BVB-Trainer Kovac vercoacht sich in Barcelona Falsches System und falsches Personal

BVB-Trainer Kovac vercoacht sich in Barcelona: Falsches System und falsches Personal
Lesezeit

Vor dem Duell mit dem FC Barcelona hat es natürlich auch einen Vergleich der beiden Trainer gegeben. Hier Hansi Flick, Deutschland-Import der Katalanen, der den schönen Fußball zurückgebracht hat zum FC Barcelona, voller Spielkunst und mit so vielen Toren, dass man sie kaum noch zählen kann. Da der krasse Gegenentwurf. Niko Kovac, dem schon als Spieler das Attribut „Pragmatiker“ angeheftet wurde. Eine Eigenschaft, die er dann in seine Trainerkarriere übernahm.

Kovac vercoacht sich in Barcelona

In Dortmund ist er, trotz einiger Anlaufschwierigkeiten und immer wiederkehrenden Rückschlägen, damit wohl aktuell der passende Trainer für diese Mannschaft. Wunderdinge durfte man von ihr nach einer beispiellosen Negativ-Serie im Januar nicht erwarten. Also verpasste Kovac ihr ein leichtes Korsett, das auf Grundtugenden wie Einsatz, Laufbereitschaft und Leidenschaft fußt.

Kovac hat so wenig verändert wie möglich. Erst, als er seine Spieler und sie ihn besser kannten, wagte er vor zwei Wochen die Systemumstellung auf eine Fünferkette gegen den Ball mit einem weiter verfeinerten Dreieraufbau. Das tat der Mannschaft gut, verbesserte die defensive Stabilität und brachte zwei Siege, die die Chancen auf die Qualifikation für einen der internationalen Wettbewerbe wieder erhöhte.

Ausgerechnet im Viertelfinal-Hinspiel in Barcelona, nicht die wichtigste Partie in diesen Tagen, aber doch eine, in der man weiter hätte Selbstvertrauen hätte aufbauen können für den wichtigeren Endspurt in der Bundesliga, schmiss Kovac die Fünferkette und seine Prinzipien von einfachen Leitlinien für seine Spieler über Bord.

Rückkehr zur Viererkette, eine Doppel-Sechs aus zwei Rekonvaleszenten, bei denen klar war, dass sie keine 90 intensiven Minuten würden spielen können. Dazu der Wechsel von Maximilian Beier zu Jamie Gittens. Kovac verpasste seiner Elf einen neuen Anstrich, doch der wusste nicht zu gefallen. Gleich mit mehreren Änderungen bei Personal und Taktik lag Borussia Dortmunds Trainer am Mittwochabend in der katalanischen Hauptstadt daneben.

BVB-Profi Gittens komplett wirkungslos

Vor allem die Hereinnahme von Gittens entpuppte sich als fataler Fehlgriff. Dessen Schwäche gegen den Ball war schon beim Ligen-Duell mit den Katalanen im Dezember offengelegt worden und ist in dieser Saison ein generelles Thema beim Engländer. Beier hingegen hatte sich auch durch seine Bereitschaft zu vielen Wegen nach hinten und Laufstärke im Allgemeinen in die Stammformation gekämpft.

Auf beiden Außenbahnen fehlte insgesamt die konsequente Unterstützung aus dem Mittelfeld für die Außenverteidiger in der Viererkette. „Es ist klar, dass du außen immer ein zwei gegen zwei brauchst“, meinte Kovac nach dem Spiel geknickt, ohne Gittens und Karim Adeyemi explizit anzusprechen. „Unsere Außenverteidiger aber wurden zu oft allein gelassen.“

BVB-Umstellung verfehlt Ziel

Die Umstellung zurück auf eine Viererkette, so Kovac weiter, sei dem Gedanken entsprungen, aktiver nach vorne spielen zu können gegen eine der spielstärksten Offensiven der Champions League. „In einer Fünferkette kommst du weniger zu Entlastung.“ Durch die mangelhafte Unterstützung außen und das Fehlen eines fünften Spielers in der Kette gegen den Ball aber wurden Kovacs Überlegungen zum Bumerang. Barcelona fand viel Raum vor, kam außen oft zu Überzahlsituationen und bestrafte die fehlende Stabilität in Dortmunds Defensive mit der Entschlossenheit einer absoluten Spitzenmannschaft.

Ramy Bensebaini zieht am Trikot von Lamine Yamal.
BVB-Verteidiger Ramy Bensebaini (rechts) konnte Barcas Lamine Yamal selbst mit unlauteren Mitteln nicht stoppen. © IMAGO/NurPhoto

Auch der Versuch der Korrektur scheiterte. Kovac musste Adeyemi, nach einer dummen Gelben Karte nahe an einem Platzverweis, zur Pause vom Feld nehmen. Dazu gab es etliche weitere Kandidaten für eine zügige Auswechslung. Wie Ramy Bensebaini, der von Lamine Yamal nach Belieben eingedreht wurde, den erneut unsicheren und fehlerbehafteten Julian Brandt oder eben auch Gittens.

Doch da war ja noch das Problem mit Carney Chukwuemeka und Felix Nmecha. Deren Kräfte reichten allenfalls für eine gute Stunde. Löcher im defensiven Zentrum gab es zwar auch schon mit den beiden auf dem Platz, wobei Chukwuemeka noch die positive Ausnahme bildete. Nach ihrer Auswechslung aber herrschte im Zentrum ein heilloses Durcheinander. Diese Kovac-Entscheidung war am Ende die einzige, die aufgrund der Personallage durch die Sperre von Pascal Groß alternativlos war.

Dennoch: Wie seine Mannschaft erwischte auch Borussia Dortmunds Trainer im altehrwürdigen Estadi Olímpic in Barcelona einen gebrauchten Abend. Man müsse sich „an die guten Momente klammern“, meinte Kovac mit Blick auf das Liga-Duell beim FC Bayern am Samstag. Allzu viele dürfte er in der Analyse aber nicht finden.

BVB geht beim FC Barcelona unter: Borussia Dortmund im Schleudergang zum 0:4

BVB-Einzelkritik gegen Barcelona: Gittens und Bensebaini bedenklich schlecht – Kobel verhindert Fias