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Gladbach für Zorc „schon abgehakt“ - BVB-Sportdirektor erinnert an die „Eier“
Borussia Dortmund
Der Kantersieg gegen Gladbach soll beim BVB neue Kräfte freisetzen. Damit will die Borussia das Ruder bei den Glasgow Rangers in der Europa League noch herumreißen. Michael Zorc packt das Team bei der Ehre.
Zu den vielen Merchandising-Produkten bei Borussia Dortmund zählen auch kleine Stücke Traubenzucker. 5,75 Gramm Dextrose in einem gelben Päckchen. Darauf ist ein Energieregler abgebildet. Der pendelt aber nicht bloß zwischen minimal und maximal. Der Regler steht noch deutlich weiter rechts neben der Anzeige Maximum. Denn dort gibt es noch eine gesonderte Kategorie. Sie lautet „BVB“.
BVB erreicht gegen Gladbach höheres Energie-Level
Am vergangenen Donnerstag beim peinlichen 2:4 in den Playoffs der Europa League gegen die Glasgow Rangers war davon nichts zu spüren. „Beim Thema Energie waren wir nicht auf dem Niveau, auf dem wir hätten sein müssen“, konstatierte Marco Rose zerknirscht. Begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert schlichen seine Spieler in die Kabinen. Nur drei Tage später zeigte der BVB beim 6:0-Triumph gegen Borussia Mönchengladbach ein gänzlich anderes Bild. Statt eines Pfeifkonzerts bejubelte die Südtribüne ihre Mannschaft. Dortmund feierte die Renaissance der Kernenergie, die dem Team an guten Tagen innewohnt, die sie beständig antreibt.
Mit Glück und Geschick hatte der BVB einige durchaus schwierige Spielphasen überstanden und am Ende einen überdeutlichen Sieg eingefahren, der die tatsächlichen Kräfteverhältnisse nicht angemessen wiedergab. Die Gäste vom Niederrhein konnten die erste halbe Stunde ausgeglichen gestalten. Dass die Schwarzgelben nicht einem Rückstand hinterherrannten, lag in erster Linie an Gregor Kobel. Gleich dreimal scheiterten die Gladbacher durch Kouadio Koné (23.), den umtriebigen Ex-Dortmunder Jonas Hofmann (29.) und Fabian Neuhaus (32.) am glänzend parierenden Schweizer.
BVB-Trainer Rose stellt erstmals wieder auf Dreierkette um
In allen drei Fällen fanden die Gäste zu leicht den Weg durchs Zentrum. Der BVB – erstmals seit dem 1:2 bei RB Leipzig Anfang November wieder mit einer Dreierkette – hatte hier durchaus eine knifflige Phase zu überstehen. „Wie erfolgreich wir spielen, ist bei uns keine Frage der taktischen Anordnung“, urteilte Michael Zorc im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Gemüter des BVB-Sportdirektors dürfte der 1:0-Führungstreffer von Marco Reus (26.) dennoch beruhigt haben.
Im Vorfeld von Trainer Rose klar in die Pflicht genommen, schwang sich der Kapitän zu einer Gala-Vorstellung auf. In der Folge war Reus an fünf von sechs Treffern direkt beteiligt. Das 2:0 (32.) von Donyell Malen, das 3:0 (70.) von Marius Wolf sowie das 4:0 (74.) von Youssoufa Moukoko bereitete Reus vor. Das 5:0 (82.) erzielte er dann nach Traumpass von Mats Hummels wieder selbst, ehe Emre Can per Elfmeter mit dem 6:0 (90.+1) den Deckel draufmachte.
BVB-Matchwinner Marco Reus lobt die Energie auf dem Platz
„Wir mussten wieder eine Reaktion zeigen und das haben wir geschafft. Wir waren mit einer guten Energie dabei und haben so den Gladbachern den Schneid abgekauft“, befand Matchwinner Marco Reus bei DAZN. Getrübt wurde die Freude über den Kantersieg durch die verletzungsbedingten Auswechslungen von Dan-Axel Zagadou (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Giovanni Reyna (Muskelverletzung).
Während Reyna bereits in zwei Wochen teilweise im Übungsbetrieb zurückerwartet wird, wird Zagadou dem BVB voraussichtlich einige Wochen fehlen. Dessen Stellvertreter Marin Pongracic „hat es sehr ordentlich gemacht“, urteilte Michael Zorc. Der Blick des Sportdirektors richtete sich umgehend nach vorn.
Für BVB-Sportdirektor Michael Zorc geht es nur noch um Glasgow
„Gladbach war mit dem Abpfiff für mich abgehakt. Es geht für uns nur noch um Glasgow. Ich habe gesagt, wenn die Mannschaft Eier hat, dreht sie das noch. Das gilt weiterhin“, unterstrich Zorc am Montag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Der furiose Sieg gegen die Fohlen hat die Dortmunder in ihrem Glauben bestärkt, dass ein Einzug ins Achtelfinale der Europa League keineswegs illusorisch ist. „Es ist Halbzeit, wir liegen 2:4 hinten und wir haben die Aufgabe, das zu drehen. Jeder weiß, was das bedeutet“, sagte Michael Zorc kämpferisch.
„Wir haben Donnerstag ein Endspiel. Heute haben wir unser Selbstvertrauen zurückgeholt. Uns erwartet ein Kampf und wir werden bereit sein“, kündigte Marco Reus an. Es wird im Ibrox-Park einen Kraftakt benötigen. Viel Energie wird gefragt sein. Mehr noch, als gegen die Fohlen. Vielleicht packt der BVB vorsorglich ein paar Traubenzucker mit ins Reisegepäck.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
