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Das lange Warten: Wie sich Zagadou beim BVB herankämpfen muss – und will
Borussia Dortmund
Vier lange Monate schaut Dan-Axel Zagadou beim BVB nur zu. Jetzt ist der französische Innenverteidiger zurück im Training bei Borussia Dortmund – und hofft.
In den ersten Tagen nach dem gesundheitlichen Rückschlag suchte Dan-Axel Zagadou den Rückhalt der Familie. Als sich im Dortmunder Trainingslager in Bad Ragaz im August die Schmerzen im Außenband des linken Knies zurückmeldeten, das ihm schon in der Endphase der abgelaufenen Spielzeit Probleme bereitet hatte, reiste der 21-Jährige nach Paris. „Mental“, meinte er am Donnerstag, „war das keine einfache Zeit.“ Im Kreis seiner Familie zu sein, milderte die trübe Aussicht auf eine erneut lange Fußballpause.
BVB-Verteidiger Zagadou musste heftigen Rückschlag verkraften
Zwei Monate hatte Zagadou wegen der Blessur im Frühjahr pausiert und erst in den letzten beiden Saisonspielen sein Comeback gefeiert. Der Rückschlag Anfang August sollte ihn dann sogar vier Monate der neuen Saison kosten. „Es war die gleiche Stelle, es war klar, dass ich damit nicht weiterspielen konnte.“
Jetzt ist „Daxo“ endlich zurück – und wird sehnlichst erwartet. Mit nur zwei gelernten Innenverteidigern im Kader hat sich die Borussia durch die erste intensive Phase der verkürzten Spielzeit gekämpft, Mats Hummels und Manuel Akanji aus Gründen der Belastungsverteilung zu schonen, dieser Luxus war Trainer Lucien Favre bislang nicht vergönnt.
Der BVB ist mit Zagadou noch flexibler
Zagadous Rückkehr, die der Schweizer Trainer für die kommende Woche ins Auge fasst, gibt Favre zudem ein deutliches Plus an taktischer Flexibilität. Er könnte mit einer Dreierkette aus drei gelernten Innenverteidigern agieren, oder aber Zagadou ins Herzstück einer Viererkette packen und Hummels oder Akanji eine überfällige Schonung zukommen lassen. Seine Qualitäten in der Spieleröffnung kommen hinzu. Auch wenn es bisweilen ungelenk aussieht: Zagadou findet beinahe für jede knifflige Situation eine spielerische Lösung.
Und der junge Franzose fühlt sich bereit. Mit seinen 1,96 Metern Körpergröße und 90 Kilogramm „Kampfgewicht“ haben seine Knie und Sprunggelenke eine enorme Belastung zu tragen. Die Zwangspause nutzte Zagadou nach eigener Aussage intensiv, um die Stabilität des Bandapparats zu verbessern. „Ich hatte in Paris einen Personal Coach, auch mit den Reha-Trainern beim BVB habe ich intensiv an einer Kräftigung meines Knies gearbeitet. Insgesamt war das Krafttraining ein wichtiger Punkt. Die Physiotherapeuten und das Reha-Team hier in Dortmund haben sich perfekt um mich gekümmert“, sagte er.
Zagadou will wieder wichtig werden für Borussia Dortmund
Der 21-jährige Zagadou, bei dem BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach Informationen der Ruhr Nachrichten schon vorstellig geworden ist mit dem Wunsch nach einer Verlängerung des 2022 auslaufenden Vertrags, will wieder wichtig werden für Borussia Dortmund und hofft, bald wieder ein wichtiger Faktor zu sein. Intern wird der baumlange Verteidiger extrem geschätzt, er soll ein weiterer Eckpfeiler der sportlichen Zukunft werden.
Es ist eine kuriose Parallele, dass Zagadou in den ersten beiden Spielzeiten unter Favre um seinen Platz kämpfen musste. In Favres erster Saison nur bis zum fünften Spieltag, in der abgelaufenen dann deutlich länger, bis ihm der Trainer endlich das Vertrauen schenkte. In vielen Punkten bedeutete im Herbst 2019 die Partie bei der Berliner Hertha einen Wendepunkt für Borussia Dortmund, sie war auch die Wende für Dan-Axel Zagadou. Dass Favre dort auf Dreierkette umstellte, schien dem Franzosen wie auf den Leib geschnitten zu sein, er spielte stark, er spielte regelmäßig.
BVB-Verteidiger Zagadou fühlt sich in der Dreier- und Viererkette wohl
Aktuell steht der BVB in mehreren Systemen stabil. Für Zagadou ist das kein Nachteil. „Meine Ausbildung hatte ich in einer Viererkette, aber ich habe natürlich auch gelernt, in einer Dreierkette zu spielen. Präferenzen habe ich da keine, ich komme in beiden Systemen zurecht.“
Die Hauptsache ist, wieder dabei zu sein. Spätestens zum Auswärtsspiel in Frankfurt könnte es soweit sein, vielleicht ja schon im Heimspiel gegen Lazio Rom. Er habe nie daran gezweifelt, gesund und stark zurückzukommen, sagt Zagadou am Ende des Gesprächs noch. „Natürlich ist es nicht schön, mit 21 Jahren so viel Pech hinter sich zu haben. Aber Verletzungen passieren im Sport. Ich musste geduldig sein. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
