Mainz-Pleite ist ein BVB-Problem fürs große Finale Viele Dortmunder in bedenklicher Form

Mainz-Pleite ist ein BVB-Problem fürs große Finale: Viele Dortmunder in bedenklicher Form
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Die Aufgabe war undankbar, das muss man Edin Terzic zugutehalten. Wie kann man als Trainer wenige Tage nach einem emotionalen Ausnahmemoment seine Mannschaft, noch dazu bestehend fast ausschließlich aus den Reservisten, deren Rolle für den Rest der Saison weitgehend zementiert ist, für eine Partie motivieren, in der es sportlich um rein gar nichts mehr geht?

BVB-Trainer Terzic schiebt Frust

Terzic verwies im Vorfeld des Spiels beim FSV Mainz 05 erneut darauf, Chancen an seinen Kader zu verteilen. Ähnlich hatte er zwischen den beiden Halbfinal-Partien gegen Paris argumentiert, was vor einer Woche noch gut funktionierte. 5:1 gegen Augsburg, ein sehr souveräner Sieg der zweiten Reihe. Wie man heute weiß, freilich gegen einen Gegner, dem selbst die letzte Widerstandskraft fehlte.

Am Samstag verfing das Argument dann bei seinen Spielern nicht mehr. Terzic wurde einmal mehr enttäuscht, daraus machte der 41-Jährige nach dem Spiel keinen Hehl. „Jetzt“, meinte er, „müssen wir uns wieder blöde Fragen gefallen lassen. Wir können reife Spiele, aber wir können sie nicht gegnerunabhängig, wir können sie nicht konstant.“ Ein Phänomen, das die Saison des BVB begleitet hat. Am Ende sei das „der Grund, warum die Saison so verlief, warum wir auf Platz fünf stehen.“

Kaum Druck auf die BVB-Startelf

Auch wenn die tabellarische Bedeutung des Dortmunder Auftritts in Mainz für die Gäste gegen Null tendierte und allenfalls Diskussionen darüber auslöste, ob der BVB in den Abstiegskampf der Liga eingegriffen hatte, kann Terzic nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Denn auch wenn niemand aus der Samstags-Elf das entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigen konnte, sich geschweige denn empfahl für Minuten im Wembley-Endspiel, ist genau das ein Problem.

Zum einen: Am Ende entscheiden die schwächsten Glieder der Kette über die Qualität der kommenden Trainingseinheiten in der Vorbereitung auf das Endspiel in der Königsklasse. Und Druck verspürt die Stammelf aktuell viel zu wenig. Auch über das Finale in der Champions League hinaus strahlt die Niederlage von Mainz ab.

Nmecha mit seiner Rolle beim BVB überfordert

Zum wiederholten Mal stellte man sich die Frage, wieso Felix Nmecha auch nach fast einem Jahr BVB den Eindruck erweckt, als sei er mit seiner Rolle überfordert oder habe noch gar nicht verinnerlicht, was auf dem Platz eigentlich von ihm erwartet wird. Die aktuelle Form etlicher Spieler ist bedenklich, nicht nur bei Youssoufa Moukoko, bei dem die fehlende Wettkampfpraxis sich sehr deutlich bemerkbar macht.

Einigen mangelt es erkennbar an Wettkampfhärte, allen voran bei Niklas Süle. Der einstige Dreikampf um die zwei Innenverteidiger-Positionen findet de facto nicht mehr statt, die in Ausnahmeform agierenden Mats Hummels und Nico Schlotterbeck zehren zuvorderst von ihrer intrinsischen Motivation. Apropos Form und Fitness: Wettbewerbsfähig und wehrhaft, als der Borussia ein Gegner gegenüberstand, der diese Attribute selbst auf den Rasen brachte, präsentierte sich niemand. Doch in Wembley wird Dortmund mutmaßlich mehr als eine Stammelf benötigen, wenn man den ganz großen Coup landen will.

Beim BVB steht der nächste Umbruch bevor

Parallel zur Vorbereitung auf das große Finale gegen Real Madrid, auch das machte Terzic vor dem Spiel am Samstag deutlich, läuft längst die Saisonplanung für die kommende Spielzeit und darüber hinaus. Das Mainz-Spiel bestätigte nur, was ohnehin schon Konsens ist auf den Fluren der Geschäftsstelle Sport: In der Breite muss der Kader für den neuen Anlauf in Richtung Spitze deutlich besser aufgestellt sein als in dieser Saison. Die Kader-Korrekturen dürften daher umfangreich ausfallen. Nicht zum ersten Mal.