BVB geht beim FC Barcelona unter Borussia Dortmund im Schleudergang zum 0:4

Lesezeit

Das Duell Torhüter gegen Stürmer, Kopf hoch und eine flinke Körpertäuschung, dann hatte Barcelonas Wojciech Szczesny BVB-Angreifer Maximilian Beier wie einen Minikicker ins Leere laufen lassen. Sogar der Keeper trickste, da feierten die Fans des FC Barcelona ihren Schlussmann euphorisch mit Sprechchören. Überhaupt waren die Spanier aus dem Häuschen, als ihre Artisten im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League ein Fußballfest zelebrierten. Nach dem 4:0 (1:0) für die Katalanen bleiben Borussia Dortmund nur theoretische Hoffnungen, das Duell im Rückspiel am kommenden Dienstag noch zu drehen.

BVB-Trainer Kovac sendet ersten Notruf

Neun Minuten waren gespielt, als BVB-Trainer Niko Kovac den ersten Notruf sendete. Emre Can kam zu ihm an die Seitenlinie und nahm neue Instruktionen mit aufs Feld. Irgendwie musste der BVB den furios aufspielenden FC Barcelona bremsen. Doch in den ersten 30 Minuten liefen und schauten die Dortmunder meist nur hinterher.

Zwei Großchancen musste Torhüter Gregor Kobel gleich zu Beginn. Erst zischte Jungstar Lamine Yamal spielerisch leicht an Ramy Bensebaini vorbei, ehe er am BVB-Keeper scheiterte (5.). Dann riss Kobel die Fäuste hoch, als Robert Lewandowski aus zwölf Metern einen Gewaltschuss abfeuerte (7.). Zeit zum Durchatmen bekamen die Borussen nicht, die teils tief in die eigene Hälfte gedrängt wurden – und sich aus der spanischen Umklammerung nicht befreien konnten.

BVB gegen Barcelona wieder mit Viererkette

Kovac hatte System und Mannschaft umgestellt und damit viel mehr eingegriffen, als es nötig gewesen wäre. Statt Pascal Groß (Gelbsperre), Daniel Svensson und Beier begannen Felix Nmecha, Jamie Gittens und Serhou Guirassy. Von der zweimal erfolgreich praktizierten Dreierkette ging es zurück zu vier Abwehrspielern in der letzten Linie, die ein ums andere Mal in größte Bedrängnis kamen, wenn Europas gefährlichste Offensivreihe anlief. Die Idee des Coaches ging schief auch Nico Schlotterbeck (Meniskusriss) wurde schmerzlich vermisst.

Vor allem den hochbegabten Yamal vorne rechts und seinen Konterpart Raphinha auf dem linken Flügel konnten die Schwarzgelben nie kontrollieren. Spieltempo, blindes Verständnis und saubere Technik – Barcelona machte gewaltig Eindruck mit seiner künstlerisch wertvollen Interpretation eines vermeintlich simplen Spiels. Doppelt ärgerlich aus Dortmunder Sicht, dass das 1:0 nach einer Standardsituation fiel, die Karim Adeyemi unnötig verursacht hatte. Flanke auf den hinteren Pfosten, die Ablage in die Mitte und Raphinha spitzelte den Ball über die Linie (25.).

Beste BVB-Phase vor der Halbzeit

Die Luft im alten wie ehrfürchtigen Olympiastadion auf Barcelonas Hausberg Montjuic wurde dünn für die Gäste. Der Unterricht in Barcas Ballschule ging viel zu schnell für den BVB, der nicht nur läuferisch oft einen Schritt zu spät kam, sondern auch gedanklich erst mit Verzögerung begriff, was gespielt wurde. 72 Prozent Ballbesitz für die Elf von Ex-Bundestrainer Hansi Flick waren die Folge.

Nur in der Viertelstunde vor der Halbzeit veränderte sich die äußerst einseitige Partie. Dortmund verteidigte höher, lief die Spanier aggressiver an und kam sofort zu Torchancen: Carney Chukwuemekas Pass in den Strafraum überraschte Guirassy, der den Ball nur mit dem Schnürsenkel traf, da war mehr drin (36.), dann haderte der Stürmer gleich zweimal mit dem Pech: Erst verpasste er eine Flanke haarscharf (45.), ehe er nach geschickter Körpertäuschung unvermittelt abzog – Außennetz (45.+1).

Barcelona führt Dortmund vor

Nur 0:1 zurück und besser im Spiel – mit diesen Vorzeichen sowie Beier für den schlechten Adeyemi ging es in den zweiten Durchgang. Und wie so oft in dieser Saison verpennten die Borussen die ersten Momente nach Wiederanpfiff: Flanke Yamal, Julian Ryerson verlor Raphinha aus den Augen, in der Mitte musste Lewandowski nur noch mit dem Kopf nicken, 2:0 (48.).

Und weiter ging der Schleudergang: Fermin Torres knallte die Kugel an den Außenpfosten (64.) und auf Waldemar Anton (67.), ehe die Konter saßen: Lewandowski zum zweiten (68.) und Yamal (77.) machten den Klassenunterschied mit dem 4:0 für alle sichtbar. Dortmund wurde vorgeführt von einem überragenden Gegner und lieferte mit eigener Stümperei und einer desolaten Leistung die Vorlagen dazu. Dem Rückspiel am nächsten Dienstag (21 Uhr) kommt nur noch statistische Bedeutung zu. Vorher muss der BVB am Samstag (18.30 Uhr) in München ran, das könnte erneut bitter werden.