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BVB-Verteidiger Zagadou kassiert Lob für sein Startelf-Comeback - gibt’s weitere Chancen?
Borussia Dortmund
Dan-Axel Zagadou verdient sich nach seinem Comeback gegen Gladbach ein Lob seines Trainers. Der 20-jährige Franzose kämpft um weitere Spielminuten - doch bekommt er sie auch?
Aus der Dortmunder Kabine hallten Hip-Hop-Klänge, nach langer Zeit mal wieder. Wer vorschnell daraus schloss, dass in der BVB-Umkleide Dan-Axel Zagadou die Beats aufgedreht hatte, lag falsch. Der Franzose machte sich in Begleitung als einer der ersten Borussen auf den Heimweg, als die Musik noch lief.
Zagadou hatte schon vorher die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt - auf dem Rasen. Mehr als 200 Tage mussten vergehen, bis er für seinen Klub vom Anpfiff an mitspielen durfte. Für einen 20-Jährigen, der auf den richtigen Durchbruch im Profifußball und weitere Chancen drängt, eine elendig lange Zeit. Die Chance am Mittwoch nutzte Zagadou.
Erster Startelfeinsatz für Zagadou seit dem 6. April
„Er hat für mich sehr gut gespielt“, lobte ihn sein Trainer Lucien Favre, der ihn ewig zappeln ließ nach Zagadous verpatztem Auftritt im Topspiel beim FC Bayern München (0:5 am 6. April).

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In der französischen U21 musste sich der Innenverteidiger Spielpraxis und Rhythmus zurückholen, und als Mats Hummels, auf seiner Position ein unüberwindbares Hindernis, wegen eines Magen-Darm-Infekts passen musste, schlug die Stunde von „Daxo“. Die reinen Daten: 89 Prozent Passquote, 82 Prozent Zweikampfquote, 92 Ballkontakte - und das alles nach bisher schmalen 29 Minuten Spielpraxis in dieser Saison. Ein starkes Comeback!
„Dan-Axel Zagadou hat mir sehr gut gefallen“, analysierte auch Michael Zorc. Dortmunds Sportdirektor führte aus: „Natürlich hängt er in der Entstehung des Gegentores mit drin, aber seine Körperlichkeit, seine Aufbaupässe, seine Ruhe - das war alles sehr prägend. Und zwar über die gesamte Spielzeit hinweg.“
Zagadou: Trumpf bei hohen Bällen, Handicap bei schnellen Drehungen
Das Dortmunder Publikum hat ein feines Gespür für einen speziellen Fußballer wie ihn. Gelenk und feingliedrig sieht es selten aus, wenn Zagadou über das Spielfeld stampft. Rund 90 Kilogramm dürfte er auf die Waage bringen, verteilt auf 196 Zentimeter.
Ein Trumpf bei hohen Bällen, eine Wand, auf die Mitspieler prallen. Aber eben auch ein Handicap, wenn es um schnelle Drehungen und Geschmeidigkeit geht.
In dieser Hinsicht hat der junge Franzose, inzwischen seit mehr als zwei Jahren ein Schwarzgelber, hinzugelernt. Mit reichlich Geschick wendet er sich aus Pressingsituationen. Seine Eigenart, wirklich nur ganz, ganz selten die Ruhe zu verlieren, lässt dann selbst staksige Wendungen immer noch cool gekonnt – und gewollt – aussehen.
Favre: „Er spielt mutige und gute Bälle“
Nicht nur in Favres Augen besticht der Dauerreservist, hinter Hummels, Manuel Akanji und Julian Weigl nur die Nummer vier in der Hierarchie, noch durch eine andere Gabe. Der Trainer sagt: „Er ist auch mit dem Ball gut im Spielaufbau. Er spielt mutige und gute Bälle, auch lange Pässe. Er versteht sehr gut, wohin er spielen muss.“
Sein Coach hat sich den Ruf erarbeitet, jeden Spieler individuell zu verbessern. Auch bei Zagadou fand er viel Optimierungspotenzial. „Meine Größe zum Beispiel bringt manchmal Schwierigkeiten bei der Feinkoordination mit sich. Da gibt er mir Tipps“, sagte der Abwehrmann im Gespräch. „Er zeigt mir auch die richtige Positionierung auf dem Feld.“
Zagadous Fehler trüben Gesamteindruck, nicht die Perspektive
Dass nicht alles auf Anhieb gelingt, gerade nach der langen Banklehre, wird Zagadou verziehen. Er hat im vergangenen Herbst bereits nachhaltig bewiesen, dass grundsätzlich auf ihn Verlass ist und er aus Fehlern lernen kann. Seine Mitschuld am Gladbacher 0:1 am Mittwochabend zählt zu den Defiziten, die er beackern muss.
Nicht zum ersten Mal verlor er Gegenspieler im Rücken aus den Augen. Das trübte den Gesamteindruck, nicht jedoch die Perspektive. „Er hat keine leichte Zeit hinter sich, hat selten gespielt“, erklärte Zorc weiter. „Es ist nicht selbstverständlich, dann so eine Leistung zu bringen.“
Nach frustrierenden Wochen und Monaten hat sich Zagadou für weitere Einsätze empfohlen. Der Musikfreak würde allzu gerne für die richtigen Töne sorgen. Auf dem Platz, und in der Kabine.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
