Darum steht Oliver Torres auf dem BVB-Zettel
Ein Thiago für Tuchel?
Oliver Torres, in seiner Heimat nur Oliver genannt, galt einmal als eins der größten Talente Spaniens. Zuletzt aber stagnierte seine Entwicklung, weil es im System von Atletico-Trainer Diego Simeone keine Position für den 21-Jährigen gibt. Wir erklären, warum der zentrale Mittelfeldspieler das Interesse des BVB geweckt hat.

Talentierter Strahlemann: Atletico Madrids Oliver Torres, hier noch im Trikot des FC Porto, galt nach dem Gewinn der U19-EM im Jahr 2012 als eins der herausragendsten Talenten Europas. Zuletzt stagnierte allerdings seine Entwicklung.
Wer nur auf die Einsatzstatistik der laufenden Primera Division schaut, der mag sich wundern, wie ein Spieler wie Oliver Torres auf dem Radar des BVB landen kann. Nur 621 Minuten stand der 21-Jährige für Atletico Madrid in 13 Einsätzen auf dem Platz und gab dabei zwei Torvorlagen. An den vergangenen vier Spieltagen tauchte sein Name gar nicht mehr auf dem Spielberichtsbogen auf. Er hatte es nicht in den Kader geschafft.
Große Spielintelligenz
Doch das hat Gründe: Es gibt für Oliver Torres keinen Platz, an dem er - wie zuvor in Porto oder den spanischen U-Nationalmannschaften - glänzen kann. „Als einer von zwei Sechsern passt er nicht ins System, auf dem Flügel kann er gewisse Stärken nicht einbringen“, sagt René Maric vom Taktik-Blog "Spielverlagerung.de".
Olivers Stammposition ist die „Acht“, wie sie beim BVB von Ilkay Gündogan bekleidet wird. „Am ähnlichsten in der Bundesliga ist er allerdings Bayerns Thiago Alcantara“, sagt Maric, der die Qualitäten von Atleticos Eigengewächs so beschreibt: „Es gibt wenige Spielertypen wie ihn. Er vereint das typisch spanische Kurzpassspiel mit großer Spielintelligenz und einem guten Verständnis für Räume. Insbesondere seine Orientierung vor und bei der Ballannahme ist oft herausragend.“
Vergleiche mit Xavi
Diese Stärken machten ihn in Spaniens Jugendauswahlen zu einem der auffälligsten Spieler, früh - zu früh - wurde der Vergleich mit Barcelonas Superstar Xavi gezogen. 2012 holte er mit der spanischen U19-Nationalelf den Europameistertitel und war damals eine der prägenden Figuren auf dem Feld, weil das System des damaligen Trainers Julen Lopetegui seinen Qualitäten entsprach.
Wenig überraschend blühte Oliver dann auch in Portugal auf, nachdem ihn der zum FC Porto gewechselte Lopetegui für ein Jahr von Atletico ausgeliehen hatte. Starke sieben Tore und sechs Vorlagen gelangen dem Spanier in 26 Spielen der Primeira Liga.
Körperliche Probleme
Seit seiner Rückkehr nach Madrid stagniert er allerdings. „Oliver gibt Simeone nicht genug Gründe, sein erfolgreiches System für ihn anzupassen“, sagt Maric, „er neigt zu Schlampigkeiten im Dribbling und Passspiel, wirkt manchmal überhastet und kämpft gegen den Ball noch mit körperlichen Problemen und Schwächen im Timing.“
Dass er dem BVB mittelfristig dennoch weiterhelfen könnte, davon ist Maric überzeugt, „auch kurzfristig könnte er bereits in einigen Spielen helfen“. In Thomas Tuchels 4-3-3-Formation könnte Oliver alle drei Mittelfeldpositionen bekleiden, vor allem die von Gündogan und Gonzalo Castro. Auf den offensiven Flügeln, die derzeit Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan besetzt werden, ist er dagegen nicht beheimatet.
Atletico benötigt Geld
Ob er allerdings kommt, ist fraglich. Um einen Wechsel Olivers zu den größten Rivalen FC Barcelona oder Real Madrid zu verhindern - oder zumindest zu erschweren -, schrieb Atletico die Ablöse für einen Transfer innerhalb Spaniens auf 32 Millionen Euro fest. Die fixe Ablöse für einen Wechsel ins Ausland beträgt 24 Millionen Euro.
Immerhin: In Stein gemeißelt dürfte diese Summe nicht sein, eine festgeschrieben Ablöse ist in Spanien vorgeschrieben. Atletico benötigt allerdings Geld, um vor der bevorstehenden Transfersperre noch in diesem Winter Spieler verpflichten zu können.