BVB-U17 krönt eine herausragende Saison - Pherai führt Regie
Große Dortmund-Party in München
Der BVB bringt aus München den Meistertitel mit nach Hause. In Dortmund geht die Party nach dem 3:2 beim FC Bayern richtig los. Ein Spieler sichert sich eine besondere Trophäe.
Als um ihn herum alle in Schwarzgelb wild jubelten, ausgelassen tanzten, aus voller Kehle gröhlten, da reifte in Malte Wengerowski eine Idee. Vorsichtshalber fragte der Linksaußen von Borussias U17 bei einem Ordner nach. Der Bayer zuckte genervt mit den Schultern. Also griff sich Wengerowski aus dem goldenen Meer aus Lametta die Werbebande mit der Aufschrift „Deutscher Meister 2018“. Links und rechts prangte das schwarzgelbe BVB-Logo, und er stimmte den Dauergesang an: „Deutscher Meister ist nur der BVB, nur der BVB, nur der BVB.“
Mit der Werbebande unterm Arm
Und damit nicht genug: Mit der Werbebande unterm Arm machte sich der Dortmunder Tross am frühen Abend auf den Rückweg. Immerhin 30 Fans hatten sich auf den Weg zum Dortmund Airport gemacht und bereiteten dem Deutschen Meister einen schönen Empfang.
Am Nachmittag in München waren nach mehr als 80 Minuten voller Leidenschaft und Emotionen alle Dämme gebrochen. Ein 3:2-Sieg in einem spektakulären und hochklassigen Finale, zweimal den Ausgleich kassiert, gezittert und doch gewonnen, da gab es kein Halten mehr. „Humba“ vor den Gästefans unter den 2500 Zuschauern im schmucken wie sterilen Stadion des neuen Bayern-Campus, Mineralwasser-Dusche für Trainer Sebastian Geppert, Jubel-Foto vor dem Bayern-Bus.
„Das krönt die perfekte Saison“
Nach einem Endspiel, das beide Teams verbissen und intensiv führten „wie die Großen“, in dem auch die spielerisch starken Münchner den Sieg verdient gehabt hätten, siegte die Borussia. „Ich kann es gar nicht glauben“, sagte Abwehrchef Ramzi Ferjani. „Wir haben eine unglaubliche Leistung gezeigt. Der Gegner hat uns gezwungen, so gut zu spielen. Das krönt die perfekte Saison.“
Beide Seiten führten die Partie mit voller Wucht. Eine gewisse Nervosität sei schon spürbar gewesen, erklärte BVB-Kapitän Alaa Bakir später. „Aber mit dem Anpfiff war das vergessen. Wir hatten nur noch Spaß am Fußball.“ Das galt vor allem für Immanuel Pherai, der nicht nur klug Regie führte, sondern den BVB auch zweimal in Führung schoss. Beim zweiten Treffer mit einem wunderschönen Absatzkick der Marke „Tor des Monats“.
„Was für ein geiles Spiel“
Der Niederländer, einer der jüngeren im Kader, war außer sich vor Freude und rang später um jede Formulierung. „Was für ein geiles Spiel, was für eine Mannschaft. Wir haben alles gegeben“, konnte der Matchwinner sein Glück nicht in Worte fassen. „Mein Herz hüpft immer noch.“ Auf seinen Sechser/Achter/Zehner angesprochen, lobte Trainer Sebastian Geppert: „Er ist ein brillanter Spieler, der vielleicht eine große Zukunft vor sich hat. Er hat auf den Punkt gezeigt, was er kann.“
Die Borussen mussten auch alles aus sich herausholen. Permanent drängte der FC Bayern den BVB in die Defensive. „Mit dem 1:1 zur Pause können wir gut leben. Die Bayern sind stark“, erkannte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er verfolgte die Partie Seite an Seite mit Berater Matthias Sammer. Dessen ehemaliger Kollege, Bayern Münchens Chef Karl-Heinz Rummenigge, hielt einige Sitzplätze Abstand.
Geppert wie entfesselt
Zweimal keimte bei ihm Hoffnung auf, als die Bayern ausglichen. Doch in der turbulenten Schlussphase löste nach einem Konter über Pherai ausgerechnet der 13-jährige Torjäger Youssoufa Moukoko mit einem Abstauber den dritten Jubelsturm der Gäste aus. Selbst Trainer Sebastian Geppert, der ansonsten beherrscht coachte, sprang entfesselt mit geballten Fäusten aufs Spielfeld. Noch vier Minuten!
Diese langen Minuten einer bayrischen Schlussoffensive, die in ihrer Hektik in den Platzverweisen für Joshua Zirkzee (FCB) und Samuel Örs (BVB) gipfelten, überstanden die jungen Borussen. Der schwache Schiedsrichter Benedikt Kempkes ließ mehr als fünf Minuten nachspielen, ehe er ein letztes Mal in die Pfeife blies. Zum Entsetzen der Einheimischen triumphierten die Gäste, sie ließen mit ihren dröhnenden Jubelarien auch noch in den Kabinen keinen Zweifel daran.
BVB schützt Moukoko
Den jungen Moukoko schützte der BVB auch nach seinem entscheidenden Treffer vor öffentlichen Aussagen, selbst die Doping-Kontrolleure mussten lange auf eine Probe von ihm warten. Als der Stürmer auch da geliefert hatte, posierte Malte Wengerowski mit seiner „Deutscher Meister“-Bande vor dem Bayern-Bus. Er gab seine Trophäe nicht mehr ab.