Benötigt der BVB überhaupt personelle Verstärkung?
Pro & Kontra
Wunschspieler Yunus Malli bekommt vom FSV Mainz 05 keine Freigabe für einen Wechsel, jetzt wird die Zeit knapp für Borussia Dortmund. Nach den Abgängen von Jonas Hofmann und Adnan Januzaj hätte Trainer Thomas Tuchel gern sogar zwei neue Spieler. Wir diskutieren: Benötigt der BVB überhaupt Verstärkung?

Thomas Tuchels Wunschspieler Yunus Malli (M.) darf im Winter nicht zum BVB wechseln. Sollten die Schwarzgelben sich nun nach anderen Spielern umschauen?
Ja, der Kader ist zu klein - Große Ambitionen
Nachzuschauen, wie viele Einsatzminuten die im Winter gewechselten Adnan Januzaj und Jonas Hofmann in der Hinrunde hatten und daraus zu folgern, dass Borussia Dortmund nicht zwingend Verstärkungen braucht, das greift viel zu kurz. Thomas Tuchel hat aus seinem Wunsch nach neuen Gesichtern keinen Hehl gemacht. Und Tuchel hat vollkommen Recht.
Vor Weihnachten ging die Puste aus
Rotiert hat Dortmunds Trainer auch in der Hinrunde schon. Und er hatte Glück, dass kaum einmal mehrere Leistungsträger gleichzeitig über einen längeren Zeitraum verletzt ausgefallen sind. Dennoch haben fast alle Stammspieler schon jetzt mehr als 25 Pflichtspiele in den Beinen, und auch deshalb ging dem BVB auf der Zielgeraden vor Weihnachten ein wenig die Puste aus. Vier der letzten acht Spiele vor der Pause gingen verloren.
Aktuell zählt Tuchel eine 25 Spieler starke Gruppe um sich. Drei Torhüter sind darunter, dazu zwei Jung-Jahrgänge der A-Jugend, denen man nicht aufbürden sollte, schon jetzt ernsthaft Druck auf die Etablierten ausüben zu müssen. Darunter ist auch ein Nuri Sahin, der seit fast einem Jahr kein Pflichtspiel mehr bestritten hat.
Der BVB braucht Qualität auf der Bank
Und schon wird es sehr dünn. Bis zum Mai könnten bei optimalem Verlauf der Rückrunde noch einmal 29 Pflichtspiele dazukommen. Und bei seinen großen Ambitionen braucht der BVB hohe Qualität von der Bank, die auch permanente Reize im täglichen Training garantiert. Auch da sind die Bayern mal wieder Vorbild.
Von Dirk Krampe
Nein, der BVB hat keinen Druck - Ein Trumpf im Ärmel
Bis Montag werden die Klubs im Winter-Transferpoker die Karten auf den Tisch legen. Der BVB hält einen Trumpf im Ärmel, den er jederzeit ausspielen kann: die schwächelnde nationale Konkurrenz.
Mit Riesenschritten in Richtung Champions League
Zwölf Punkte Vorsprung auf Tabellenplatz vier nehmen eine Menge Last von Michael Zorcs Schultern. Der BVB eilt mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung direkte Champions-League-Qualifikation. Das bedeutet freilich nicht, dass der BVB sich nicht nach Verstärkungen umschauen sollte. Es bedeutet aber in jedem Fall: Der BVB hat keinen Druck, auf dem überhitzten Spieler-Basar zuschlagen zu müssen.
Borussia Dortmund wird diese Saison als Vizemeister beenden, dafür bedarf es keinerlei hellseherischer Fähigkeiten. An der Spitze sind die Bayern nicht zu stoppen, von unten droht keine wirkliche Gefahr. Diese Konstellation bietet Spielraum bei der Kaderplanung, weil Thomas Tuchel in der Bundesliga personell rotieren lassen kann, sobald die Champions League gesichert ist.
Genügend Alternativen für Rotation
Der Trainer hat trotz aller Abgänge immer noch genügend Alternativen. In den entscheidenden Partien in der Europa League und im DFB-Pokal wird er auch ohne Winter-Neuzugänge stets eine ausgeruhte erste Elf aufbieten können. Hinzu kommt, dass fußballerische Qualität im Winter meist noch teurer ist als im Sommer. Mehr als weitere Ergänzungsspieler sind nicht bezahlbar. Und manchmal verliert man auch beim Pokern. Jüngstes Beispiel: Kevin Kampl.
Von Tobias Jöhren