BVB-Toptalent Kjell Wätjen im exklusiven Gespräch „Ich genieße es – so lange das so ist“

BVB-Toptalent Kjell Wätjen im exklusiven Gespräch: „Ich genieße es – wer weiß, wie lange es so ist“
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Am vergangenen Samstag war Borussia Dortmund beim FSV Mainz 05 zu Gast. Der Ausflug zu den Rheinhessen war ein ziemlicher Reinfall, aber das tut hier nichts zur Sache. Denn es geht um etwas anderes. Im BVB-Mannschaftsbus zur Mewa-Arena saß schließlich Kjell Wätjen. Auf dem Weg dorthin streiften ihm Gedanken durch den Kopf. Gut ein Jahr ist es her, da gab er ausgerechnet im Mainzer Stadion im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft sein Startelf-Debüt für die BVB-U19. 15.704 Zuschauer – eine atemberaubende Kulisse für den damals 17-Jährigen, der seither rasant durchgestartet ist.

Wätjen startet beim BVB durch

„Als wir am Wochenende in Mainz waren, habe ich genau darüber nachgedacht. Vor einem Jahr stand ich hier mit der U19 im Finale um die Deutsche Meisterschaft, jetzt spiele ich mit den Profis hier. Daran sieht man, dass viel passiert ist“, sagt Kjell Wätjen im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Im Januar nominiert ihn Edin Terzic für das Trainingslager in Marbella, Ende März unterschreibt er seinen ersten Profi-Vertrag bei Schwarzgelb, Abiturprüfungen und Bundesliga-Debüt sind auch noch ganz frisch. „Es ist viel los im Moment, sowohl in der Schule als auch im Fußball. Es hat sich jetzt schnell ganz gut entwickelt. Ich genieße es - so lange das so ist“, findet Wätjen.

Ganz gut entwickelt ist allerdings leicht untertrieben. U19-Trainer Mike Tullberg bescheinigte ihm schon vor Monaten „eine explosionsartige Entwicklung“. Damit kann und will sich Wätjen aber nicht so ganz anfreunden. Klar, er habe Verantwortung auf und neben dem Platz übernommen, sei menschlich und auch als Spieler gewachsen. Aber dieser Vergleich? „Man könnte es eine explosionsartige Entwicklung nennen. Ich bin aber eher ein Fan davon, kleinere Brötchen zu backen und es als positiven Trend anzusehen, der noch lange nicht vorbei sein soll.“

Auch die jüngsten Höhenflüge haben ihn nicht die Bodenhaftung verlieren lassen. Wätjen spricht ruhig und wählt seine Worte mit Bedacht. Seine Premiere vor der Gelben Wand – kaum in Worte zu fassen. „Ich war sehr, sehr, sehr nervös, als ich im Tunnel stand und auch als wir draußen waren. Aber das hat sich dann irgendwann gelegt. Die Nervosität hat schnell nachgelassen. Es war sehr aufregend, aber ich habe es auch sehr genossen“, beschreibt der inzwischen 18-Jährige seine Emotionen.

11,4 Kilometer hatte er nach 90 Minuten gegen den FC Augsburg abgespult, war damit laufstärkster Borusse. „Es ist dieselbe Distanz, die ich auch in der U19 durchschnittlich auf dem Tacho stehen habe. Daher bin ich es eigentlich gewohnt, aber es sind intensivere Meter. Das merkt man auch am Tag danach“, erklärt Wätjen augenzwinkernd.

BVB-Profi Wätjen zwischen Abitur und Champions League

Die Abitur-Prüfung in Mathematik sei in jedem Fall die größere Herausforderung gewesen als das Profi-Debüt für den BVB. Warum? „Das eine macht Spaß und das andere ist nicht immer mit Spaß verbunden“, schiebt der BVB-Youngster lachend hinterher. Das in Dortmund alles beherrschende Thema, das Champions-League-Finale in Wembley, ist für ihn noch weit weg. „Damit beschäftige ich im Moment gar nicht, das ist kein Thema für mich“, versichert der BVB-Mittelfeldspieler.

Ein anderer Auftrag genießt derzeit ohnehin Priorität. Am Donnerstag (18.30 Uhr) empfängt er mit der U19 im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft Hertha BSC. Am Montag (11 Uhr) steigt das Rückspiel in Berlin.

Wätjen will DM-Titel mit dem BVB

„Wir wissen, was Hertha für eine Qualität hat. Wir dürfen uns von äußeren Faktoren nicht verrückt machen lassen – und müssen unser Spiel durchziehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns durchsetzen“, versichert Kjell Wätjen. Sollte der zuletzt angeschlagene Abwehrchef Filippo Mane noch fehlen, wird er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen. Das Ziel ist klar: Nach dem Hattrick bei der Westdeutschen Meisterschaft möchte die BVB-U19 zum dritten Mal in Folge ins Finale um die Deutsche Meisterschaft.

Setzt sich die Borussia durch, träfe sie am 30. Mai (15.30 Uhr) im Endspiel auf die TSG Hoffenheim oder Borussia Mönchengladbach. Das Finale findet im Niederrheinstadion in Oberhausen statt. Dort feierte die BVB-U17 gegen Bayer Leverkusen vor wenigen Tagen ihren Titelgewinn. Die U19 könnte folgen. „Das wäre doch schön, das hatten wir lange nicht mehr hier“, sagt Kjell Wätjen. Bevor es soweit ist, möchte er aber lieber Taten statt Worte sprechen lassen. Damit ist er bisher ziemlich gut gefahren.

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