Borussia Dortmunds U23 hat es verpasst, den eigenen Punkterekord der Vorsaison einzustellen. Gegen den 1. FC Saarbrücken war gewiss mehr möglich als das 0:0 zum Jahresabschluss, bei dem es die Schwarzgelben verpassten, sich für ihre Überlegenheit zu belohnen. Allerdings brachte die Mannschaft – anders als in einigen Spielen der Hinrunde – die Punkteteilung über die Zeit. Das war durchaus ein Fortschritt und ein Zeichen taktischer Reife.
BVB-U23 kämpft mit schwierigen Rahmenbedingungen
Am Ende einer kräftezehrenden und aufreibenden Hinrunde können sich damit auch die zu Buche stehenden 26 Punkte für die BVB-U23 in der 3. Liga absolut sehen lassen. Die Ausbeute ist nahezu gleich geblieben, fühlt sich dennoch deutlich weniger an – was an der gestiegenen Erwartungshaltung liegt, die das Team nach der Bestmarke der Vorsaison geschaffen hat.
Dabei gilt es gleichzeitig die ungleich schwierigeren Umstände zu berücksichtigen, denen sich die U23 fast über die gesamte Hinserie hinweg ausgesetzt sag. Das massive Verletzungspech bei den BVB-Profis hatte auch spürbare Auswirkungen auf die Drittliga-Filiale. Über Monate musste sie ihre Leistungsträger (unter anderem Kapitän Ayman Azhil und Abwehrchef Yannik Lührs) an das Bundesliga-Team abtreten. Die Profis zu unterstützen, zählt zweifellos zu den Aufgaben einer U23. Gleichwohl erforderte dieser Umstand ein Höchstmaß an Flexibilität im Trainings- und Spielbetrieb.
Trainer Jan Zimmermann und seinem Team ist es trotz kniffliger Rahmenbedingungen gelungen, verlässlich zu punkten. Auch in kritischen Saison-Phasen gab es nie mehr als zwei Niederlagen am Stück. Behält die BVB-U23 ihren aktuellen Schnitt (1,37 Punkte pro Spiel) auch in der zweiten Saisonhälfte bei, wird sie die angestrebten „45+x“ Zähler erreichen, die als Ziel ausgegeben sind und zum Klassenerhalt reichen dürften.
BVB-U23 baut stärker NLZ-Talente ein
In der Rückserie sollte auch der Einbau junger Talente noch stärker erfolgen. Es ist der ausdrückliche Plan des Vereins, die U23 in dieser Saison noch intensiver als Entwicklungsplattform für Eigengewächse aus dem NLZ zu nutzen. Sie soll ihnen als Rampe in den Profibereich dienen. In Cole Campbell, Kjell Wätjen, Almugera Kabar, Filippo Mane und Danylo Krevsun sammelten regelmäßiger als in den Vorjahren hochveranlagte Spieler wichtige Erfahrungen in der 3. Liga. In Ousmane Diallo und Nick Cherny gaben zudem bereits zwei weitere U19-Spieler ihr Debüt.

Diese Entwicklung fortzuführen und künftig noch mehr NLZ-Spieler gleichzeitig einzusetzen, muss auf der Agenda der U23 hohe Priorität genießen. Das ist durchaus ein schmaler Grat für Zimmermann und sein Trainerteam, weil die Unerfahrenheit der BVB-Talente im Seniorenbereich und die damit einhergehende erhöhte Fehlerquote mit eingepreist werden muss. Der Ausbildungsgedanke der NLZ-Spieler muss einhergehen mit sportlichem Erfolg und Weiterentwicklung der gesamten U23-Mannschaft.
BVB-U23 hat nur Hettwer als Unterschiedspieler
Fakt ist: Nach der ersten Saisonhälfte hat die BVB-U23 (zu) viele unnötige Gegentreffer kassiert. Die Quote stieg in diesem Bereich deutlich an (von 1,15 auf 1,57), wofür Zimmermann fehlende Mechanismen und Abstimmung in der Defensive verantwortlich macht. Immerhin war die Besetzung der Viererkette aufgrund der Personal-Not bei den Profis im Verlauf der Hinrunde permanenten Wechseln unterworfen. Hier benötigt die BVB-U23 im neuen Jahr dringend mehr Stabilität und Kontinuität.
Ihre Trefferquote hat die Mannschaft hingegen signifikant gesteigert – von 1,26 auf 1,84 Tore pro Spiel (35 statt zuvor 24 Treffer in 19 Partien). Offensiv greifen die Muster und führen regelmäßig zum Erfolg. Wesentlich dafür verantwortlich: Julian Hettwer. Der 21-Jährige ist mit elf Treffern und sechs Assists der Topscorer der 3. Liga und an fast an der Hälfte aller BVB-Tore beteiligt. Die U23 ist abhängig von ihrem Flügelstürmer.
Hettwer wird derzeit heftig aus der Bundesliga und 2. Liga umworben. Ein Wechsel schon im Winter scheint denkbar. Sollte Hettwer tatsächlich im Januar gehen, dürfte es für Borussia Dortmunds U23 eine enorme Herausforderung werden, ihn angemessen zu ersetzen – und auf eine ähnliche Punkte-Ausbeute wie in der Hinrunde zu kommen.
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