Es war hektisch, es war turbulent, es war diskussionswürdig: Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim haben sich am Samstag ein spielerisch armes, aber höchst intensives Duell um die direkte Champions-League-Qualifikation geliefert - mit dem besseren Ende für den BVB. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel gewann mit 2:1 (1:0) und steht jetzt wieder auf Rang drei.
Dortmund gegen Hoffenheim, das war auch das Duell der beiden Trainer Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann. Doch mittenhinein platzte vor der Partie ein Interview von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke in der "WAZ", in dem die rissige Beziehung zwischen ihm und Tuchel erstmals klar ersichtlich wurde. Damit konfrontiert, reagierte Tuchel vor der Partie kühl: "Es ist ein großes Thema für einen 32. Spieltag, für mich ein zu großes Thema", erklärte der 43-Jährige bei "Sky", "ich verbiete mir, darüber nachzudenken, und versuche, das komplett auszublenden."
Seiner Mannschaft gelang das erstaunlich gut. Sie drehte von Anpfiff an mächtig auf. Den ersten Schuss verzeichnete zwar Hoffenheim (Sandro Wagner, 3. Minute), doch schon nach vier Minuten jubelte der BVB. Nach einem Lupfer von Raphael Guerreiro - einem von drei Neuen in der Dortmunder Startelf - verunglückte Gonzalo Castro zwar die Ballannahme, doch weil Kevin Vogt nicht schnell genug reagierte, profitierte Marco Reus. Der Dortmunder nahm den Ball auf und schoss ihn durch die Beine von 1899-Keeper Oliver Baumann zum 1:0 ins Tor - er stand dabei allerdings klar im Abseits. Die wüsten Proteste der Hoffenheimer nützten allerdings nichts, das Tor zählte.
Brych im Blickpunkt
Und es ging aufregend weiter. Das Nagelsmann-Team reagierte mit Härte auf den Rückstand und provozierte damit Reus, der Gegenspieler Steven Zuber weit abseits des Balls wegschubste und Gelb sah (10.). Wesentlich besser revanchierte er sich drei Minuten später: Von links flankte er den Ball in den Strafraum, wo Pavel Kaderabek den Ball trotz einer Rückziehbewegung an die Hand bekam.
Schiedsrichter Dr. Felix Brych, der in der Anfangsphase ein ums andere Mal falsch gelegen hatte, pfiff fälschlicherweise Strafstoß - denn Reus hatte den Ball zuvor seinerseits mit dem Oberhand angenommen. Pierre-Emerick Aubameyang trat an - und verschoss (14.). Es war der dritte Fehlversuch des Gabuners bei den vergangenen vier Versuchen.
Turbulente Anfangsphase
Nach der turbulenten Anfangsphase ließen es beide Teams anschließend etwas gemächlicher angehen. Der BVB überließ den Gästen den Ball und setzte auf Konter, Hoffenheim dagegen wusste nicht recht, was sie mit dem Ball anfangen sollten - auch weil Ousmane Dembele Hoffenheims Strategen Sebastian Rudy über die komplette erste Hälfte in enge Manndeckung nahm.
Das Spiel verflachte zusehends, je länger es lief. Erst am Ende des ersten Durchgangs wurde es noch einmal aufregend: Nach einer Hoffenheimer Ecke zog BVB-Abwehrchef Sokratis Wagner fast das Trikot aus, das Spiel lief jedoch weiter (40.). Kurz danach pfiff Brych Andrej Karamaric wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zurück - und lag erneut falsch (44.). Und so blieb es zur Pause bei der 1:0-Führung für die Gastgeber.
Fußball wird nur selten gespielt
Turbulent ging es in der zweiten Hälfte weiter. Nach 53 Minuten sah Sokratis Gelb für ein heftiges Foul auf Höhe der Mittellinie, vier Minuten später wurde Ousmane Dembele für ein erfolgloses Nachtreten verwarnt. Und auch Hoffenheims Kerem Demirbay bekam von Brych die Gelbe Karte vor die Nase gehalten, nachdem er Matthias Ginter umgecheckt hatte (59.).
Fußball wurde gefühlt nur selten gespielt, vieles war Stückwerk, vor allem im letzten Drittel spielten beide Teams fast nur Fehlpässe. Ein Fernschuss von Rudy (56.) und eine starke Direktabnahme von Reus (59.) waren die einzig nennenswerten sportlichen Szenen bis zur 60. Minute.
1899 erhöht das Risiko
Nagelsmann erhöhte jetzt das direkte Risiko, brachte erst Jeremy Toljan, dann Nadiem Amiri und Adam Szalai. Doch zu Torszenen kam seine Elf auch mit zwei echten Mittelstürmern nicht, weil der BVB hinten aufmerksam stand und zahlreiche Bälle in die Spitze abfing. Dann hatte Demirbay Glück, als er Sokratis foulte und eigentlich zwingend hätte Gelb sehen müssen. Doch Brych entschied auf Vorteil BVB und reichte die Karte auch später nicht nach (78.).
Ein Beitrag geteilt von Melissa Jimenez (@melissajimenezgp) am 6. Mai 2017 um 6:20 Uhr
Zehn Minuten vor dem Ende wechselte dann auch Tuchel: Shinji Kagawa und der lange verletzte Sebastian Rode kamen für Dembele und Reus. Es war ein Wechsel für mehr Stabilität. Doch ausgerechnet nach Kagawas Ballverlust kam Hoffenheim mal wieder zum Schuss. Amiris Versuch war allerdings leichte Beute für BVB-Keeper Roman Bürki (81.).
Und dann war er plötzlich da, der zuvor nahezu unsichtbare Aubameyang. Nach Lukasz Piszczeks Flanke von rechts hatte Guerreiro den Ball an die Latte geschossen. Von dort prallte der Ball Dortmunds gefährlichstem Angreifer genau vor die Füße. Leichtes Spiel für "Auba", der mit seinem 28. Saisontor auf 2:0 erhöhte (82.).
Klammergriff gegen Wagner
Die Entscheidung? Nein! Nur zwei Minuten später hielt Ginter Wagner im Strafraum im Klammergriff, Brych gab erneut Elfmeter - und wieder war er nicht unstrittig. Kramaric war es egal, er versenkte den Ball nach einigen Diskussionen zum 1:2-Anschluss (86.).
Doch Dortmund gab die Kontrolle in einer immer hektischer werdenden Partie nicht mehr ab, verpasste zwar durch Castro das dritte Tor (90.), durfte sich am Ende aber über drei ganz wichtige Punkte gegen den direkten Tabellennachbarn freuen. Mit dem Sprung auf Rang drei hat die Tuchel-Elf zwei Spieltage vor Schluss die direkte Champions-League-Qualifikation jetzt wieder selbst in der Hand.