortrag mit einfachem Pressing zu stören und zu zerstören. Klare Muster und Abläufe mögen vorgegeben sein, auf dem Rasen machen schwaches Positionsspiel und zittrige Füße die Pläne zunichte. Der nächste Fehler kommt verlässlich. Die Unsicherheit wächst. Das ist nach knapp zwei Monaten Training in voller Mannschaftsstärke ein unzureichendes Zwischenzeugnis.

BVB-Offensivspieler Haller und Adeyemi außer Form

Stichwort Dominanz: Nach vier Partien lässt sich nur die erste Hälfte des Heidenheim-Spiels als tauglich bilanzieren. Wie vergleichsweiche einfach auch schwächer eingeschätzte Mannschaften die Dortmunder zu einem wilden und damit unkontrollierbaren Vorgehen zwingen können, hinterlässt bei Terzic und allen Borussen Sorgenfalten. Einen Gegner mit fußballerischen Mitteln zu beherrschen, das gelingt (noch) nicht. Der Blick nach München, Leverkusen oder Leipzig macht vor allem jene neidisch, die beim Vizemeister Spielkultur vermissen. In Dortmund ist mehr Arbeit vonnöten, als dem Team lieb sein dürfte.

Stichwort Offensive: Vier Tore in Freiburg, so viele wie in den drei Begegnungen zuvor, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Sebastien Haller und Karim Adeyemi zwei Leistungsträger der vergangenen Rückrunde ihrem Leistungsvermögen meilenweit hinterherlaufen. Nur das Prinzip Hoffnung kann Terzic dazu verleiten, bisher an ihnen festzuhalten. Selbst Umschaltsituationen, eine Stärke dieser Mannschaft, führen nicht automatisch zu Torchancen. Oft sind es dann individuelle Aktionen, die Gefahr bringen. Der gut aufgelegte Donyell Malen zeigt, dass es anders geht. Auch Julian Brandt schuftet für die wenigen hellen Momente im Angriffsspiel der Borussia.

Schnelle BVB-Leistungssteigerung ist unabdingbar

Nach menschlichem Ermessen kann dieser Balanceakt der Schwarzgelben nicht lange gut gehen. Ohne eine schnelle Leistungssteigerung auf fast allen Positionen wird die Wackelbrücke weiter ins Schaukeln geraten. Schwindelfreie Leute sind gefragt, die mutig vorangehen.

Die Bilder der BVB-Rückkehr aus Freiburg:

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