Das ist das neue Borusseum: Exklusive Einblicke in die BVB-Welt

© David Inderlied

Das ist das neue Borusseum: Exklusive Einblicke in die BVB-Welt

rnBorussia Dortmund

Nach fast drei Jahren öffnet das frisch renovierte Borusseum wieder seine Türen. Dort hat sich viel verändert. Wir haben vorab einen Blick in das BVB-Museum geworfen und wissen, worauf sich die Fans freuen können.

Dortmund

, 31.03.2022, 05:45 Uhr / Lesedauer: 5 min

Die graue Tür des Aufzugs öffnet sich und gibt den Blick frei auf das hell erleuchtete Vereinslogo des BVB. Gelb strahlt es auf schwarzem Grund. Links jubeln die Fans auf der Südtribüne, rechts stehen die Namen der 3000 Unterstützer auf kleinen, edlen Metalltäfelchen. Ein gelber – selbstverständlich: kein roter – Faden an der Decke weist den Weg. Ein paar Schritte weiter und einmal rechts abgebogen, sind die Besucher auch schon da. Im Empfangsbereich des neu gestalteten Borusseums werden sie bereits erwartet. Selbst durch die FFP2-Maske nimmt man ihn hier wahr, den Duft intensiver Renovierungsarbeiten. Es riecht nach frischer Folierung und nach frischer Farbe. Kein Wunder, das Borusseum hat schließlich in den vergangenen knapp drei Jahren einen ganz neuen Anstrich erhalten.

Borusseum eröffnet mit neuem Ausstellungskonzept wieder seine Pforten

Im Juli 2019 schloss das BVB-Museum. Ein halbes Jahr später sollte es eigentlich in neuem Glanz erstrahlend wieder öffnen. Doch dann kam Corona. „Und all die damit verbundenen Unwägbarkeiten waren natürlich kein Beschleuniger für die Renovierung“, sagt Sarah Hartwich. Gemeinsam mit Melanie Wanczura leitet sie seit sechs Jahren das Borusseum. Mit einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude schlossen sie im Sommer vor drei Jahren das seit 2008 existierende Vereinsmuseum der Schwarzgelben, um es inhaltlich neu auszurichten, zu modernisieren und die Ausstellung neu zu inszenieren.

Gemeinsam mit dem Wiener Aussstellungsbüro „Machen“ und einem Expertengremium entwickelten die Verantwortlichen ein ganz neues Konzept. Nun, zwei Jahre und neun Monate später öffnet das Borusseum wieder seine Türen. Am Samstag (2. April) wird es eine Eröffnungsfeier mit geladenen Gästen geben. Tags drauf nimmt das Borusseum dann seinen regulären Betrieb wieder auf.

BVB-Fans sollen Ausstellung bewusst selbst entdecken

„Das wird ein großer und wirklich aufregender Moment für uns, nach so langer Zeit, so viel Arbeit und so viel Herzblut, das wir investiert haben, wieder zu eröffnen“, sagt Melanie Wanczura. Auch BVB-Vizepräsident und Schirmherr Dr. Reinhold Lunow schwärmt: „Das neue Borusseum ist ganz großes Kino, es ist wirklich traumhaft geworden. Jeder wird persönliche Erinnerungen an besondere BVB-Momente wiederentdecken.“ Knapp drei Millionen Euro hat die Borussia in die Renovierung gesteckt. Die Ausstellung ist dadurch zeitgemäßer geworden, auch technisch anspruchsvoller – zugleich aber hat sie ihren Charme behalten. Trotz mehr digitaler Technik bleibt ein Besuch im Borusseum ein im wahrsten Sinne greifbares Erlebnis.

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Das ist das neue Borusseum: Exklusive Einblicke in die BVB-Welt

Nach fast drei Jahren öffnet das frisch renovierte Borusseum wieder seine Türen. Dort hat sich viel verändert. Wir haben vorab einen Blick in das BVB-Museum geworfen und wissen, worauf sich die Fans freuen können. .
31.03.2022

Die Ausstellung ist bewusst so konzipiert, dass die Besucher vieles selbst entdecken und (be-)greifen können. Der BVB als Verein zum Anfassen. Anders als noch zuvor orientiert sich die Ausstellung nicht mehr an der Chronologie des Klubs. Stattdessen gibt es acht verschiedene Themenbereiche. Los geht’s für die Besucher aber mit der Gründungsgeschichte. „Hier startet die Geschichte des BVB, deshalb beginnt die Ausstellung auch damit“, erläutert Sarah Hartwich. Zu den vielen neuen Exponaten im Borusseum zählt zum Beispiel auch der Borsigplatz als Miniatur-Modell in einer Vitrine aus Glas. Weiße Linien auf dem Boden bilden die Straßenzüge, die zum Borsigplatz führen. Es sind Details wie diese, die das Besondere der Ausstellung ausmachen.

Themenbereich für BVB-Fans ist eines der Herzstücke

Jeder der insgesamt acht Themenbereiche ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. „Jeweils zwei Protagonisten führen die Besucher in die Themen ein und holen sie emotional ab“, sagt Sarah Hartwich. Im Bereich „Nationale Wettbewerbe“ etwa stimmen Norbert Dickel und Sebastian Kehl die Gäste stimmungsvoll ein. Analoge mischen sich mit interaktiven Elementen. „Die Film-Einspieler bieten tolle Erlebnisse, daran werden sich Fans nicht satt sehen können“, verspricht Reinhold Lunow. Sämtliche Filme wurden neu gedreht und von BVB-Fan und Schauspieler Joachim Król vertont. Auch für Kinder gibt es in den Themenwelten viele Videos, die kindgerecht aufbereitet und von Norbert Dickel eingesprochen wurden.

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„Die Fans sind das Rückgrat des Vereins und auch des Museums. Deswegen ist auch die ihnen gewidmete Themenwelt eines unserer Herzstücke“, sagt Museumsdirektorin Sarah Hartwich. Ein Spiegel an der Decke sorgt dafür, dass der Bereich für die Anhänger ganz besonders viel Raum einnimmt. Die gemeinsam mit Fan-Vertretern konzipierte Themenwelt ist einem Wohnzimmer nachempfunden und enthält mit seinen Vitrinen besonders viele Devotionalien und Raritäten. „Bei den Fans soll ein heimeliges Gefühl entstehen, sie sollen sich ein bisschen wie Zuhause fühlen“, beschreibt Sarah Hartwich. Reinhold Lunow jedenfalls ist begeistert: „Mein persönliches Highlight ist das originale Trikot meines Jugend-Idols Manni Burgsmüller, das gab es vorher im Borusseum nicht.“

BVB-Dramen bleiben nur scheinbar hinter verschlossenen Türen

Dass es beim BVB wie im echten Leben auch Höhen und Tiefen gab und gibt, ist ebenfalls Teil der Ausstellung. Der Bereich „Dramen“ widmet sich Themen, an die man sich eigentlich nicht so gerne zurückerinnert, aber auch diese gehören zur Vereinsgeschichte. Sie zeigen, wie schlecht es dem BVB zeitweise ging. Der BVB ist aus Krisen stets gestärkt hervorgegangen, aber als eine Art Mahnmal lädt der Bereich die Besucher des Borusseums ein, diese Dinge selbst recherchieren und entdecken. Diese Dinge befinden sich alle hinter verschlossenen Türen. Sie lassen sich mit einer Schlaufe öffnen und bringt damit die Dinge ans Licht.

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Wer sich davon erholen möchte, kann im Kino Platz nehmen. Die Sitzreihen sind fein durchnummeriert. Die Zahl 04 wird dabei explizit ausgespart, stattdessen behilft sich der BVB mit der Addition von 03 + 01, um die Ziffernfolge einzuhalten. Wer selbst tätig werden will, kann sich im Bereich „Pottstars“ auch verbal austoben. Der zuvor sehr beliebte Karaoke-Raum, bei dem man Fan-Lieder mitsingen konnte, wurde durch eine gläserne Kabine ersetzt. Auf auf der Südtribüne nachempfundenen Stufen können die Besucher nun Fangesänge anstimmen und sich dabei auch noch ablichten lassen.

In der Gamezone können Besucher mit ihren BVB-Idolen posieren

Apropos Fotos: Das mit Sicherheit spannendste interaktive Element des neuen Borusseums findet sich in der Gamezone. Hier können die Fans vor einer Videoleinwand ihre Wunschspieler auswählen, die mit ihnen fürs Foto posieren. Anschließend können sie das Bild direkt per QR-Code herunterladen. Darüber hinaus können sie am Monitor ihre Wunschelf zusammenstellen und bei einem Quiz ihr Wissen testen. Außerdem können sie dem BVB ins digitale Gästebuch schreiben und sich dort – ebenfalls mit Foto – verewigen.

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Die aufwendige Technik bietet neue Möglichkeiten der Interaktion und soll eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen. Eher klassisch gestaltet ist dagegen „Die BVB-Chronik“. „Die Vitrine mit dem Kapitel zur NS-Zeit haben wir bewusst mittig und sperrig im Weg platziert, damit man gar nicht um dieses Thema herumkommt“, sagt Sarah Hartwich.

BVB-Schatzkammer hat noch Platz für weitere Trophäen

Rechts von dieser Vitrine hingegen geht es in die ebenfalls bei Fans sehr beliebte „Schatzkammer“, in der die Trophäen der Dortmunder ausgestellt sind. Der Raum ist etwas abgedunkelt, die Pokale strahlen deshalb umso heller auf ihren Sockeln. Mit den fünf Trophäen ist der Raum gut gefüllt. „Wir werden oft gefragt, ob wir noch Platz haben für weitere Titel. Ich kann versichern: Ja, den haben wir“, flachst Melanie Wanczura. Sollte der BVB also eines Tages die Europa League gewinnen, würde auch diese Trophäe noch sicher in der Schatzkammer verwahrt werden können.

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Dennoch ist der Platz natürlich begrenzt. „Wir haben nicht unendlich viele Quadratmeter zur Verfügung. Wir mussten uns entscheiden. Daher sind die Exponate nur eine Auswahl. Wir haben noch viel mehr im Archiv“, erörtert Sarah Hartwich. Eine Lösung dieses Luxusproblems besteht darin, im Empfangsbereich des Borusseums wechselnde Ausstellungen zu zeigen, um immer wieder neue Akzente zu setzen.

„Kick racism out“ wird erste Wechselausstellung im Foyer sein

Als Erstes soll die Ausstellung zu 25 Jahren „Kick racism out“ gezeigt werden, die Anfang Oktober unterhalb der Südtribüne vom Fanprojekt Dortmund der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Aber bis das soweit ist, wird dem Borusseum in den nächsten Tagen noch der letzte Feinschliff verpasst, bis es zur Wiederöffnung kommt. Ein Testpublikum hat die Ausstellung schon in Augenschein nehmen dürfen.

„Bei vielen haben wir ein Lächeln gesehen. Das Borusseum ist zwar neu, aber es bleibt bodenständig“, betont Melanie Wanczura. „Es gibt kein Schickimicki. Das alles hier, das soll Borussia sein. Wir sehen das Borusseum auch als Begegnungsstätte. Es geht darum, in Erinnerungen zu schwelgen. Die Fans sollen hinterher sagen können: Das ist mein BVB“, ergänzt Sarah Hartwich. Die beiden Museumsleiterinnen jedenfalls empfinden ihr Reich jedenfalls exakt als das, was es sein soll: als schwarzgelbes Zuhause.

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