
BVB-Stürmer Steffen Tigges erzielte in dieser Saison sein erstes Bundesligator. © Imago / Eibner
BVB-Spielerzeugnis: Steffen Tigges zwischen Durchbruch, Fußbruch und Umbruch
Borussia Dortmund
Endlich die ersten Bundesliga-Tore – doch richtig happy kann BVB-Stürmer Steffen Tigges nicht sein. Erst spielte er wenig, dann verletzte er sich. Nun wird er schauen, wo und wie es für ihn sportlich weitergeht.
Hinter Borussia Dortmund liegt eine äußerst durchwachsene Saison. Während in der Bundesliga das Soll mit Rang zwei erreicht wurde, erlebten die Schwarzgelben in den Pokalwettbewerben kompletten Schiffbruch. Eine Woche nach Saisonende wurde die Zusammenarbeit mit Trainer Marco Rose vorzeitig beendet. In unserem Spielerzeugnis blicken wir zurück auf turbulente Monate. Heute im Fokus: Steffen Tigges.
So lief die Saison 21/22 für Steffen Tigges: Diese Szene vom 30. Oktober 2021, „die gucke ich mir ab und zu nochmal an, um das Gefühl wieder hervorzuholen“. Steffen Tigges möchte den Moment seines ersten Bundesliga-Tores, das 2:0 gegen 1. FC Köln, vor den Füßen der Südtribüne, gerne konservieren. Lange hat er auf diesen Premierentreffer hingearbeitet. Zwei weitere Tore kamen hinzu in dieser Saison. Das machte ihn situativ glücklich, aber nicht permanent.

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Obwohl Tigges, zuvor Anführer der U23, zum Profikader gehörte in der vergangenen Saison, weiß er auch, „dass ich nicht über die Joker-Rolle hinausgekommen bin. Ich habe nicht so viel gespielt, wie ich es mir erhofft habe.“ Es hätten noch mehr Spielminuten werden können, wenn sich der großgewachsene Stürmer nicht am 9. März im Training eine komplizierte Sprunggelenksfraktur zugezogen hätte. Damit war die grundsätzlich gute Saison für ihn gelaufen.
Das sagt die Statistik: Neun Bundesligaspiele – das klingt nicht schlecht. Allerdings wurde Tigges jedes Mal eingewechselt und stand in Summe nur 106 Minuten auf dem Rasen. Bemerkenswert, dass ihm als Kurzarbeiter dennoch drei Tore gelangen.
Außerdem verbuchte er zwei Einwechslungen im DFB-Pokal, zwei in der Europa League, eine in der Champions League und tatsächlich einen Startelfeinsatz: Beim 1:3 gegen Ajax Amsterdam zuhause in der Königsklasse, als der BVB – ohne Erling Haaland – voll auf Sieg spielte.
Das sind die Stärken und Schwächen: Zwei seiner drei Treffer erzielte Tigges per Kopf, das ist eine klare Stärke beim 1,93 Meter langen Angreifer. Für einen Offensivspieler sind 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe ebenfalls mehr als ordentlich. Tigges ist ein Kämpfer, der keine Wege scheut, der in der Spitze auch für die Mannschaft arbeitet. Auf höchstem Niveau stößt er allerdings auch noch sichtbar an seine Grenzen bei der Beweglichkeit, bei der Ballverarbeitung in engen Räumen, im Kombinationsspiel.

Im Champions-League-Heimspiel gegen Ajax Amsterdam durfte Steffen Tigges von Beginn an ran. © imago images/Jan Huebner
Ausblick und Perspektive: Grundsätzlich steht Tigges beim BVB hoch im Kurs, und der Klub beim Spieler auch. Doch gleichzeitig sind beide Parteien auch Realisten. Für die Zeit nach Erling Haaland, dessen viele Ausfälle Tigges unter Trainer Marco Rose nicht für sich ausnutzen konnte, holt der BVB eine neue Nummer 9. Und dann sind da ja auch noch Neuzugang Karim Adeyemi, Donyell Malen oder Youssoufa Moukoko. Viele Kandidaten für wenige Plätze in der Sturmreihe. „Ich will mich durchboxen, aber man muss auch schauen, welche Spieler da sind, wie die Lage ist und wo ich mich am besten weiterentwickeln kann“, sagt Tigges im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten vor wenigen Wochen offen. Um sich in Dortmund durchzusetzen, „muss mehr kommen, das liegt an mir“.
Ärgerlich: Seit März konnte der verletzte Tigges nicht für sich werben. Einige Bundesliga-Klubs dürften seinen Namen dennoch auf ihren Zetteln stehen haben. Gedanken an einen Wechsel könnten in den nächsten Wochen reifen, wenn die Aussichten auf Spielzeit beim BVB trübe blieben. Doch erstmal will Tigges nur eines: fit werden. Ende Juni, Anfang Juli könnte er wieder auf dem Trainingsplatz stehen. In Dortmund.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
