Der Krampf zwickte in den Beinen, da machte der flotte Spruch des Kapitäns auch nichts mehr aus. Daniel Svenssons Muskulatur signalisierte Überanstrengung in den Schlussminuten des Dortmunder Auftritts bei Sporting, was Emre Can entsprechend kommentierte: „Ich habe zu ihm gesagt: Was ist los, Chef? Ich dachte, du bist fit?“
BVB-Trainer Kovac über Svensson: „Fantastisch“
Den lockeren Umgangston konnten sich die BVB-Profis nach dem 3:0 in Lissabon leisten, und für den 22-jährigen Neuzugang dürfte Cans Frotzelei eher einem Schulterklopfen gleichkommen. „Chapeau“, ergänzte der nämlich seine Einschätzung zum Schweden, „für sein erstes Spiel überhaupt in der Champions League“ sei die Leistung „richtig gut“ gewesen.
Svenssons Krampf kam nicht von ungefähr, sein bis dato letztes längeres Fußballspiel lag schließlich mehr als zwei Monate zurück. Seit Anfang Dezember ruht der Spielbetrieb in Dänemark, und als der FC Nordsjaelland die Vorbereitung auf die neue Saison, die in Skandinavien nach dem Kalenderjahr gespielt wird, endlich wieder aufgenommen hatte, klingelte das Telefon. „Er hatte keine Vorbereitung in den Knochen“ betonte Trainer Niko Kovac, um die Svenssons Anstrengung zu unterstreichen, und beschrieb dessen ersten Startelf-Dienst in Dortmund gar als „fantastisch“.
BVB-Neuzugang Svensson „ein bisschen nervös“
Svensson selbst fand es „okay“, anfangs sei er schon „ein bisschen nervös“ gewesen. Plötzlich Borussia Dortmund, plötzlich Bonusspiele in der Königsklasse. Kovac vertraute ihm in Abwesenheit des verletzten Ramy Bensebaini (Muskelverhärtung). Er habe in der kurzen gemeinsamen Zeit „einen sehr feinen, sehr aufgeweckten Jungen“ kennengelernt.
Was Kovac und Can beeindruckte und sich auch auf dem Platz beobachten ließ: Svensson will lernen, sich zeigen. In eine verunsicherte Dortmunder Elf hinein zu rutsche und so unter Druck zu stehen, da hätten andere den Kopf eingezogen. „Er fragt nach, er will nichts dem Zufall überlassen“, berichtete Kovac aus den gemeinsamen Gesprächen. Auch Can fiel auf, „wie der Junge alles aufsaugt, sich verbessern will“.
Svensson mit wichtiger Rolle im BVB-Spielaufbau
Wie vor Jahresfrist bei Ian Maatsen wählte der BVB mit Svensson das taktische Mittel, den Linksverteidiger bei Ballbesitz ins defensive Zentrum zu schieben, um dort Überzahlsituationen zu schaffen. Eine komplexe Aufgabe, die Svensson herausforderte, aber im Laufe der Partie immer überzeugender ausfüllte. Als Abwehrspieler hingegen stellten ihn die Portugiesen vor größere Probleme, nur zwei seiner acht Zweikämpfe gewann er.
Wichtig für den Winter-Wechsler wie für seine neuen Mannschaftskollegen: Es braucht gelungene Aktionen, um Selbstvertrauen zu bekommen, aggressiv und mutig zu spielen. Sportchef Lars Ricken gefiel, was er von Svensson sah. „Er ist ein junger Spieler, der trotzdem schon 160 Profispiele in den Beinen hat. Das war taktisch mutig, wie er immer wieder ins Mittelfeld vorgeschoben hat.“ Ricken hob die Szene vor dem 1:0 hervor. Da führte Svenssons giftiges Gegenpressing zur Balleroberung und letztlich zum Tor, dass die Partie in eine andere Bahn lenkte.
BVB-Neuzugang Svensson mit großem Entwicklungspotenzial
In den sozialen Netzwerken wurde Svensson gleich gefeiert. So überragend, wie dort teilweise zu lesen war, spielte der Schwede zwar nicht. Doch in seiner Personalie steckt etwas anderes, was in den Fans Sehnsüchte weckt: ein junger Spieler mit großem Entwicklungspotenzial. Einer, der Identifikationspotenzial mitbringt. Mit ein bisschen mehr Spielpraxis erledigt sich auch die Sache mit den Krämpfen. Emre Can muss sich dann andere Sprüche überlegen.